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Corona-Variante „Nimbus“: Droht Deutschland eine neue Welle?
Weltweit breitet sich die neue Corona-Variante NB.1.8.1 rasch aus. Doch in Deutschland ist sie bisher kaum sichtbar. Experten warnen dennoch: Die Immunität der Bevölkerung könnte nachgelassen haben.
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Die neue Corona-Variante NB.1.8.1, auch „Nimbus“ genannt, die sich aktuell weltweit ausbreitet, wurde in Deutschland bislang nur vereinzelt nachgewiesen. „Ein Trend lässt sich hier nicht ableiten, aktuell sind die Corona-Fallzahlen gering und es wird entsprechend weniger sequenziert“, teilt das Robert Koch-Institut mit.
Laut dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) breitet sich die Variante vor allem in Teilen Asiens, darunter China, Hongkong und Singapur, aus.
Bislang gibt es laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) keine Hinweise darauf, dass NB.1.8.1 schwerere Verläufe verursacht als andere Varianten. Auch die bisherigen Impfstoffe sollen weiterhin vor schweren Erkrankungen schützen. Nach Angaben der EU-Gesundheitsbehörde ECDC wurden bisher keine auffälligen Veränderungen bei Krankenhausaufnahmen, Intensivbehandlungen oder Todesfällen beobachtet.
Variante unter Beobachtung
„Wir gehen nicht davon aus, dass die NB.1.8.1-Variante ein größeres Risiko für die öffentliche Gesundheit darstellt als andere Omikron-Varianten“, teilte die ECDC am 13. Juni mit. Auch Einschränkungen bei der Wirksamkeit der Impfstoffe gegen schwere Verläufe seien nicht zu erwarten.
Die Variante NB.1.8.1 wurde inzwischen sowohl von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als auch von der EU-Gesundheitsbehörde ECDC als „Variante unter Beobachtung“ eingestuft. SARS-CoV-2 zirkuliere derzeit auf niedrigem Niveau in Europa, sagte Edoardo Colzani von der ECDC. „Das könnte aber in den kommenden Wochen ansteigen“.
Der Basler Biophysiker Richard Neher erklärte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, NB.1.8.1 nehme im Vergleich zu anderen Varianten an Häufigkeit zu. Ob sie sich dauerhaft durchsetzt, hänge jedoch von der weiteren Entwicklung des Erregers ab.
Gefahr für Risikogruppen steigt
In der Meldewoche bis zum 8. Juni registrierte das RKI 698 Corona-Fälle. Zwar bewegen sich die Zahlen auf niedrigem Niveau, doch deutet sich laut aktuellem Wochenbericht ein leichter Anstieg an. Experten gehen davon aus, dass viele Infektionen unentdeckt bleiben – nicht zuletzt, weil aktuell weniger getestet wird.
Es ist wichtig, dass Risikogruppen, einschließlich älterer Erwachsener, ihre Covid-19-Impfungen gemäß den nationalen Empfehlungen auf dem neuesten Stand halten.
Edoardo Colzani, EU-Gesundheitsbehörde ECDC
Nach einem Winter mit geringer SARS-CoV-2-Zirkulation könnte die Immunität in der Bevölkerung teilweise nachgelassen haben, warnte ECDC-Forscher Edoardo Colzani. Besonders ältere Menschen und andere Risikogruppen seien dadurch bei steigender Virusaktivität womöglich wieder anfälliger für schwere Verläufe.
Unzureichende Impfquoten
Edoardo Colzani, Leiter der ECDC-Abteilung für Atemwegsviren, verwies in diesem Zusammenhang auf weiterhin unzureichende Impfquoten bei älteren Erwachsenen in der EU. In der Mehrheit der EU-Länder liegt die Impfquote bei über 80-Jährigen bei unter 50 Prozent. Das ECDC betonte, dass die verfügbaren Covid-19-Impfstoffe wirksam vor schweren Verläufen schützen.

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„Daher ist es wichtig, dass Risikogruppen, einschließlich älterer Erwachsener, ihre Covid-19-Impfungen gemäß den nationalen Empfehlungen auf dem neuesten Stand halten, um den Schutz vor schweren Erkrankungen aufrechtzuerhalten“, betonte Colzani. Je nach Abstand zur letzten Impfung und aktueller Infektionslage könnten für besonders gefährdete Gruppen auch zusätzliche Dosen außerhalb regulärer Impfkampagnen erwogen werden.
Bei hohem individuellem Risiko sollte laut ECDC besser auf die derzeit verfügbaren Covid-19-Impfstoffe zurückgegriffen werden, statt auf angepasste Impfstoffe zu warten.
Sollten die Covid-19-Fälle wieder deutlich steigen, raten die ECDC-Fachleute: Wer krank ist, bleibt zu Hause, achtet auf Hygiene und lüftet regelmäßig. Besonders gefährdete Personen sowie deren Angehörige und Betreuende sollten in vollen Innenräumen eine Maske tragen.
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