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Ohne Smartphone kein Ticket: Berliner Studierende verärgert über Semesterticket-App
Seit diesem Semester brauchen Berliner Studierende eine App, um ihr „Studiticket“ vorzuzeigen. Der Ärger ist groß: Zum Start gab es technischen Störungen. Und wer kein Smartphone hat, hat ein Problem.
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Theoretisch ist Bahnfahren für Studierende günstig und unkompliziert. Für das im Semesterbeitrag inbegriffene Ticket für den öffentlichen Nahverkehr zahlt der Akademikernachwuchs der Freien Universität Berlin 181,40 Euro. Über eine Laufzeit von sechs Monaten kostet der Fahrausweis also etwa einen Euro pro Tag.
Zum Start des neuen Semesters am Dienstag, dem 1. April, konnte aber nicht jeder Studierende, der für das Ticket bezahlt hat, dieses auch bei der Fahrkartenkontrolle vorweisen. Zu Beginn eines jeden Semesters wird meist besonders engmaschig kontrolliert.
Die Zuständigkeit für das Semesterticket ist zum Beginn des neuen Sommersemesters von den Berliner Verkehrsbetrieben übergegangen zur Berliner S-Bahn. Damit veränderte sich auch der Zugang zum „Studiticket“. Um das Ticket abzurufen, reichte es bisher, sich den Fahrausweis in Form eines QR-Codes abzuspeichern oder sich im Uni-Portal einzuloggen. Ab sofort müssen Studierende das bereits bezahlte Ticket im Uni-Portal bestellen und sich die S-Bahn-App herunterladen, um das Ticket einsehen und vorzeigen zu können.
Bald braucht jeder ein Smartphone
Am Dienstag war das offenbar zahlreichen Studierenden aufgrund technischer Schwierigkeiten nicht möglich.
Einigen Studierenden sei das Ticket in der App nicht angezeigt worden. In einem Fall teilte der Kundendienst der S-Bahn dem Berliner Studenten mit, dass die Bearbeitung drei bis fünf Tage dauern könne und weist sogleich jede Verantwortung von sich. Man habe die Hochschulen beziehungsweise die Studierendenvertreter „frühzeitig“ über die Bearbeitungszeit informiert. „Bitte schauen Sie zwischenzeitlich immer mal, ob das Ticket in der App erscheint. Bis dahin müssten Sie sich leider Tickets kaufen“, rät der Kundendienst.
Ein Sprecher der Deutschen Bahn erklärte die Verzögerungen mit der großen Zahl an Studierenden, die sich erstmals in der S-Bahn-App registriert hätten. Von den rund 165.000 Studierenden, denen ein Semesterticket zustünde, hätten sich bis zum 31. März erst 98.000 registriert. Die S-Bahn muss nun also potenziell 67.000 Registrierungen bearbeiten. „Daher kommt es aktuell zu Verzögerungen bei der Bereitstellung des Tickets von maximal 24 Stunden. Wir bedauern dies außerordentlich und bitten um Verständnis“, sagt der Bahn-Sprecher.
Andere Studierende klagten wiederum darüber, ihr Smartphone sei so alt, dass sie die S-Bahn-App gar nicht herunterladen können. Die S-Bahn Berlin bietet Studierenden deshalb aus Kulanz ein analoges Ticket in Form einer Chipkarte an. Betroffen ist davon auch Helge Haack, ein Studierender der Humboldt-Universität Berlin, der ein „iPhone 6“ besitzt. In den Kundenzentren, in denen diverse Studierende Schlange gestanden haben sollen, hätten Mitarbeiter ihm und Kommilitonen entgegengehalten: „Sie haben ja dann ein Vierteljahr Zeit, sich ein neues Telefon anzuschaffen.“
Die Chipkarten seien das gesamte Sommersemester gültig, korrigiert der Bahn-Sprecher. Für das Wintersemester sei man „aktuell gemeinsam mit den Hochschulen auf der Suche nach einer Lösung“.
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