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Wo haben sich die Kinder mit Ehec angesteckt?: Wie die Keim-Jäger versuchen, den Infektionsherd zu finden
In Mecklenburg-Vorpommern stecken sich immer mehr Menschen mit lebensgefährlichen Ehec-Keimen an. Zahlreiche Fachleute suchen unter Hochdruck nach dem Ursprung – doch das ist komplizierter als gedacht.
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Von Magenkrämpfen bis zum Nierenversagen: Seit Mitte August sind in Mecklenburg-Vorpommern 43 Menschen an Ehec erkrankt, überwiegend Kinder. Bei zwölf Patienten kam es zu der lebensgefährlichen Komplikation des hämolytisch-urämischen Syndroms. Dabei versagt nicht nur die Niere, durch den Zerfall roter Blutkörperchen kommt es auch zur Blutarmut und einem Mangel an Blutplättchen, der das Risiko für innere Blutungen erhöht.
Bei einer Häufung von schweren Verläufen gehen die Fachleute von einer gemeinsamen Infektionsquelle aus. Doch wie diese finden? Das ist kompliziert, denn trotz der Häufung haben sich vermutlich nicht alle der 43 Infizierten mit dem gleichen Keim und an der gleichen Quelle angesteckt. Schließlich infizieren sich immer wieder Menschen in ganz Deutschland mit Ehec-Keimen – ganz unterschiedlichen.
Viele verschiedene Ehec-Varianten
Denn es gibt nicht nur einen einzigen Ehec-Erreger, sondern viele verschiedene Varianten. „Sie können keine, nur leichte oder eben auch starke Symptome mit Komplikationen verursachen“, erklärt eine Sprecherin des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lagus) in Rostock. „Mit Hochdruck“ werde nun untersucht, welche Fälle tatsächlich nur durch einen bestimmten Bakterienstamm verursacht wurden.
An dieser Identifizierung des Ausbruchstamms arbeiten Fachleute an zwei zentralen Stellen in Deutschland: im Nationalen Referenzzentrum für bakterielle Erreger in Wernigerode (Sachsen-Anhalt), das bundesweit für die Untersuchung solcher Keime zuständig ist, sowie im Konsiliarlabor in Münster (NRW), das auf Ehec spezialisiert ist und Ärztinnen, Kliniken und Behörden fachlich unterstützt.
Das Lagus hat inzwischen mehr als 20 Proben von Ehec- und Hus-Patienten an das Referenzzentrum geschickt. Die Proben stammen aus derselben Region und einem engen Zeitraum, was auf einen gemeinsamen Infektionsherd hindeutet. Dort werden die Bakterien nun im Detail untersucht („typisiert“), um herauszufinden, ob sie alle auf denselben Stamm zurückgehen. Erste Hinweise auf einen solchen Ausbruchsstamm gibt es bereits, die Analysen sollen in den kommenden Tagen präzisiert werden.
Wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen
Zugleich befragen Mitarbeiter des Robert-Koch-Instituts detailliert die erkrankten Kinder oder deren Eltern, um Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten. Das sei aber wie „die Suche nach der Nadel im Heuhaufen“, so die Lagus-Sprecherin. Denn mit Ehec-Keimen kann man sich durch roh verzehrte oder unzureichend erhitzte Lebensmittel infizieren, denkbar ist aber auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch durch Schmierinfektion. Die Bakterien überleben auch auf Gegenständen oder Türklinken. Möglich ist auch eine Übertragung durch Tiere.
„Die Befragungen sind sehr zeitaufwendig und von Erkrankungsfall zu Erkrankungsfall kommen immer mehr Informationen hinzu“, so das Landesamt. Einen Hinweis auf eine Gemeinsamkeit haben die Keimjäger bislang nicht gefunden. Vorsorglich untersuchen außerdem Lebensmittelkontrolleure auf Basis der gewonnenen Informationen viele unterschiedliche Proben. Auch das bislang ohne Ergebnis.
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