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Verräterische Sekrete: Mal ein etwas anderer „Tatort“
Bald läuft die Krimiserie „Tatort“ seit 55 Jahren. Aber ein häufig von Menschen hinterlassenes Indiz hat dort noch nie zur Überführung eines Täters geführt. Ein Vorschlag für einen schnoddrigen Plot.

Stand:
Dadaa, dadaaaa … Beim „Tatort“ sind es mal die Fingerabdrücke, mal Blut oder Haare, mit denen sich die Täter verraten. Da den Drehbuchautoren nach bald 55 Jahren der Krimiserie wohl allmählich die Ideen ausgehen, ist der Erbonkel heute mal rotzfrech und gibt einen naseweisen Tipp für einen wirklich flüssigen Plot.
Man stelle sich einen grobschlächtigen Mörder vor, der gerade den nervenden Nachbarn gemeuchelt hat. Obwohl der Täter vorsorglich an Handschuhe (Fingerabdrücke!) und OP-Haube (Haare!) gedacht hatte, kann er einen gewaltigen Nieser offenbar nicht unterdrücken: Am Tatort wird Schnodder sichergestellt. Zwar hat Kommissar Thorsten Lannert (Stuttgart) mal wieder den richtigen Riecher und den Nachbarn im Verdacht, doch erst die Analyse des Beweisstücks „Nasensekret“ überführt ihn.
Mukus vom Mörder
Tatsächlich arbeiten Forschende daran, den medizinisch als „Rhinorrhoe“ bezeichneten Nasenschleim oder auch die abgehangene, getrocknete Variante davon, offiziell die „Borke“, für forensische Zwecke nutzbar zu machen. Zum einen enthält der Rotz oft auch ein paar Zellen der Nasenschleimhaut und damit Erbgut. Insbesondere, wenn der Täter nach getaner Arbeit gelangweilt auf der Couch des Opfers sitzend mit seinen Fingern tiefere nasale Bohrungen durchführen sollte. Wenn die Schnotten oder Butzen anschließend an der Türklinke oder in der Sofaritze kleben, lassen sich die enthaltenen DNA-Reste zur Identifizierung Verdächtiger nutzen.
Doch selbst, wenn zu wenig menschliche DNA für eine Erbgutanalyse zurückbleibt, können die Bakterienarten im Mömmes den Ermittlern Aufschluss geben. Denn so wie jeder Mensch eine individuell einzigartige Zusammensetzung von Bakterienarten im Darm hat, so tummeln sich auch im Schnuddel genug Mikroben, um die Vermutung zu erhärten, dass ein Täter mit ähnlichem Mikrobenprofil in seiner Nase am Tatort war.
Ob das für einen „Tatort“ taugt, vielleicht für einen der arroganten Monologe des Münsteraner Rechtsmediziners Professor Börne über den „Wert des Popels in der Kriminalistik“? Wenn nicht dort, in der Bundesliga aller Krimiserien, dann finden bestimmt die „Rosenheim-Cops“ oder „Notruf Hafenkante“ Verwendung für die Rammel, Wuckerl, Ginkel, Böögg, Bubbl, Mock, Rawuza oder Bettler als entscheidendes Indiz. Copyright „Erbonkel“ bitte nicht vergessen.
Der „Erbonkel“ – Geschichten rund um Gene, jedes Wochenende.
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