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Die Erdstöße waren allem in der Hauptstadt Lissabon deutlich zu spüren. (Archivbild)

© Armando Franca/AP/dpa

Überraschendes Erdbeben in Portugal: Große Angst, aber keine Opfer

Ein Erdbeben der Stärke 4,7 erschütterte die Region Lissabon. Die Erdstöße waren auch in anderen Landesteilen zu spüren. Erinnerungen an die Katastrophe vor fast 300 Jahren wurden wach.

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Ein Erdbeben der Stärke 4,7 hat in Portugal viele Menschen in Angst und Schrecken versetzt. Laut Zivilschutz gab es nach bisherigen Informationen jedoch keine nennenswerten Personen- oder Sachschäden.

Die Erschütterungen waren am frühen Nachmittag besonders in der Region Lissabon sowie in Setúbal, rund 40 Kilometer südöstlich der Hauptstadt, spürbar, berichtete der Wetterdienst IPMA. Doch auch in anderen Landesteilen, darunter Leiria, Beja und Faro, bebte die Erde teils deutlich.

„Alles begann plötzlich zu beben, die Bücher wackelten von einer Seite zur anderen“, erzählte ein Bewohner Lissabons dem TV-Sender „CNN Portugal“. „Natürlich hat das hier im Stadtviertel viel Angst verursacht. Ein Erdbeben ist ja kein Spaß“, so der Mann. Lissabons Bürgermeister Carlos Moedas betonte unterdessen, es gebe „keinen Grund zur Sorge“.

Nachbeben erwartet

Das Zentrum des um 13.24 Uhr (14.24 Uhr MEZ) registrierten Bebens lag den amtlichen Angaben zufolge in der Region Seixal, nur gute 20 Kilometer südlich von Lissabon.

Die höchsten Intensitäten traten nach Berechnungen des Portals Erdbebennews in der Nähe der Kleinstadt Charneca de Caparica auf. Hier sind leichte Gebäudeschäden möglich. Auch in Lissabon können stellenweise leichte Schäden wie Risse im Putz älterer Gebäude auftreten.

Eine Tsunami-Gefahr bestand aufgrund der geringen Stärke des Bebens nicht. Allerdings muss in den nächsten Tagen mit Nachbeben gerechnet werden, berichtete der Geowissenschaftler Jens Skapski von der FSU Jena auf Erdbebennews.

Bruchlinie vor Lissabon

Der Ursprung des aktuellen Bebens lag in der Polbal-Störung, einer tektonischen Bruchlinie, die südlich von Lissabon entlang der portugiesischen Küste verläuft. Bereits Ende August 2024 ereignete sich dort weiter südlich ein Beben der Stärke 5,0, das auch in Lissabon deutlich zu spüren war. Es wird vermutet, dass auch das Erdbeben von 1755 auf diese Störung übergriff und so zu den großen Zerstörungen in der Hauptstadt führte.

Portugal liegt, genauso wie das Nachbarland Spanien, in einer der aktiveren seismischen Zonen Europas. Am 1. November 1755 gab es dort ein Erdbeben mit einer Magnitude von ungefähr 8.5, das zusammen mit einem Großbrand und einem Tsunami weite Teile von Lissabon zerstörte. Mit 30.000 bis 100.000 Todesopfern handelt es sich um eine der schlimmsten Naturkatastrophen in der Geschichte Europas.

Vor der portugiesischen Küste kollidieren die afrikanische und die eurasische Platte in einem komplexen tektonischen System. Statt einer klaren Plattengrenze gibt es mehrere große, teils unerforschte Störungszonen, besonders in der Straße von Gibraltar und weiter westlich.

Vor der Südwestküste Portugals vermutet man eine subduktionsartige Struktur, also eine Zone, in der eine Erdplatte langsam unter eine andere sinkt. Dort taucht ein Teil der Atlantikplatte unter das iberische und marokkanische Festland ab. Bekannt wurde das System durch das verheerende Lissabon-Beben von 1755. (mit dpa)

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