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Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité in Berlin

© picture alliance/dpa/Christophe Gateau

„Masken weiterhin eines der effizientesten Mittel“: Drosten geht von Hochinzidenzphase bis Ostern aus

Für den Winter rechnet der Virologe damit, dass noch einmal härter eingegriffen werden muss. Im Sommer blieben milde Maßnahmen sinnvoll.

Die derzeit sehr starke Corona-Verbreitung könnte nach Einschätzung des Berliner Virologen Christian Drosten noch bis etwa Mitte April andauern. „Aktuell sind wir auch in einer Hochinzidenzphase. Und das wird bis Ostern so bleiben, wenn man nicht eingreift“, sagte der Wissenschaftler von der Charité in Berlin in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Wochenzeitung „Die Zeit“.

Als Vorbereitung für den Herbst müsse sichergestellt werden, dass für Risikopatienten wirksame Medikamente bereitliegen. Mit Blick auf den Sommer sagte Drosten zudem: „Und man muss wahrscheinlich mit relativ milden Maßnahmen das Infektionsgeschehen kontrollieren. Dabei sind Masken in Räumen weiterhin eines der effizientesten Mittel.“

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Junge, dreifach geimpfte Menschen könnten sich aber wieder frei bewegen und bauten im Fall einer Infektion auch für die Gemeinschaft Immunität auf. Long-Covid sei bei Geimpften deutlich seltener.

Für den Winter rechnet der Corona-Experte damit, dass „sehr wahrscheinlich“ noch einmal härter eingegriffen werden muss. Die jetzige Immunität helfe im Herbst nicht mehr gegen Übertragung. Generell werde es Jahre dauern, eine Gemeinschaftsimmunität wie bei der Influenza aufzubauen, bekräftigte Drosten.

Man werde darum „auch noch jahrelang mit relativ milden Maßnahmen im Herbst und Winter die Inzidenzen kontrollieren müssen“. Auffrischungsimpfungen im Herbst mit Fokus auf Risikogruppen könnten zusätzlich beim Eindämmen helfen. Welche Maßnahmen nötig sein könnten, führte er nicht aus.

Drosten sieht Pandemierisiko in Massentierhaltung

Man müsse aber auch Maßnahmen ergreifen, mit denen künftige Pandemien früher erkannt oder ganz vermieden werden könnten. Drosten sieht die deutsche Entwicklungspolitik in der Pflicht. „Den Laboren in Afrika fehlt oft die grundlegende Ausbildung und Ausrüstung für die alltägliche medizinische Diagnostik.“

Weil zoonotische Erreger aber nicht nur in Fledermaushöhlen oder Regenwäldern lauern, plädiert der Virologe auch für ein Umdenken in der konventionellen Tierhaltung. „Deswegen müssen wir uns dringend fragen, ob wir unbedingt eine industrielle Schweinemast oder Geflügelhaltung brauchen, wie wir sie jetzt weltweit betreiben“, sagt Drosten. „Ein auf Massentierhaltung basierender Fleischkonsum ist schon ein Pandemierisiko.“

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Drosten hatte kürzlich angekündigt, beim erfolgreichen Podcast „Das Coronavirus-Update“ bei NDR-Info nach rund zwei Jahren vorerst auszusteigen - eine Folge mit ihm und Virologin Sandra Ciesek ist noch angekündigt. Diesen Schritt als Zeichen der Pandemie-Entspannung zu verstehen, sei ein Missverständnis, machte Drosten deutlich. „Ich gestehe, ich war derjenige, der gesagt hat: Ich schaffe es nicht mehr.“

Er brauche Zeit zum Forschen und für die Leitung seines Instituts. Sollten sich große Probleme auftun, wolle er sich etwa in Interviews zu Wort melden. (mit dpa)

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