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Nicht jeder trifft den richtigen Ton. Für Menschen mit absolutem Gehör kann das regelrecht schmerzhaft sein.

© imago/United Archives

Was für ein gemeiner Ton!: Haben Sie das absolute Gehör?

„Das ist ein dis!“ Menschen mit absolutem Gehör können Töne erkennen wie Normalos Farben. Aber ist das genetisch vorherbestimmt oder musikalisches Training?

Sascha Karberg
Eine Kolumne von Sascha Karberg

Stand:

Ta-ta-ta-taaaaa, Ta-ta-ta-taaaaa! Jeder kennt die ersten Takte der 5. Symphonie von Ludwig van Beethoven. Doch wohl die wenigsten könnten sofort, ohne Blick auf die Noten, die Töne des „Schicksalsmotivs“ benennen: g-g-g-es, f-f-f-d. Oder gar der kompletten Symphonie lauschen und die Partitur danach aus dem Kopf aufschreiben – wie es der 14-jährige Wolfgang Amadeus Mozart 1770 mit dem zwölfstimmigen Chorstück „Miserere mei, deus“ tat, das nur in Rom in der Sixtinischen Kapelle aufgeführt und nicht kopiert werden durfte.

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Für solche Kunststücke braucht es ein „absolutes Gehör“. Welcher Ton auch immer angespielt wird, Menschen mit dieser Fähigkeit können ihn benennen oder, umgekehrt, aus dem Stand ein fis singen. Schätzungsweise 0,01 Prozent, also einer unter 10.000 Menschen, ist dazu in der Lage. Was nicht immer nur gut ist: Schiefe Töne quälen sie besonders.

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Aber ist diese Eigenschaft ein angeborenes, ausschließlich genetisch vorbestimmtes Talent oder kann es erlernt werden?

Klar ist, dass es ein gewisses musikalisches Wissen, etwa über die Tonleiter, braucht, damit ein absolutes Gehör überhaupt bemerkt werden kann – so wie ein Maler die Farben benennen lernen muss. Da musikalische Bildung aber oft keine Priorität ist, jedenfalls nicht beim Berliner Senat, könnten weit mehr Menschen zwar das Zeug zum absoluten Gehör haben, es aber nie so weit bringen.

Dabei ist es durchaus auch nach dem Kindesalter noch erlernbar. So erreichten in einem experimentellen, achtwöchigen Training sechs musikalisch eher durchschnittlich vorgebildete Testpersonen das gleiche Maß an Genauigkeit beim Erkennen eines beliebigen Tones, wie Menschen mit absolutem Gehör.

Umgekehrt hat ein Experiment an der Universität Chicago gezeigt, dass man Menschen mit absolutem Gehör auch austricksen kann. So merken es die „Superhörer“ nicht, wenn der Computer beim Vorspielen einer Symphonie die Tonhöhen ganz allmählich senkt oder erhöht. Werden ihnen der „echte“ und der „manipulierte“ Ton dann nebeneinander vorgespielt, erkennen sie den Unterschied jedoch sofort – so wie die meisten Menschen mit „relativem Gehör“ ein Gefühl für die „richtige“ Höhe eines Tons in Relation zu einem vorher gespielten haben. Das heißt, auch das absolute Gehör ist flexibel und formbar.

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Das bedeutet aber nicht, dass Gene keine Rolle spielen würden. Tatsächlich zeigen Studien, dass bestimmte Genvarianten und absolutes Gehör in einigen Familien gehäuft zusammen auftreten.

Die Frage jedoch, ob die Fähigkeit zum absoluten Gehör von diesen Genvarianten abhängt, Üben also sinnlos wäre, oder ob jedes Kind mit ausreichend Training Billie Eilish, Jimi Hendrix, Mozart oder anderen Musikern mit absolutem Gehör nacheifern könnte, bleibt wissenschaftlich offen.

Der „Erbonkel“ – Geschichten rund um Gene, jedes Wochenende.

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