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Schüler und Schülerinnen sitzen im Klassenraum, vor ihnen steht eine Lehrerin.

© picture alliance / dpa

Wer weltweit Deutsch lernt: Rückgang der Deutschschüler gestoppt

15,4 Millionen Kinder, Jugendliche und Erwachsene lernen weltweit Deutsch als Fremdsprache, der Rückgang ist gestoppt. Diplomatisch gerungen wird um den Deutsch-Unterricht in Frankreich.

Die Bundesregierung will für den Deutschunterricht an französischen Schulen kämpfen. Ansonsten würden auch die positiven Entwicklungen bei den Deutschlernenden weltweit infrage gestellt, warnte Maria Böhmer, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, am Dienstag in Berlin. Die Pläne der französischen Regierung, die bilingualen Klassen für Englisch und Deutsch in der Mittelschule (Collège) abzuschaffen, dürften nicht realisiert werden, sagte Böhmer bei der Vorstellung eines Berichts zu Deutsch als Fremdsprache. Dazu gebe es Gespräche im EU-Ministerrat, Kanzlerin Merkel mache sich für das Deutschangebot ebenso stark wie Außenminister Steinmeier.

Derzeit lernen in Frankreich noch eine Million Menschen Deutsch, sei es in Schulen, an Unis oder etwa in Kursen des Goethe-Instituts. Die lange rückläufigen Zahlen haben sich stabilisiert. Das gilt auch global – hier steigen die Zahlen sogar leicht: Aktuell gibt es weltweit 15,4 Millionen Deutschlernende, 2010 waren es 14,9 Millionen. Die negative Entwicklung, in der die Zahlen von 20,1 Millionen im Jahr 2000 auf 16,7 Millionen im Jahr 2005 abstürzten, ist also gestoppt. 87 Prozent der heutigen Lerner sind Schüler, die Studierenden stehen mit 8,8 Prozent an zweiter Stelle, gefolgt von der Erwachsenenbildung.

In Russland geht die Zahl der Deutschlerner stark zurück

Die Nachfrage ist vor allem in Südamerika, im Nahen und Mittleren Osten und in Asien gestiegen, heißt es in dem Bericht, den das Auswärtige Amt mit dem Goethe-Institut, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst und der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen alle fünf Jahre vorlegt. So lernen in Brasilien 134 000 Menschen Deutsch, in Indien 154 000. In China, wo sich die Zahlen seit 2010 verdoppelt haben, sind es 117 000. „Die Bildungseliten orientieren sich am grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt und sie beginnen früher im Leben Deutsch zu lernen“, sagte Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts.

Ein Projekt, das den Deutschunterricht zusätzlich in 1000 indische Schulen bringen sollte, wurde wie berichtet von der hindunationalistischen Regierung abgebrochen, nachdem Sanskritlehrer dagegen protestiert hatten. Auch hier gibt es diplomatische Gespräche. Böhmer berichtete von dem Versuch, Premierminister Modi bei seinem Deutschlandbesuch Mitte April umzustimmen.

Die meisten Deutschlerner leben im europäischen Ausland, insgesamt sind es 9,4 Millionen. Führend ist Polen mit 2,28 Millionen, auch südeuropäische Länder wie Spanien mit zusätzlich 20 000 Lernern seit 2010 holen auf. Stark rückläufig sind die Zahlen in Russland. Das liege aber nicht an der politischen Situation, betonte Ebert. Wegen des demografischen Wandels würden vielmehr Schulen in größeren Städten konzentriert, wo dann eher Englisch gelehrt werde.

Frankreichs Bildungsministerin verteidigt die Reform

Wie gravierend sich ein Aus für den Deutschunterricht an französischen Schulen auswirken könnte, zeigt die Zahl der Sprachdiplome der Kultusministerkonferenz (KMK). Von derzeit jährlich 70 000 Prüflingen sind 36 000 junge Franzosen, sagte Generalsekretär Udo Michallik. Böhmer widersprach dem Argument der französischen Bildungsministerin Najat Vallaud-Belkacem, der verstärkte Deutschunterricht werde nur von Kindern aus wohlhabenden Familien nachgefragt und grenze damit sozial Schwächere aus. Fremdsprachenunterricht eröffne berufliche Perspektiven und sei deshalb geeignet, Kinder und Jugendliche aller Schichten zu fördern, sagte Böhmer.

Vallaud-Belkacem verteidigte die Reform am Dienstag. Der Unterricht in der zweiten Fremdsprache, darunter in Deutsch, solle künftig für alle Collège-Schüler ab der siebten Klasse beginnen und damit ein Jahr früher als bisher. Damit werde es insgesamt mehr Schüler geben, die ihre zweite Fremdsprache früher beginnen.

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