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Rund ums Pallasseum gab es schon öfter Probleme mit Gruppen randalierender Jugendlicher, die es gern knallen lassen.

© Ole Spata/dpa

Berlin-Schöneberg: Wie Anwohner das Böllerverbot an der Pallasstraße sehen

In Teilen von Schöneberg und Mitte ist Feuerwerk in der Silvesternacht verboten. Viele Nachbarn begrüßen das Vorgehen, aber es gibt auch Skepsis.

Am Freitagmittag ist es ruhig rund um den Bunker und den Pallasseum-Wohnblock im Norden Schönebergs. In vier Tagen würden hier – wie in den Vorjahren – zahlreiche Menschen mit Raketen, Batterien und Böllern den Start in ein neues Jahr feiern.

Doch die Polizei hat den Steinmetzkiez rund um die Pallasstraße erstmals zur Verbotszone erklärt, ebenso den nördlichen Alexanderplatz und – wie in den Jahren zuvor – die Partymeile am Brandenburger Tor.

Denn seit dem Jahreswechsel 2014/15 werden in der Pallasstraße Polizisten und vorbeifahrende Autos mit Pyrotechnik beschossen oder mit sogenannten Kugelbomben beworfen. Seither nimmt die Zahl der Straftaten mit jedem Jahreswechsel zu, Beamte wurden verletzt, eine Bushaltestelle zerstört.

Deshalb verfügte die Polizei, dass zwischen dem 31. Dezember 2019, 18 Uhr, und dem 1. Januar 2020, um 6 Uhr, im Bereich um die Kreuzung Pallasstraße und Potsdamer Straße sowie am nördlichen Alexanderplatz jegliches Feuerwerk außer Wunderkerzen, Tischfeuerwerke und Knallerbsen verboten ist.

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In der Anordnung dazu heißt es: „Die Polizei Berlin rechnet auch in diesem Jahr mit einer Vielzahl von Personen, vornehmlich in der Altersgruppe der 14- bis 30-Jährigen, die sich an dieser Örtlichkeit zusammenfinden wird“ – und die mit Feuerwerk Straftaten begehen.

Die Gefahr für Leib und Leben von Passanten, private Sicherheitskräfte, Polizisten und Rettungskräfte könnten demnach lediglich durch ein Böllerverbot „ausgeschlossen“ oder „zumindest minimiert werden“.

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Am Alexanderplatz seien illegales Feuerwerk, sogenannte Polenböller und Schreckschusswaffen eingesetzt und Silvesterraketen „aus der Hand heraus“, abgefeuert worden. Teilweise sei „eine Verletzung von Einsatzkräften der Feuerwehr und Polizei sowie Passanten zumindest bedingt in Kauf genommen“ worden.

Fast die Hälfte der beim vergangenen Jahreswechsel verübten Straftaten sei „unter dem Einsatz pyrotechnischer Gegenstände“ begangen worden. Es komme deshalb zu einer „keinesfalls mehr hinnehmbaren Gefahrenlage in den Stunden um den Jahreswechsel“.

Anwohner freuen sich über das Böllerverbot

Im Steinmetzkiez begrüßen viele Anwohner das Verbot. „Das ist keine Silvesterböllerei mehr“, sagt ein Mann. Er kenne die „Jungs, die hier Böller anzünden“, bezeichnete sie als „völlig verrückt“.

Ein Familienvater berichtet, dass er mit seinen Kindern in der Silvesternacht dort überhaupt nicht mehr unterwegs sei. Ein anderer Anwohner lehnt Feuerwerkskörper völlig ab und schlägt vor, dass stattdessen an einigen Plätzen in Berlin Lasershows aufgeführt werden: „Die sind weniger gefährlich und produzieren nicht so riesige Mengen Müll.“

Touristen bedauern das Verbot von Feuerwerk: „Schließlich ist das irgendwie Bestandteil von Silvester“, sagt einer. Andere sagen, dass die Verbotszone berechtigt sei. „Das geht hier teilweise zu heftig zur Sache“, sagt ein junger Mann.

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Allerdings sei er sich nicht sicher, wie die Polizei das Verbot umsetzen will. „Wenn die Einsatzkräfte gerade mit mehreren Personen beschäftigt sind, böllern die nächsten an anderen Stellen der Zone.“ Ein danebenstehender junger Mann nickt, fügt aber hinzu: „Dieses Jahr wird das Verbot noch nichts bringen. Die Leute haben ihre Polenböller und wollen die zünden.“

Besonders sogenannte „Polenböller“, die, so sagt einer der beiden jungen Männer, sogar offenkundig über soziale Netzwerke wie Snapchat vertrieben oder präsentiert würden, bereiten den Behörden Sorgen. Im Vergleich zu den in Deutschland legalen „China-Böllern“ mischen die Hersteller in Polen den Feuerwerkskörpern Blitzknallsatz (BKS) bei.

Dies zündet im Vergleich zum erlaubten Schwarzpulver schneller und reagiert heftiger. Die Polizei will in diesem Jahr nun entschieden, im Ernstfall mit körperlicher Gewalt gegen jeden vorgehen, der sich mit Silvesterraketen und Böllern in den Verbotszonen aufhält oder hinein will.

„Die Jugendlichen wollen doch Spaß haben“

Ein Befragter hat bereits Erfahrungen mit Polizeimaßnahmen gemacht. Ihn habe die Polizei vor einigen Jahren beim Zünden von verbotenen Feuerwerkskörpern gefilmt. „Im nächsten Jahr standen Einsatzkräfte Silvester vor meiner Tür, zeigten das Videomaterial und nahmen mich mit“, sagt er.

Erst gegen 3 Uhr morgens an Neujahr habe die Polizei ihn gehen lassen. Er findet das Verbot falsch: „Die Jugendlichen wollen doch Spaß haben.“ Trotz seiner Erfahrung mit der Polizei nutze er noch Polenböller.

„Die sind nur für einen selbst gefährlich, wenn sie zu lange in der Hand gehalten werden.“ Ein Gewerbetreibender im Kiez kritisiert die Polenböller. „Natürlich haben wir alle mal mit Böllern experimentiert. Dann haben wir zwei oder drei Böller zusammengebunden und gezündet.“ Polenböller seien aber wesentlich schlimmer.

Gegen das Böllerverbot macht auch die linksextremistische Szene mobil. An einigen Flächen und Mülltonnen kleben Plakate: „Böllerverbot? Jetzt erst recht! Gegen Staat und Faschismus!“ Rund um das Pallasseum, bekannt als „Sozial-Palast“, gab es bereits vor fast zwei Wochen einen Vorfall. Unbekannte zündeten an der Kreuzung Pallasstraße, Potsdamer Straße eine Kugelbombe – also Profi-Feuerwerk. Drei vorbeifahrende Autos und ein parkender Wagen wurden beschädigte, durch die Druckwelle gingen Fensterscheiben eines Wohnhauses zu Bruch.

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