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 Insel Imchen in Berlin-Kladow.

© André Görke

Alles Gute, kleine Berliner Insel!: Die Havelinsel Imchen feiert ihr 90-Jähriges

Wildschweine, BVG-Touris, kackende Kormorane und eine wilde Geschichte: Die Insel Imchen ist ein wundervoller Berliner Ort. Ein Glückwunsch-Brief unseres Autors zum Jubiläum.

Stand:

Alles Liebe, Insel Imchen! Bist ein feiner Fleck in Berlin-Kladow, voller Schönheit und Stille. Jede Stunde dreht die BVG-Fähre eine Ehrenrunde um dich und alle starren dich an: Ob wohl jemand den Biber sieht, der auf der Insel leben soll?

Dich aber, stolzes Inselchen, interessieren all die Touristen nicht. Du machst dein Ding, bist ein kleiner Eigenbrötler, ein Außenseiter, der doch ganz nah am Trubel ist – in Sichtweite des Biergartens am Kladower Hafen, wo all die Ausflügler sitzen und dich beobachten. Seit Herbst 1933, seit 90 Jahren also, bist du ein Berliner Naturschutzgebiet. Doch Gesellschaft willst du nicht, Gesellschaft hast du genug.

350 Kormorane kacken dir von oben auf die Bäume, bis diese absterben, einbrechen und andere nachwachsen können. Deshalb sind die Spitzen der Weiden und Erlen so weiß. Der Kot der Vögel verätzt den Baum. 

Morgens um 6 Uhr ist manchmal der Kuckuck zu hören. Ein seltener Schwarzmilan wurde bei dir gesichtet, ein Fischotter sogar und manchmal auch Wildschweine, die dort geschützt in deinem Dickicht ihre Jungen zur Welt bringen und zurück ans Festland schwimmen. Auf der Insel haben die Tiere ihre Ruhe vor Hunden.

Rüssel hoch und die ganze Rotte ab durch die Havel! Tagesspiegel-Leser Wolfgang Schwens hat die Wildschweine auf ihrem Weg von der Havelinsel Imchen zum Ufer beobachtet.

© Wolfgang Schwens

Nur Menschen kommen nie vorbei, oder besser: nur schlecht Erzogene mit Krawallo-Mentalität, denen Naturschutz wurst ist. Dabei dürfen selbst die vorsichtigen Umweltfachleute der Stadt nur einmal kurz auf die Insel – um den Müll wegzuräumen, der ans Ufer schwappt.

Dein Name ist ein Rätsel. Angeblich nennen sie dich wegen der „Immen“ so, also Bienen, aber vielleicht ist das auch eine hübsche Mär.

Kurz nach 6 Uhr im Herbst. Die BVG-Fähre nimmt den Dienst auf, dahinter liegt die Insel Imchen.

© André Görke

Eigentlich solltest du ’ne Luxusinsel werden, aber das wurde zum Glück verhindert. Vor über 100 Jahren warst du Weideland, eine Art „Domäne Neu-Kladow“ (Grüße gehen nach Dahlem!). Da du aber stets vom Hochwasser der Havel überschwemmt wurdest, ließ dich der Eigentümer künstlich aufschütten. 1920 wurde sogar eine kleine Lindenallee angelegt… kennst du diese historische Luftaufnahme: 1928.tagesspiegel.de?

Aufgestückelt wie eine Marzipantorte solltest du vor 100 Jahren als Villen-Grundstücke verkauft werden. Doch 1924 grätschte die Stadt dazwischen, kaufte dich, entzog dich dem Immobilienmarkt und machte am 16. September 1933 für immer den Deckel drauf: „Naturschutzgebiet“. Also: Glückwunsch zum 90-Jährigen!

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  • 90-Millionen-Baustelle Südhafen - und was wird aus dem rostigen Kran, der dort auf der Wiese steht? „Ein Badeschiff!“ - „Ein Hotel!“ - „Ein Hafen für Bootstouristen!“, unser Newsletter-Autor hatte nach einer Begehung des Südhafengeländes wegen des anstehenden dortigen Großprojekts unsere Leserinnen und Leser gefragt, was man denn an dem und mit dem alten, rostigen Kran so machen könnte. Und prompt kamen viele Ideen.
  • „169,9 Millionen Euro“: Was steckt hinter dem Mega-Schulprojekt in der Wilhelmstadt?
  • Brandbrief aus der Heinrich-Böll-Schule ans Rathaus: „Katastrophen, Krankheiten, Verzweiflung“
  • Suche nach Büroflächen in Rathausnähe: Bürgeramt im Postviertel oder gar im Karstadt?
  • News aus dem Rathaus: exotische Tiere, AfD-Wahl, Asbest im Ratskeller
  • Kladower Imchenfest für immer vorbei - aber eine neue Festwiese an der Havel
  • 90 Jahre Insel Imchen: ein Geburtstagsbrief
  • Der Kaffee wird kalt! Das Update zum Bistro am Altstadt-Ufer
  • Auf nach Israel: Shalom Spandau!
  • Viele News: Neue Kinderärzte für Spandau, Abrissbagger bei der BVG, Telekom reißt Kladower Bauwerk ab ...
  • Viel Kultur: Kindertheaterfest in der Altstadt, Kunst am Bau in Hakenfelde, Chöre in Kladow...
  • Viele Termine: Straßenbahn, Flüchtlingsheim, Biergarten, Verkehrssäule an der Heerstraße...
  • Sport: Spandau-Derby und Berlin-Derby im Kegeln
  • 99 Bürgermeister, einer fehlt: Der Name „Frank Bewig“ fehlt noch immer auf der Rathaus-Tafel

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