zum Hauptinhalt
Deutlich abnehmende Zahlen an Neuinfektionen und Intensivpatienten. Doch die Zahl der Corona-Toten stagniert in Deutschland.

© Jefferson Bernardes/dpa

Trotz unerwartet weniger Intensivpatienten: Deshalb sinkt die Zahl der Corona-Toten noch immer nicht

Nahezu alle Corona-Kennzahlen entwickeln sich positiv in Deutschland. Intensivmediziner unterschreiten sogar ihre Prognose. Nur die Zahl der Toten stagniert.

Die Zahl der neuen Coronavirus-Fälle sinkt seit vier Wochen kontinuierlich und auch die Lage auf den Intensivstationen entspannt sich seit drei Wochen zunehmend. Waren es am 24. April noch rund 19.000 Neuinfektionen, sind es nun nur noch rund 8000. Auf den Intensivstationen liegen am Samstag im Vergleich zum 2. Mai rund 1700 Corona-Patienten, das sind etwa ein Drittel, weniger.

Doch die Zahl der Patienten, die aufgrund oder in Verbindung mit einer Coronavirus-Infektion sterben, sinkt noch immer nicht, sondern stagniert. Woran liegt das?

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Klar ist: Es hat etwas mit den Krankheitsverläufen von Covid-19 zu tun. Denn: Ab der Infektion vor einem schweren Verlauf bis zum Verlassen der Intensivstation dauert es bis zu vier Wochen.

Das bestätigte nun auch Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, im Interview mit der „Tagesschau“. „Die Sterbefallzahlen hinken den Neuinfektionszahlen also circa drei bis vier Wochen hinterher. Wir werden in den nächsten Wochen sehen, dass die Sterbefallzahlen auch langsam weiter runtergehen“, so Kluge.

Das hängt damit zusammen, dass es zunächst zehn bis 14 Tage dauern kann, bis die Lunge aufgrund der Infektion kollabiert, und anschließend weitere bis zu 14 Tage, bis die Behandlung abgeschlossen ist. Der Abschluss der Behandlung bedeutet in rund einem Drittel der Fälle, dass auch die Beatmung das Leben des Patienten nicht mehr retten konnte.

Corona-Intensivpatienten werden immer jünger

Vor wenigen Monaten war die Liegezeit der Patienten auf den Intensivstationen noch nicht so lang. Die zunehmende Dauer hängt damit zusammen, dass die Corona-Intensivpatienten jünger werden. Das hat auch damit zu tun, dass immer mehr ältere Menschen durch Impfungen geschützt sind. „Das bedeutet, dass sich der Moment, in dem sich entscheidet, ob der Patient gesund wird oder verstirbt, nach hinten verschiebt“, sagt Intensivmediziner Kluge. Waren die Corona-Toten zum Jahreswechsel noch 73 Jahre alt, sind sie nun Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge zwischen 60 und 69 Jahre alt.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Der zeitliche Verlauf der Covid-19-Erkrankung lässt sich an den Zahlen der vergangenen Wochen ablesen: Durch den Effekt der Schutzimpfungen plus Bundesnotbremse sank die Zahl der Neuinfektionen nach dem Höhepunkt am 22. April – damals waren es 29.135 neue Fälle – kontinuierlich. Bis die Zahl der Corona-Intensivpatienten kontinuierlich sank, dauerte es bis zum 2. Mai. Es lagen also zehn Tage zwischen den beiden Daten.

Weitere neun Tage später, am 11. Mai, erreichte die Zahl der Menschen, die an oder in Verbindung mit einer Coronavirus-Infektion starben, den vorläufigen Höchstwert von 286.

Seit dem 26. April unterschritten die Neuinfektionen jeweils den Vorwochenwert, zuletzt sogar sehr deutlich, wie eingangs beschrieben. Legt man nun die vier Wochen zugrunde, die es von einer Infektion bis zum Tod dauern kann, so müssten die Todeszahlen ab der kommenden Woche deutlich anfangen zu sinken.

Und es ist davon auszugehen, dass die Abnahme der Todeszahlen nachhaltig sein wird. Denn: Die Zahl der Covid-19-Toten richtet sich immer vor allem danach, wie viele Patienten mit einer schweren Covid-19-Infektion auf den Intensivstationen liegen. Das aktualisierte Prognosemodell der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) vom Samstag zeigt, dass die Zahl schneller sinkt als vorhergesagt.

Das ist schon deshalb erstaunlich, weil die Intensivmediziner der Divi in den vergangenen Monaten eher düstere Prognosen abgegeben hatten. Behält das Modell recht, so würde sich die Zahl der Corona-Intensivpatienten bis Ende Mai innerhalb von weniger als vier Wochen halbiert haben.

Dass die Zahl der Intensivpatienten und damit auch die Zahl der Covid-19-Toten nachhaltig sinken wird, ist auch deshalb wahrscheinlich, weil mittlerweile 40 Prozent der Deutschen eine Erstimpfung erhalten haben. Schon damit sind diese Menschen ausreichend vor zumindest einer schweren Covid-19-Erkrankung geschützt. Rund 14 Prozent sind sogar schon voll geimpft.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false