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Gescheiterter Plastikpakt der UN: Es ist Zeit zu handeln – eine plastikfreie Zukunft ist möglich
Dass die Verhandlungen für ein Plastikabkommen der Vereinten Nationen scheiterten, darf nicht in Resignation münden. Der schädliche Müll muss reduziert werden, in der Industrie und im Alltag.

Stand:
Wir wurden enttäuscht. Hoffnungsvoll hatten wir, in deren Blutbahnen Mikroplastik kreist, in deren Herz, Nieren, Leber, Eizellen oder Sperma Mikroplastik schlummert, auf die Verhandlungen zum UN-Plastikabkommen geschaut. Es sollte uns von dieser Geißel der Menschheit, die sie selbst schuf, erlösen. Doch sie scheiterten: weil die Öl produzierenden Länder eine zukunftsfähige Lösung blockierten. Erdöl ist der Ausgangsstoff für Plastik.
Das Scheitern aber entbindet uns nicht vom Handeln. Mit rund 18 Millionen Tonnen Verpackungsmüll, so die Deutsche Umwelthilfe (DHU), sind wir Deutsche Spitzenreiter in der EU. Das können wir ändern. Wir haben die Wahl und wir haben ein gutes Vorbild: die Natur und ihre fein abgestimmten Kreisläufe. Der offensichtlichste Kreislauf: Die Blätter, die im Herbst zu Boden fallen und zu Humus werden, der neue Nährstoffe bringt.
Die Vorstellung einer „plastikfreien Zukunft“ mag utopisch klingen. Doch sie ist machbar und sie beflügelt Innovationen und Investitionen. Durch nationale Maßnahmen und auf EU-Ebene können wir Impulse setzen, die Investitionen in Design und Produktion biologisch abbaubarer Kunststoffe ankurbeln. Studien zeigen, dass die benötigten Anbauflächen nicht das Essen vom Teller und das Futter aus den Ställen klauen. Sie zeigen auch, dass eine Kreislaufwirtschaft zudem den Bedarf an Anbauflächen drastisch senkt.
Wir müssen gleichwohl weiter für ein Abkommen kämpfen. Unsere ungezügelte Plastik-Produktion und völlig inakzeptable Entsorgung gefährden nicht nur unsere Gesundheit. Wir zerstören damit unser aller Lebensgrundlagen. Meeresbewohner und auch Vögel sterben längst elendig daran. Deshalb ist es gut, dass die überwiegende Mehrheit der 180 Staaten die Idee nicht aufgibt und an einem wirksamen Abkommen arbeiten will.
Praktisch können wir bereits jetzt auf Plastik verzichten und unverpackt statt verpackt einkaufen. Wir können auf Mehrweg statt Einweg setzen. Wir können Plastik reduzieren und Verpackungen, und auch Kleidung, aus recycelten Kunststoffen nutzen. Wir können unsere Zukunft im Einklang mit der Natur gestalten. Auf andere zeigen, ist zu billig. Die Frage muss sein: Wollen wir?
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