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Giftig in geringer Dosis: Viele Chemikalien belasten unerkannt Gewässer
Selbst mit modernen Methoden lassen sich nicht alle Chemikalien in Gewässern aufspüren. Einige schaden Lebewesen aber schon in Konzentrationen unterhalb der Nachweisgrenze.
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Für viele Chemikalien in Gewässern liegen keine oder nur unzureichende Messwerte vor. Das hat ein deutsches Forscherteam für die USA nachgewiesen und berichtet im Fachjournal „Science“ darüber. In Teilen ist die Studie nach Angaben des Umweltbundesamtes auch auf Deutschland übertragbar.
Für nur 0,5 Prozent von rund 297.000 Chemikalien in der Datenbank der US-Umweltbehörde sei ausreichend dokumentiert, ob sie vorkommen und wie sie wirken, schreibt das fünfköpfige Team der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau.
Früher habe es einen Mangel an Daten zur Giftigkeit gegeben, heute fehle es eher an Monitoring-Daten. „Die stetig zunehmende Geschwindigkeit, mit der neue Chemikalien in die Umwelt gelangen, stellt eine Herausforderung für die Bewertung von Umweltrisiken dar.“ In manchen Fällen könnten „erhebliche Umweltgefahren“ übersehen werden, heißt es in der Studie.
Auch in Deutschland ist einiges nicht nachweisbar
Einige Substanzen seien für Gewässerlebewesen bereits in Konzentrationen giftig, die noch gar nicht nachgewiesen werden können, schreibt das Team. Besonders ausgeprägt sei das bei den Insektenvernichtungsmitteln und hier insbesondere bei der Gruppe der Pyrethroide.
Sie sind für viele Insektenlarven, aber auch für Fische und andere Lebewesen im Wasser stark giftig. Viele relevante Pyrethroid-Konzentrationen blieben im Rahmen regulärer Monitoringprogramme unentdeckt, schreiben die Forschenden mit Blick auf die USA.
Auch in Deutschland gebe es Stoffe, die in Gewässern bereits in Konzentrationen schädlich sein könnten, die nicht nachgewiesen werden oder nicht einmal nachgewiesen werden können, sagte ein Sprecher des Umweltbundesamtes. Das gelte auch hier insbesondere für die Pyrethroide.
Es gebe klare Hinweise darauf, dass landwirtschaftlich genutzte Pestizide und Arzneimittel Gewässerökosysteme in Deutschland belasten, sagte der Uba-Sprecher. Auch dies gelte besonders für die Pyrethroide, aber auch für andere Wirkstoffe. Die gesetzlichen Regelungen und bestehenden Maßnahmen zum Schutz von Oberflächengewässern reichten nicht aus.
Chemikalienzahl nimmt zu
„Das US-amerikanische Wassermonitoring gilt als das umfassendste Programm zur Erfassung von Wasserqualität über große räumliche und zeitliche Skalen“, schreiben die Forschenden. Andere Regionen, wie etwa die EU, verfügten über weniger umfassende oder keine Monitoringprogramme oder veröffentlichten keine Daten.
„Heute steht die Überwachung der Oberflächenwasserqualität vor einer doppelten Herausforderung: einerseits der starken Zunahme eingesetzter Chemikalien, andererseits dem Fehlen hochsensitiver analytischer Methoden für hochtoxische Substanzen in regulären Untersuchungen.“ (dpa)
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