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Zwei Mädchen, die Mundschutz tragen, stehen vor einem Bodenmodell mit runden Plastikbehältern.

© Ilja C. Hendel/Wissenschaft im Dialog, CC BY-SA 4.0

Mitmach-Ausstellung auf der MS Wissenschaft: Bakterien und Wölfe jagen

Das Ausstellungsschiff der Wissenschaftsjahre liegt bis zum 8. Mai in Berlin, diesmal mit Stationen, die zeigen, wie Wissenschaftler:innen arbeiten.

„Hast du den Wolf selber gefangen, Papa?“ Die Sechsjährige, die diese Frage auf der MS Wissenschaft stellt, gehört am Dienstagabend zu den ersten Besucher:innen des Ausstellungsschiffes, das bis zum 8. Mai auf der Spree am Schiffbauerdamm liegt und von Berlin aus durch ganz Deutschland tourt.

Fragen stellen ist hier erwünscht, das Motto des von der Bundesregierung veranstalteten Wissenschaftsjahres 2022 lautet schlicht „Nachgefragt!“ Alles dreht sich darum, wie Wissenschaft funktioniert, was Forschende antreibt, woher das Wissen kommt und vor welchen Herausforderungen Wissenschaftler:innen aktuell stehen. Und, ebenfalls ganz zentral in diesem Jahr: Wie können Bürgerinnen und Bürger mitforschen?

Der Wolf ist eine Wölfin, sie ist „ausgestopft“ – Experten würden sagen: präpariert – und sie steht in der 600 Quadratmeter großen Ausstellung unter Deck. Wolfsfell streicheln, das Profil einer Wolfstatze ertasten: An der Station von drei Leibniz-Museen und -Instituten geht es um interdisziplinäre Forschung zum Phänomen Wolf in der deutschen Mythologie, Geschichte und Gegenwart.

Auf den Spuren des Wolfskots

Und darum, den Menschen die Urangst vor diesem Wildtier zu nehmen. Zu entdecken sind etwa ein Flugblatt zum „Wolfsüberfall auf Kinder in Klagenfurt 1556“ und das Vorgehen beim Wolfsmonitoring aufgrund von Wolfskot, der Hinweise auf Vorkommen, Nahrungsgewohnheiten und Genetik der Tiere gibt.

Eine Schulklasse betritt das Ausstellungsschiff MS Wissenschaft am Schiffbauerdamm in Berlin.
Eine Schulklasse betritt das Ausstellungsschiff MS Wissenschaft am Schiffbauerdamm in Berlin.

© Ilja C. Hendel/Wissenschaft im Dialog, CC BY-SA 4.0

Selber fangen soll natürlich niemand einen Wolf. Der Vater der Sechsjährigen ist in Wirklichkeit Ausstellungsmacher und hat die Station entwickelt, an der man Fragen an die Wissenschaft eingeben und Fragen anderer Besucher bewerten kann.

Ein Stand, der das Publikum direkt zum Mitforschen einlädt, ist der des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung im Saarland. Hier haben die Ausstellungsgestalter:innen ein wucherndes Biotop aufgebaut, in dem etliche Petrischalen mit bunten Bildern liegen. Sie stellen in einem Verhältnis von eins zu einer Million Bodenbakterien dar.

Die Art Myxococcus xanthusse bildet Schwärme und macht Raubzüge auf andere Bakterien, erklärt Pharmakologe Daniel Krug seinen Forschungsgegenstand. Wegen ihrer räuberischen Eigenschaft könnte Myxococcus ihm und seinen Kolleg:innen helfen, ein neues Antibiotikum zu entwickeln.

Verteilt werden Sets zum Sammeln von Bodenproben

Krug und sein Team machen Jagd auch auf andere Bakterien und ihre Moleküle, die gegen eine Vielzahl von Krankheiten eingesetzt werden könnten. Und dabei werden Bürgerwissenschaftler:innen eingespannt: Seit Jahren verteilen die Forschenden Probensammel-Sets an Interessierte, die dann kleine Mengen aus ihrem Komposthaufen oder aus einem anderen Biotop in ihrer Nachbarschaft entnehmen und einschicken.

„Auf diese Weise haben wir schon 1000 neue Bakterien entdeckt“, freut sich Krug. Jetzt werden die Sets bis Mitte September auch an Bord der MS Wissenschaft verteilt – nach Berlin etwa in Eberswalde, Magdeburg, Münster, Köln, Koblenz und Heilbronn (Infos über alle Stationen hier).

Aber: „Was passiert mit all den Fragen“? Auch das wurde am ersten Tag gefragt. Sie sollen einfließen in eine Auswahl aus insgesamt 14 000 Fragen, die Menschen überall in Deutschland seit vorigem Jahr stellen konnten. Die große wissenschaftliche Antwortrunde wird vom federführenden Bundesforschungsministerium für 2023 in Aussicht gestellt.

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