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Der Fundort der Kinderleiche befindet sich in Sichtweite des viel befahrenen Halleschen Ufers.

© Hannes Heine

Update

Mädchen offenbar nicht getötet worden: Babyleiche in Berliner Elise-Tilse-Park gefunden

Zwischen Tempodrom und Technikmuseum haben Passanten in der Nacht zu Sonntag einen toten Säugling entdeckt. Die Polizei sucht die Eltern des Kindes.

Die Berliner Polizei sucht die Eltern eines toten Babys, das Spaziergänger in der Nacht zu Sonntag in Kreuzberg gefunden haben. Die Passanten waren mit einem Hund unterwegs und hatten den Säugling nach Polizeiangaben am Sonnabend gegen 23 Uhr in einem Gebüsch im Elise-Tilse-Park entdeckt.

Die Grünanlage befindet sich auf dem Areal des früheren Anhalter Bahnhofs und wird vom Tempodrom, der Möckernstraße, der Schöneberger Straße und dem Halleschen Ufer begrenzt. Dort, am Südende de Parks, war die Leiche gefunden worden. Beamte hatten den Fundort in der Nacht weiträumig abgesperrt, am Sonntag waren nur noch Flatterbänder der Polizei zu sehen. In der Nähe des Elise-Tilse-Parks hat auch die Tagesspiegel-Redaktion ihren Sitz.

Da ein Tötungsdelikt zunächst nicht ausgeschlossen worden war, hatte eine Mordkommission die Ermittlungen übernommen. Eine Obduktion des weiblichen Säuglings ergab im Laufe des Sonntags dann keine Hinweise auf eine Tötung. Ein Polizeisprecher erklärte, es kämen sowohl eine Totgeburt als auch ein natürlicher Tod nach der Geburt infrage.

In Deutschland sind Totgeburten selten, noch seltener werden Babys getötet. Zuweilen werden verstorbene Kinder in Verstecken abgelegt, womöglich um ungewollte Schwangerschaften zu verheimlichen. Und trotz der Möglichkeit, ein ungewolltes Neugeborenes in einer Babyklappe abzugeben, werden immer wieder auch Fälle getöteter Kinder bekannt. So suchen Ermittler in Berlin auch derzeit die Mütter und Väter toter Kinder.

Einer der Fälle, in denen das Landeskriminalamt auf Hinweise aus der Bevölkerung hofft, ist der Fund einer Babyleiche im Mai 2016 in Wilmersdorf. Ein Spaziergänger hatte im Park am Eisstadion einen toten, in ein rotes Tuche gewickelten Jungen gesehen. Bislang blieb die Suche nach den Eltern des Säuglings ergebnislos. Eine Zeugin hatte ein Paar aus dem Park kommen sehen, die Frau soll verstört und erschöpft gewirkt haben. Ob es sich um die Eltern handelt, ist unklar. Der Fall war auch Thema in der Fahndungssendung „Aktenzeichen XY“.

Getötete Babys in Berlin – eine unvollständige Chronologie

Im September 2018 wirft in Lichtenberg ein 23-Jähriger sein Baby aus der siebten Etage eines Hochhauses. Der Vater springt ebenfalls in die Tiefe. Beide sterben.

Im Mai 2016 spürt ein Hund am Eisstadion in Wilmersdorf im Gebüsch und einen nackten, leblosen Kinderkörper auf. Weil das Baby nicht versteckt wurde, könnte es sich um eine Verzweiflungstat handeln.

Im März 2016 wird ein Säugling in einem Gebüsch in der Lichtenberg Ruschestraße gefunden.

Im Dezember 2015 wird in die Babyklappe eines Neuköllner Krankenhauses ein neugeborenes Mädchen gelegt – das Kind war schon längere Zeit tot. Ebenfalls im Dezember 2015 wird in Steglitz ein lebloses Baby gefunden – die 18-jährige Mutter des Kindes wird festgenommen.

Im November 2015 finden Mitarbeiter der Stadtreinigung ein leblosen Neugeborenen in Friedrichshain unter einem Laubhaufen.

Im Oktober 2014 findet ein Spaziergänger eine Tüte mit Babyleiche am Weichselplatz in Neukölln.

Im April 2013 wird in einem Altkleidercontainer in der Neuköllner Wildenbruchstraße eine Kinderleiche entdeckt.

Ebenfalls im April des Jahres 2013 wird in einem Wäldchen im Bezirk Hellersdorf von Passanten ein totes Mädchen gefunden.

Im November 2011 wirft eine Mutter im Bezirk Charlottenburg ihr neugeborenes Kind aus dem Fenster.

Im März 2009 entdeckt ein Mieter eine Babyleiche in einem Kleidercontainer an der Güntzelstraße in Wilmersdorf. Im April 2008 finden Spaziergänger am Müggelturm in Köpenick eine Tasche: Darin ein neugeborenes totes Mädchen.

Im August 2006 entdeckt ein Köpenicker im eigenen Heizungskeller eine Babyleiche. Seine 19-jährige Tochter hatte ihr heimlich geborenes Kind erstickt.

Im Februar 2005 finden Arbeiter ein totes Baby in einem Container einer Recycling-Anlage in Mahlsdorf.

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