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Die Flotte für den Impfeinsatz in Berliner Pflegeheimen parkt am alten Flughafen Tegel.

© Kay Nietfeld/dpa

Berlin beginnt am Sonntag mit den Corona-Impfungen: Neustart für Tegel – stillgelegter Flughafen wird Einsatzzentrale für Impf-Teams

Vom Einsatzzentrum im alten Flughafen Tegel aus besuchen Impfteams bald Berlins Pflegeheime. Wann Impfstoff in Krankenhäusern ankommt, ist aber ungewiss.

Die schweren Wolken über dem fast menschenleeren Flughafen Tegel, davor eine Armada frisch gewachster, schwarzer Kleinbusse – und dann tauchen Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD), der Vizechef der Berliner Kassenärzte, Burkhard Ruppert, und der Gebietskommandeur der Bundeswehr, Jürgen Karl Uchtmann, aus den Tiefen des Parkdecks auf.

Die drei verkünden, was bislang schon – eher vage – in Aussicht gestellt wurde: Ab Sonntag sollen mobile Impf-Teams die Berliner Pflegeheime besuchen. Ein Bundeswehrsoldat wird am Steuer der Einsatzwagen sitzen, ein weiterer ist als Helfer für den jeweiligen Arzt im Auto, in dem zudem noch eine medizinisch-technische Fachkraft dabei ist. Jedes der Teams könne 50 Personen pro Tag impfen.

Im November starteten die letzten Maschinen von Tegel - nun wird der stillgelegte Flughafen die Einsatzzentrale für Berlins Impf-Teams. Platz ist da, vielleicht hilft auch, dass das Bundeswehr-Landeskommando in der Julius-Leber-Kaserne nebenan seinen Sitz hat.

Vom Ex-Flughafen sollen die Teams koordiniert werden, zudem ist im Terminal C eines der sechs stationären Impfzentren Berlins untergebracht, in denen die Massen bald gegen Sars-Cov-2 immunisiert werden sollen. Allerdings: Bis in den Zentren tatsächlich Bewohner der angrenzenden Viertel ihre erste Dosis erhalten, dürften zwei, vielleicht drei Wochen vergehen. Es gibt schlicht zu wenig Impfstoff für Berlin – im ersten Durchgang reicht es wohl gerade für die Bewohner von Pflegeheimen.

In den sechs Zentren werde man, das sagt auch Senatorin Kalayci, wohl erst „peu à peu“ starten können, wenn der Bund ausreichend Impfdosen liefere. Kinderarzt Ruppert, der stellvertretende Vorsitzende der Berliner Kassenärztlichen Vereinigung, versucht es optimistisch-entschlossen: „Wir fangen am 27. Dezember mit den fast 60 Fahrzeugen in den Pflegeeinrichtungen an.“ Der Pressetross blickt die Hochglanz-Transporter an, die hinter Ruppert in Reihe auf dem Flughafen-Parkplatz stehen.

Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) und Jürgen Karl Uchtmann, der zuständige Brigadegeneral, an einem Fahrzeug für die mobilen Corona-Impfteams.
Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) und Jürgen Karl Uchtmann, der zuständige Brigadegeneral, an einem Fahrzeug für die mobilen Corona-Impfteams.

© Kay Nietfeld/dpa

Die ersten 9750 Dosen der Firmen Biontech und Pfizer, die am Montag die EU-weite Zulassung für ihr Impfmittel erhalten haben, sollen Sonnabend nach Berlin geliefert werden. Am Montag kommen 19.500 weitere Dosen und kurz vor Silvester noch mal 29.500 Stück an. Ergo stünden der Hauptstadt zunächst circa 59.000 Dosen zur Verfügung, die für weniger als 30.000 Berliner reichen: Jeder zu Impfende muss drei Wochen nach der ersten Dosis eine zweite erhalten.

Bald sollen auch Beschäftigte in Pflegeheimen geimpft werden

In Berlin leben rund 29.000 Männer und Frauen in Pflegeheimen, in denen 23.000 Beschäftigte arbeiten. Neben den Pflegeheimbewohnern sollen bald auch auch die Beschäftigten der Häuser geimpft werden. Das Heimpersonal wird wegen der Schichtsysteme in den Heimen wohl zuerst Termine in den sechs Zentren erhalten und dort geimpft werden.

Kalayci sagt, sie rechne damit, dass die Impfungen für die Bewohner in den Pflegeheimen bis Anfang Februar dauern werden, die der Pflegekräfte bis Mitte des Monats. Je nachdem, wie viel Impfstoff vorhanden sein werde, könnten dann die Über-80-Jährigen, die nicht in Heimen lebten, per Brief eingeladen und geimpft werden. Mit Beginn 2021 kämen jedenfalls, so der Plan, vorerst jede Woche fast 30.000 Impfdosen in Berlin an.

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„Wir sind startklar – auch in den Zentren“, versichert Kalayci unter dem Tegeler Wolkenhimmel. Niemand aber habe zuvor in einer solchen Pandemie solche Impfungen organisieren müssen: „Es kann natürlich immer etwas schiefgehen“, sagt Kalayci. „Am Ende hoffe ich, dass viele Berlinerinnen und Berliner das Angebot annehmen, und wir eine hohe Impfquote haben.“

Die Krankenhäuser, das war von Bund und Ländern besprochen worden, sollen ihr Personal selbst impfen – Ärzte sind schließlich vor Ort. In Berlins Kliniken aber, das erfuhr der Tagesspiegel von Ärzten, rechnet kaum jemand damit, dass selbst das Personal auf den Covid-19-Stationen zeitnah geimpft wird. Internen Einschätzungen der Großkrankenhäuser zufolge gilt die Zeit ab 6. Januar als realistisch.

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