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Ihre Lebensstilentscheidung hat Höhlensalmler (oben) ziemlich verändert.

© Nicolas Rohner

Folgenschwere Lebensstilentscheidungen: Was das Höhlenleben aus ganz normalen Fischen machte

Sich regelmäßig zu bewegen beugt vielen Erkrankungen vor und gerade im Tierreich auch dem Gefressenwerden. Manche behalten die Fähigkeit auch ohne Not bei.

Patrick Eickemeier
Eine Kolumne von Patrick Eickemeier

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Bisweilen können sehr unterschiedlich aussehende Wesen doch sehr viel gemeinsam haben.

Zum Beispiel den in Mexiko und Texas verbreiteten Süßwasserfisch Astyanax mexicanus gibt es in zwei Formen: silbrig-glänzend und auch ansonsten, wie man Fische kennt, oder weitgehend weiß und augenlos. Ob es sich wirklich um nur eine Art handelt, oder um einen Artkomplex unterschiedlicher Spezies, wird noch diskutiert.

Die bleiche Variante hat sich entwickelt, seit die Fische vor rund 160.000 Jahren unterirdische Gewässer in Höhlen besiedelten. Dort war es zwar duster, aber es gab genug zu fressen, keinerlei Fressfeinde und keine oder kaum Strömung.

Die Unterwelt-, beziehungsweise Umweltbedingungen machten es in der Evolution dieser Fische weitgehend überflüssig, zu schwimmen, berichteten Forscher um Nicolas Rohner vom Stowers Institute for Medical Research in Kansas City bereits vor einiger Zeit in der Fachzeitschrift „PNAS“.

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Wer sich nun an aktuelle Umstellungen des persönlichen Lebenswandels erinnert fühlt, verursacht etwa durch den Wechsel der Jahreszeiten, hin zu einem insgesamt bewegungs- und Licht-ärmeren Dasein bei stetiger Nahrungsaufnahme, dem sei versichert, dass die äußerlichen Veränderungen der Fische erst über evolutionäre Zeiträume, viele Generationen und Jahrtausende hinweg eintraten. Aber sie traten ein.

Die Muskelmasse nahm ab und das Körperfett zu, von etwa einem Zehntel des Gesamtgewichts bei den oberirdisch lebenden Fischen auf etwa ein Drittel bei den Höhlenfischen. Darüber hinaus stellten die Forschenden fest, dass im Erbgut der unterirdisch lebenden Tiere Gene abgeschaltet waren, die für schnelle Muskelbewegungen aktiv sein müssen.

Ihre Ergebnisse würden den Einfluss von Inaktivität auf die Muskulatur belegen, sagen die Forschenden. Sie machten jedoch auch eine überraschende Entdeckung: Höhlenfische verzichten vor allem auf Schwimmsprints, die bei ihren oberirdischen Verwandten zu territorialem oder aggressivem Verhalten gehören. Sie schwimmen gleichmäßig und langsam.

Aufgeschreckt konnten sie aber auf das 3,5-Fache ihres gemächlichen Tempos beschleunigen und diese Geschwindigkeit lange beibehalten. Offenbar haben sie im Höhlenleben die Fähigkeit entwickelt, Reserven zu mobilisieren und „mit beachtlicher Ausdauer“ ihre verbliebenen Muskeln einzusetzen – wenn sie es müssen.

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