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Katastrophen wie das Ahrtalhochwasser 2021 waren bisher eher selten, in Zukunft müssen wir uns auf eine deutlich höhere Frequenz solcher „Jahrhundertereignisse“ einstellen.

© picture alliance/dpa/Boris Roessler

Unterschätzte Gefahr: Warum der Klimawandel die Sicherheit bedroht

Der Klimawandel ist längst nicht mehr nur ein Umweltproblem. Eine neue Analyse warnt davor, dass er die Sicherheit Deutschlands massiv bedrohen könnte.

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Der Klimawandel gefährdet nicht nur Umwelt und Wirtschaft, sondern auch die nationale Sicherheit Deutschlands. Zu diesem Schluss kommt die erste Nationale Interdisziplinäre Klima-Risikoeinschätzung (NIKE), die auf der Münchener Sicherheitskonferenz am vergangenen Wochenende vorgestellt wurde.

Die Analyse bietet einen umfassenden Überblick über die vielfältigen, sich gegenseitig verstärkenden Risiken, die Deutschland bis 2040 betreffen könnten.

Sie wurde im Rahmen der Nationalen Sicherheitsstrategie Deutschlands 2023 erstellt und unter anderem vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) mitverfasst.

„Wer sich mit Sicherheit beschäftigt, muss den Klimawandel mitdenken – und umgekehrt“, betont Fanny Thornton, Wissenschaftlerin am PIK und Mitautorin der Studie. Schon heute bedrohe der Klimawandel Gesundheit, Leben, Infrastruktur und wirtschaftliche Stabilität.

Fundierte Entscheidungsgrundlage

Gleichzeitig verstärkt er globale Unsicherheiten, die auch Deutschland betreffen. „Jeder, der sich mit diesem Thema beschäftigt, benötigt eine fundierte Entscheidungsgrundlage“, so Thornton. Ein solche biete die Nationale Interdisziplinäre Klimarisikoanalyse für Deutschland“, sagte die PIK-Wissenschaftlerin, die das GeoClimRisk-Projekt leitet.

In Deutschland werden der Analyse zufolge vor allem die Häufigkeit und die Intensität von Extremwetterereignissen zunehmen. „Waren Katastrophen wie die Ahrtal-Flut von 2021 bisher eher selten, müssen wir uns in Zukunft auf eine deutlich höhere Frequenz solcher ,Jahrhundertereignisse“ einstellen“, so die Autor:innen.

Zu den genannten Ereignissen zählen die Forschenden Hitzewellen, Dürren und Waldbrände ebenso wie Starkregenereignisse und daraus resultierende Überflutungen. Auch Orte, die aktuell als sicher gelten, werden in Zukunft von Überschwemmungen betroffen sein.

Starkregenereignisse und daraus resultierende Überschwemmungen, wie hier in Dresden, werden in Zukunft auch in Deutschland zunehmen.

© picture alliance / dpa/Matthias Hiekel

Die Analyse zeigt, dass Klimarisiken eng mit anderen gesellschaftlichen und geopolitischen Entwicklungen verwoben sind. Dazu zählen die Energiewende, steigende Klimakosten, geopolitische Machtverschiebungen, wachsende internationale Konflikte, technologische Umbrüche und zunehmender Extremismus. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, müssten strategische Vorausschau und präventive Maßnahmen verstärkt werden, so die Autor:innen der Analyse.

„Die zunehmende Häufigkeit von Waldbränden und Überschwemmungen wird die Hilfs- und Katastrophenschutzorganisationen wie Rotes Kreuz und THW vor technische, personelle und finanzielle Herausforderungen stellen“, so die Analyse. Auch die Bundeswehr, die bei Katastrophen im Inland auf Anforderung Hilfe leistet, werde dadurch zusätzlich belastet.

Das Projekt NIKE basiert auf der Zusammenarbeit mehrerer Institutionen, darunter das Metis Instituts für Strategie und Vorausschau der Universität der Bundeswehr, das Berliner Thinktank Adelphi, das GeoClimRisk-Projekt am PIK sowie der Bundesnachrichtendienst (BND).

Das PIK analysierte insbesondere geophysikalische Veränderungen und deren Folgen, einschließlich klimabedingter Migration und Konflikte. Die Studie liefert somit eine datenbasierte Grundlage für politische Entscheidungen und fordert schnelles, vorausschauendes Handeln, um die Sicherheitsrisiken des Klimawandels zu minimieren.

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