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Virus, Bakterium, Pilz?: Was über die „Krankheit X“ in Kongo bekannt ist
Fieber, Husten, Atemprobleme: Eine bislang unbekannte Krankheit breitet sich in einer abgelegenen Region in der DR Kongo aus. Wie gefährlich ist sie?
Stand:
In der Demokratischen Republik Kongo ist eine bislang unbekannte Krankheit aufgetreten. Mindestens 376 Fälle wurden bis jetzt gemeldet, 131 Menschen sind gestorben, die meisten in der Gesundheitszone Panzi in der Provinz Kwango. Besonders betroffen sind Kinder. Die Laborergebnisse werden entscheidend sein, um die Krankheit zu identifizieren und gezielt einzudämmen.
Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was ist über die Krankheit bekannt?
Die bisher unbekannte Erkrankung wird vorläufig „Krankheit X“ genannt. Erste Vermutungen deuten auf eine Atemwegserkrankung hin. Doch die genaue Natur der Krankheit – ob viral, bakteriell, von Pilzen oder Parasiten verursacht – ist noch unklar. Auch die Übertragungswege sind bisher nicht bekannt. Die Behörden haben die Bevölkerung zur Einhaltung von Hygieneregeln und zum Abstandhalten aufgerufen.
Ähnlich wie im Falle des Ausbruchs von Marburg-Fieber vor wenigen Wochen in Ruanda habe die neue Krankheit für die Behörde höchste Wichtigkeit, so Jean Kaseya, der Generaldirektor der CDC Africa. „Wir müssen wissen, was in der Demokratischen Republik Kongo vor sich geht.“
Wie reagieren die Gesundheitsbehörden?
Ein Team von Epidemiologen untersucht die Fälle vor Ort. Wegen der mangelnden Kapazitäten wurden die Proben in die Hauptstadt Kinshasa geschickt, um die genaue Ursache der Krankheit zu identifizieren. Erste Ergebnisse werden Freitag, 6. Dezember oder spätestens Samstag, 7. Dezember, erwartet. Das bestätigt auch das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin.
Welche Symptome treten auf?
Betroffene leiden unter Fieber, Kopfschmerzen, Husten, Atemproblemen und Anämie (Blutarmut).
Die Gesundheitszone Panzi in der Provinz Kwango ist von hoher Unterernährung geprägt – etwa 40 Prozent der Bevölkerung sind betroffen. Dies scheint die Menschen, insbesondere Kinder, anfälliger für schwere Krankheitsverläufe zu machen.
Wer ist betroffen?
Laut der WHO wurde „Krankheit X“ bisher in sieben der 30 Gesundheitszonen in der Provinz Kwango gemeldet. Die meisten Fälle werden in drei der sieben betroffenen Gesundheitszonen gemeldet.
Besonders hoch ist der Anteil von Kindern unter fünf Jahren. In dieser Altersgruppe gibt es wohl bisher 198 Krankheits- und 17 Todesfälle.
Wie werden die Menschen versorgt?
Lucien Lufutu, Vorsitzender des zivilgesellschaftlichen Konsultationsgremiums der Provinz Kwango, der sich in Panzi aufhält, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AP, dass das örtliche Krankenhaus, in dem die Patienten behandelt werden, unzureichend ausgestattet sei.
„Es gibt einen Mangel an Medikamenten und medizinischem Material, da die Krankheit noch nicht bekannt ist, wird der Großteil der Bevölkerung von traditionellen Heilern behandelt“, so Lufutu.
Wie gefährlich ist die Krankheit für die globale Gesundheit?
Michael Osterholm vom Center for Infectious Disease Research and Policy betont, dass Situationen wie diese zwar besorgniserregend, aber nicht ungewöhnlich sind. Tatsächlich „ereignen sich Situationen wie diese wahrscheinlich mehrmals pro Jahr auf der ganzen Welt“, sagte er gegenüber „NPR“. In den meisten Fällen handele es sich um lokale Krankheiten, die eingedämmt werden könnten. Die hohe Sterblichkeitsrate sei auffällig, aber bisher gebe es keine Hinweise auf ein exponentielles Wachstum oder eine internationale Ausbreitung.
Warum hat es so lange gedauert, bis die Krankheit gemeldet wurde?
Erste Krankheitsfälle sind bereits am 24. Oktober aufgetreten. Am 1. Dezember, also fast sechs Wochen später, wurden die nationalen Gesundheitsbehörden benachrichtigt.
Diese Verzögerung wird auf die abgelegene Lage der Region Panzi zurückgeführt. Das lokale Gesundheitssystem ist schwach, es fehlen Medikamente und Testkapazitäten, was es womöglich erschwerte, Muster in den früheren Fällen zu erkennen. Experten betonen die Notwendigkeit besserer Überwachungssysteme.
Was sind weitere Herausforderungen in Kongo?
Das Gesundheitssystem des zentralafrikanischen Landes ist derzeit stark unter Druck: Das Land ist am stärksten vom Mpox-Ausbruch in Afrika betroffen. Der US-Gesundheitsbehörde CDC zufolge gibt es mehr als 47.000 Verdachtsfälle und über 1000 mutmaßliche Todesfälle durch die Krankheit. Außerdem gibt es eine Masernepidemie, auch die saisonale Grippe flammt aktuell wieder auf.
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