
© Andreas Klaer
Apothekensterben in Berlin: In diesen Gegenden schlossen die meisten Filialen
Am härtesten traf es Lichtenberg: Seit 2014 hat dort ein Viertel aller Apotheken geschlossen. Insgesamt hat die Hauptstadt die zweitniedrigste Apothekendichte aller Bundesländer.
Stand:
Zwischen 2014 und 2023 haben in Berlin 145 Apotheken den Betrieb eingestellt. Das entspricht einem Nettorückgang von 16,8 Prozent, wie die Antwort der Gesundheitsverwaltung auf eine Anfrage von Kristian Ronneburg (Linke) ergab. Vor zehn Jahren hatte es noch 863 Apotheken gegeben. Davon blieben 2023 insgesamt 718 übrig.
Mit 22 Abwicklungen schlossen in Charlottenburg-Wilmersdorf am meisten Abgabestellen. Allerdings versorgt eine Apotheke in dem Bezirk auch heute noch durchschnittlich 3700 Einwohner:innen, was im bundesweiten Vergleich eine sehr gute Quote ist. Laut Statistischem Bundesamt kam Ende 2023 in Deutschland eine Apotheke auf 4819 Einwohner:innen.
Prozentual traf die Entwicklung Lichtenberg am stärksten. Seit 2014 hat dort ein Viertel aller Apotheken geschlossen – zugleich wuchs die Bevölkerung seit 2012 um mehr als 40.000 Einwohner:innen. Ein Geschäft versorgt nun 6800 Menschen mit Medikamenten.
Kaum betroffen von der Schließungswelle war Spandau. In dem Randbezirk war die Versorgungslage aber schon vor zehn Jahren vergleichsweise mies: Auf 5800 Bürger:innen kommt heute inzwischen eine Apotheke.
Mit einer Quote von 5290 Bürger:innen pro Apotheke wies die Hauptstadt zuletzt die zweitniedrigste Dichte aller Bundesländer auf. Vor zehn Jahren war sie mit bundesweit 3900 Einwohner:innen deutlich besser. Am besten steht das Saarland da.
Verbände wie die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) warnen vor einem weiteren Rückgang, sprechen gar von „Apothekensterben“. Ursache seien unter anderem die niedrigen Honorare für Arzneien, zu viel Bürokratie und hohe Energiekosten. Im vergangenen Jahr hielten Pharmazeut:innen mehrfach ihre Läden geschlossen, um gegen die Politik von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und die Preisgestaltung der Krankenkassen zu protestieren.
De facto haben diese die Honorare für einzelne Medikamente seit 2013 nicht mehr angehoben. Für verschreibungspflichtige Mittel erhalten Apotheken einen Fixbetrag von 8,35 Euro, einen Zuschlag von drei Prozent und eine Pauschale von 21 Cent für Not- und Nachtdienste. Abgezogen wird ein Abschlag von zwei Euro. Preise für rezeptfreie Arzneien dürfen selbst bestimmt werden.
Seit 2013 konnten die Apotheken ihren Gesamtumsatz um mehr als ein Drittel steigern – deutlich stärker als der stationäre Einzelhandel (9,1 Prozent mehr). Der Apothekerverband Abda teilte Anfang des Jahres mit, „wegen rasant steigender Personal- und Sachkosten“ kopple sich der Gewinn (vor Steuern) jedoch zunehmend vom Umsatz ab. Der Verband beziffert den Ertrag für selbständige Apotheker:innen auf durchschnittlich 148.000 Euro. Die Kassen halten entgegen, dass zwar kleinere Apotheken schließen müssten, der Trend aber zu umsatzstärkeren Betrieben gehe.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid:
- false