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Sophie von der Tann, Korrespondentin im ARD-Studio Tel Aviv, berichtet im Oktober 2023 live aus Sderot. Einen Kilometer entfernt im Hintergrund liegt die Grenze zum Gazastreifen.

© Buza Eli Tzoran

Causa Sophie von der Tann: Guter Journalismus lernt aus der Geschichte

Auf die ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann prasselte einige Kritik ein. Dabei tut sie nur, was Wissenschaftler auch machen: Sie ordnet das Geschehen aus einer informierten Perspektive ein. 

Ulrike Freitag
Eine Kolumne von Ulrike Freitag

Stand:

Geschichtswissenschaft erforscht in der Vergangenheit liegende Ereignisse. Sie versucht, diese aus der Logik der jeweiligen Zeit heraus zu verstehen – aber auch vor dem Hintergrund heutiger Problemlagen und Theorien zu erforschen.

Ob man „aus der Geschichte lernen“ kann? Darum gibt es schon lange eine Debatte und die meisten Fachkollegen beantworten sie vorsichtig. Geschichte könne zwar helfen, mögliche handlungsleitende Faktoren zu erkennen. Unmittelbare Folgerungen treffen kann sie jedoch nicht.

In anderen Worten: Geschichte hilft beim Erklären von Entwicklungen, sie also aus den jeweiligen Kontexten heraus verständlich zu machen.

Dies machen auch gute Journalisten wie die ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann, wenn sie aus Israel über die Angriffe vom 7. Oktober 2023 und den Gazakrieg berichtet. Ihr Hinweis auf die Vorgeschichte des 7. Oktober ist eine Erinnerung an die lange Geschichte der gewaltsamen Konkurrenz zwischen zwei konkurrierenden Nationalismen.

Gewalt mit langer Geschichte

Sie erinnert auch daran, dass zur Vorgeschichte der Gründung Israels nicht nur unter anderem der europäische Antisemitismus des 19. Jahrhunderts, britische koloniale Interessen und natürlich der Holocaust gehören. Auch die dramatischen Folgen für die arabische Bevölkerung Palästinas sind zu nennen.

Dieser Konflikt setzte sich mit der Etablierung des Staates Israel fort. Ob die überwiegend von Gewalt geprägte Beziehung zwischen Palästinensern und Israelis in einer friedlichen Koexistenz münden kann, ist hingegen eine politische Entscheidung der politischen Führung beider Völker.

Möglicherweise hilft dabei weniger ein Blick in die Geschichte des Konflikts. Sondern einer auf erfolgreiche Konfliktlösungen in Irland und anderswo.

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