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Ein Arzt untersucht ein Kind. In der Altersgruppe der Schulkinder (5 bis 14 Jahre) ist die Inzidenz zwar leicht zurückgegangen, liegt aber immer noch deutlich über den Werten der beiden Vorjahre.

© dpa/Sebastian Gollnow

Grippewelle hält Deutschland weiter im Griff: Influenza-B-Viren besonders dominant

Die Zahl der Atemwegserkrankungen geht zwar langsam zurück, doch die Grippewelle bleibt hartnäckig. Besonders auffällig: Influenza-B-Viren setzen sich immer stärker durch – das hat Folgen für den Krankheitsverlauf.

Stand:

Die Grippe- und Erkältungswelle lässt Deutschland nicht los. Zwar verzeichnet das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem aktuellen Wochenbericht einen leichten Rückgang der Fallzahlen, doch das Niveau bleibt hoch. Besonders die starke Verbreitung von Influenzaviren prägt weiterhin das Infektionsgeschehen – ein Trend, der sich bereits in den Vorwochen abzeichnete.

Laut RKI kämpfen derzeit rund 6,7 Millionen Menschen in Deutschland mit einer akuten Atemwegserkrankung – vor drei Wochen waren es noch etwa acht Millionen. Während die Fallzahlen bei Schulkindern und Menschen über 60 Jahren auf hohem Niveau stagnieren, ist in den übrigen Altersgruppen ein Rückgang zu verzeichnen.

Kein Rückgang im Abwasser

Derzeit werden die meisten Atemwegserkrankungen weiterhin durch Grippeviren verursacht. In der 8. Kalenderwoche (17.–23. Februar) enthielten 55 Prozent der in Arztpraxen analysierten Proben Influenza-A- oder -B-Viren, wobei Influenza-B-Viren seit zwei Wochen dominieren (aktuell mit 60 Prozent).

Die Symptome der Grippe unterscheiden sich deutlich von denen einer Erkältung, da andere Viren die Ursache sind.

© dpa/Christina Sabrowsky

Zudem wurden 34 Prozent Influenza A(H1N1)pdm09- und 6 Prozent A(H3N2)-Viren nachgewiesen. Vor rund vier Wochen waren noch überwiegend Influenza-A-Viren im Umlauf. Respiratorische-Syncytial-Viren (RSV) wurden in neun Prozent der Proben festgestellt, SARS-CoV-2 in einem Prozent der Tests.

Auch im Abwasser zeigt sich, dass der Influenza-Typ B mittlerweile den Typ A als dominierenden Influenza-Typ abgelöst hat. Allerdings ist im Abwasser noch kein Rückgang der absoluten Zahlen zu verzeichnen. Die Stagnation der Fallzahlen auf hohem Niveau könnte darauf hindeuten, dass der Höhepunkt der Grippewelle erreicht ist. Das Infektionsgeschehen ist jedoch dynamisch und kann sich im Verlauf der Grippesaison bis zum Frühjahr noch verändern.

In der Altersgruppe der Schulkinder (5 bis 14 Jahre) ist die Inzidenz zwar leicht zurückgegangen, liegt aber immer noch deutlich über den Werten der beiden Vorjahre. Bei den 15- bis 34-Jährigen stiegen die Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche wieder stark an und blieben laut RKI auf hohem Niveau. In den Altersgruppen ab 35 Jahren gingen die Fallzahlen zurück und lagen leicht über den Werten des Vorjahreszeitraums. Bei den über 60-Jährigen blieben die Werte nahezu gleich.

Influenza B-Viren wurden laut RKI in der gesamten Saison 2024/25 bislang überwiegend bei den 5- bis 34-Jährigen nachgewiesen. Aktuell war die Positivrate bei Schulkindern (5 bis 14 Jahre) besonders hoch.

Dominanz der B-Viren

Ob die Grippesymptome bei der aktuellen Erkrankungswelle tatsächlich häufig deutlich länger anhalten, wie von einigen Ärzten berichtet wird, kann anhand des RKI-Berichts nicht bestätigt werden. Vielmehr könnte die derzeitige Dominanz der Influenza-B-Viren in der Grippewelle für einen milderen Krankheitsverlauf sprechen.

Influenza-B-Viren verursachen im Vergleich zu Influenza-A-Viren, insbesondere A(H1N1)pdm092, in der Regel leichte bis mittelschwere Erkrankungen, so das Universitätsklinikum Heidelberg. Daher sei mit weniger Krankenhauseinweisungen zu rechnen. Influenza-A-Viren können jedoch große Grippewellen auslösen und neben leichten bis schweren Krankheitsverläufen auch lebensbedrohliche Verläufe verursachen.

Experten empfehlen, auch Kinder ohne Risikofaktoren gegen Grippe impfen zu lassen.

© IMAGO/HalfPoint Images

Aktuell wurden bei schwer verlaufenden Erkrankungen unter älteren Patienten laut RKI am häufigsten Influenza A(H1N1)pdm09-Viren nachgewiesen. Der Subtyp H1N1 war für die Spanische Grippe 1918–1920 und die Schweinegrippe 2009 verantwortlich.

Influenza-B-Viren wurden in der Saison 2024/25 bisher vor allem bei Personen im Alter von fünf bis 34 Jahren nachgewiesen. Dies könnte zu einer erhöhten Infektionsrate in dieser Altersgruppe führen, während ältere Menschen, die geimpft sind oder aufgrund früherer Infektionen über eine Kreuzimmunität verfügen, weniger betroffen sein könnten. Es wird zudem angenommen, dass B-Viren andere Verbreitungsmuster aufweisen als Influenza-A-Viren.

Nachholeffekte bei der Jugend

Experten führen die verstärkte Betroffenheit jüngerer Jahrgänge in der aktuellen Grippesaison auf die Nachwirkungen der Corona-Pandemie zurück. „Die Isolationsmaßnahmen zur Pandemiebekämpfung haben nicht nur die Übertragung von Covid-19, sondern auch anderer Atemwegsviren verringert“, erklärt Burkhard Rodeck, Kinder- und Jugendarzt sowie Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin.

Jüngere Jahrgänge hatten infolgedessen kaum Gelegenheit, durch wiederholten Keimkontakt eine natürliche Immunität aufzubauen. „Daher gehen wir davon aus, dass ein ‚Nachholeffekt‘ zu höheren Infektionszahlen und einer stärkeren Krankheitslast führt“, so Rodeck. Je älter Menschen sind, desto stabiler ist die vor der Pandemie erworbene Immunität.

Eine Impfung ist nach wie vor sinnvoll, denn die Grippewelle kann bis in den Frühling hinein andauern. Der vollständige Impfschutz ist etwa zehn bis 14 Tage nach der Impfung aufgebaut, daher sollte man sich so früh wie möglich impfen lassen. Experten empfehlen, auch Kinder ohne Risikofaktoren gegen Grippe impfen zu lassen. Das Risiko einer Influenza-Infektion könne unabhängig vom Impfstatus durch bekannte Schutzmaßnahmen (AHA-Regeln) reduziert werden, so das RKI.

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