
© IPCC Secretariat
Erschwerte Bedingungen für den IPCC: Trump-Regierung behindert Arbeit am neuen Klimabericht
Die IPCC-Arbeitsgruppe Klimaschutz hat personelle Unterstützung aus den USA verloren. Die Regierung unter Donald Trump feuerte die Geschäftsstelle des Weltklimarats.
Stand:
Derzeit tagt der Weltklimarat in Hangzhou in China. Das wissenschaftliche Gremium fasst regelmäßig den Wissensstand zum Klimawandel für die Verhandlungen unter dem Dach der Vereinten Nationen zusammen. In Hangzhou geht es unter anderem um die Kapiteleinteilung des nächsten, siebten Sachstandsberichts. „Dies ist eine entscheidende Sitzung“, sagte der IPCC-Vorsitzende Jim Skea. Wie der Tagesspiegel erfuhr, erschwert jedoch die US-Regierung unter Donald Trump die Arbeitsbedingungen.
Üblicherweise werden bereits die Kapitelüberschriften unter den Delegierten der 195 Mitgliedsregierungen des IPCC ausführlich diskutiert. Wie sollen Aspekte des menschengemachten Klimawandels, seiner Folgen sowie der Möglichkeiten zur Anpassung und zur Verminderung gewichtet werden? Außerdem werden Zeitpläne und Budgets verhandelt – grundlegende Entscheidungen. Erst danach können die als Autorinnen und Autoren gewonnenen Fachleute beginnen, den Bericht zu erstellen. Doch auf diesem Treffen in China fehlen unter den rund 400 Delegierten diejenigen aus den USA.
„Abschaffung nicht notwendiger Beraterverträge“
Die Regierung unter Donald Trump hat Mittel zur Abdeckung ihrer Reisekosten gestrichen. Für den nächsten, im Jahr 2029 erwarteten Sachstandsbericht des IPCC könnte sich aber etwas anderes als noch weit problematischer erweisen: Auch die Geschäftsstelle der US-Arbeitsgruppe „Klimaschutz“ wurde aufgelöst, die Gehälter ihrer Mitarbeitenden gestrichen. Der Co-Vorsitzenden aus den USA, Katherine Calvin, fehlt nun die personelle Unterstützung für den erheblichen Arbeits- und Organisationsaufwand. Und ihr selbst wurde untersagt, an dem Treffen teilzunehmen.
Die Mitarbeitenden der Geschäftsstelle, im Englischen „Technical Support Unit“ (TSU), unterstützen die Vorsitzenden und Vize-Vorsitzenden der IPCC-Arbeitsgruppe „wissenschaftlich, technisch und organisatorisch“, so steht es noch auf der IPCC-Website. Die TSU ist auch wichtiger Ansprechpartner für die auf viele Länder verteilten Autorinnen und Autoren, nicht zuletzt für Fragen zur termingerechten Fertigstellung des Berichts.
Die nun entlassenen Mitglieder arbeiteten in der US-Hauptstadt Washington. Weitere Mitglieder sind bei der zweiten Co-Vorsitzenden Joy Jacqueline Pereira in Malaysia tätig und noch eine Gruppe unter dem Dach der US Meeres- und Atmosphärenbehörde NOAA in Ashville. Diese arbeiten aber nur in Teilzeit für den IPCC.
Die Co-Vorsitzende „Kate“ Calvin ist derzeit oberste Wissenschaftlerin und Klimaberaterin der US-Weltraumbehörde Nasa. Diese muss auch ihre Auslandsreisen genehmigen, was nun auf Anweisung der Trump-Regierung nicht erfolgte. Sie fällt unter „Abschaffung nicht notwendiger Beraterverträge“.
Es wird erwartet, dass Calvin noch vor Abschluss des siebten IPCC-Berichtes zu ihrem vorherigen Arbeitgeber, dem Pacific Northwest National Laboratory, zurückkehrt, wo sie solche Eingriffe nicht befürchten muss.
Fallen nun die Klimaziele?
Die Arbeitsfähigkeit der Arbeitsgruppe ist objektiv stark eingeschränkt, sagte eine bei dem Treffen in Hangzhou anwesende Person, die nicht namentlich genannt werden möchte, dem Tagesspiegel. Dabei wäre das bei den teils schwierigen Verhandlungen dringend erforderlich.
Die gemeinsam verabschiedete Kapiteleinteilung und der Zeitplan für das Erscheinen des Sachstandsberichtes muss mit dem nächsten, alle fünf Jahre anstehenden „global stocktake“ abgestimmt werden. Dieses ist auf der 33. Weltklimakonferenz im Jahr 2028 fällig. Dann soll erneut Bilanz gezogen werden, wie weit die Bemühungen fortgeschritten sind, die 2015 in Paris vereinbarten Klimaziele zu erreichen.
Bislang könnten die weiterhin tätigen TSU-Mitarbeiter den Ausfall ihrer Kollegen und Kolleginnen aus den USA wettmachen. Doch man müsste jetzt finanzielle Mittel bereitstellen, um die TSU in einem anderen Land anzusiedeln. Hat das Agieren der Trump-Administration noch weitere Folgen?
Auch Forschende aus den USA, die am Bericht mitschreiben sollen, sind verunsichert, heißt es. Bereits in der ersten Amtszeit von Donald Trump konnten Forschende aus den USA nicht an Autorentreffen teilnehmen, die der IPCC bewusst an gleichmäßig über den Globus verteilten Orten abhält.
Unklar ist auch, wie sich die USA unter Trump in der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen aufstellen. Das hängt nicht direkt von den jetzt ausgegebenen Anweisungen an landeseigene Behörden ab, die den IPCC betreffen. Aber es gebe bereits markante Veränderungen.
Die USA schicken niemanden mehr zu Arbeitssitzungen und ein gewählter amerikanischer Vertreter hat sich aus einem Gremium zurückgezogen. Fortschritte im international koordinierten Klimaschutz sind auch ohne die USA möglich, aber sie verlieren mit der großen Wirtschaftsmacht auch an Bedeutung.
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