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https://en.wikipedia.org/wiki/1974_Super_Outbreak
USA Tornado Tornados April 1974

© Wikimedia Commons

Tagesrückspiegel – Heute vor 49 Jahren: Eine Epidemie von Wirbelstürmen

In den USA ist derzeit die Tornado-Saison in vollem Gange. Im April 1974 aber war es noch um einiges schlimmer.

Richard Friebe
Eine Kolumne von Richard Friebe

Stand:

Das Wort „Outbreak“ wird im Englischen eigentlich nur auf Krankheiten angewandt. Ein beliebter Fehler von Deutsch-Mutterprachlern ist es, wenn die Unterhaltung auf Ausbrüche von Vulkanen kommt, auch hier von einem „Outbreak“ zu sprechen. Eruption und das Verb „to erupt“ wären korrekt. Nicht einmal, wenn Häftlinge aus dem Gefängnis ausbrechen, sollte man den Terminus verwenden, sondern lieber „Prison Break“ sagen.

Unter den Wolken

Eine prominente Ausnahme aber gibt es von der medizinischen Outbreak-Regel, obwohl auf Deutsch niemand von „Sturm-Ausbrüchen“ sprechen würde: Gerade hat es in Nordamerika wieder einen „Tornado-Outbreak“ gegeben, mit mehr als 70 solchen von der Erdoberfläche bis zum Fuße einer Cumulus- oder Cumulonimbuswolke reichenden Windhosen innerhalb von 24 Stunden.

Einen Rekord hat dieser „Outbreak“ allerdings nicht aufgestellt. Der gehörte lange Jahre dem „Super-Outbreak“ vom 4. April 1974: Heute vor 49 Jahren wurden erstmals mehr als 100 Tornados während 24 Stunden registriert. Es waren, um genau zu sein, 148, verteilt über 13 US-Bundessaaten sowie die kanadische Provinz Ontario.

Es gab 319 direkte Todesopfer. Der materielle Schaden belief sich auf mehr als 800 Millionen Dollar. Der heutige Wert läge bei knapp fünf Milliarden.

Erkaltung und Energieerhaltung

Zu ein und demselben Outbreak gehören nur Tornados, die zeitlich nah beieinander innerhalb desselben Wettersystems, typischerweise ein Tiefdruckgebiet, auftreten. Ihre Energie beziehen all die einzelnen dieser Stürme, soweit dies bisher erforscht ist, offenbar vor allem aus in Wasserdampf gespeicherter Wärme.

Schräger Twister: Ein Tornado nahe Cincinnati, Ohio, am 3. April 1974.

© picture alliance/AP Images/Uncredited

Diese wird, während Luft unter einer Wolke auf dieselbe Weise, die etwa Segelflugzeugen und auch Vögeln Höhengewinn erlaubt, aufsteigt, in Bewegungsenergie umgewandelt. Sie wird schlicht durch Abkühlen und vor allem durch Kondensieren des zuvor gasförmigen Wassers frei.

Erst der „Super-Outbreak vom April 2011 übertraf mit 216 Tornados am 27. April und 360 insgesamt über vier Tage das Ereignis von 1974. Das gilt auch für die Zahl der direkt durch den Sturm zu Tode Gekommenen (324) und den finanziellen Schaden (etwa 12 Milliarden Dollar in gegenwärtiger Bewertung).

Ob der Klimawandel auch Tornados gefährlicher machen wird, ist bislang nicht sicher geklärt.

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