
© dpa/Jens Kalaene
Ein erster Blick hinein: Berliner Senat stellt das „House of Games“ in Friedrichshain vor
Der Standort für das ambitionierte „House of Games“ steht nun fest: Das Lux-Gelände nahe der Oberbaumbrücke. Erfüllt dieser Standort alle Wünsche der sensiblen Branche?
Stand:
Bei Eröffnungen zerschneiden Honoratioren für gewöhnlich gerne rote Bänder mit riesigen Scheren. Das war an diesem Dienstagvormittag jedoch nicht so. Denn erstens war der Anlass keine Eröffnung, sondern nur eine Standortbekanntgabe – und zweitens ging es um die Produktion von Computerspielen: Genauer gesagt das „House of Games“, das auf dem Lux-Areal in der Oberbaum-City entstehen soll.

© dpa/Jens Kalaene
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) drückten gemeinsam Tasten auf einem überdimensionierten Game-Controller, um zu signalisieren: Der Standort ist gefunden, jetzt geht es richtig los mit dem Projekt, das zahlreiche Akteure der Games-Branche an einem Ort bündeln will. Anfang 2026 soll das „House of Games“ bezugsfertig sein – und Berlin im Wettrennen der Games-Industriestandorte weiter nach vorne bringen.

© Daniel Hinz/medianet berlinbrandenburg
Das am Dienstag präsentierte Konzept sieht „ein Zuhause für etablierte Unternehmen, Entwickler und Gründer aus Deutschland und aller Welt“, sagte Wegner. Auf dem Gelände der ehemaligen Lampenstadt – und späteren Standort des „Narva Kombinats“ – soll ein Zentrum der hiesigen Computerspielbranche entstehen.
Französischer Spielekonzern Ubisoft wird Ankermieter
Einer der wichtigsten Mieter – im Fachjargon: „Ankermieter“ – in der Rotherstraße 8-11 soll Ubisoft Berlin werden. Das Entwicklerstudio gehört zum internationalen Spielekonzern Ubisoft und beschäftigt in Berlin mehr als 100 Fachkräfte; geplant ist, dass das Studio vom aktuellen Standort an der Hardenbergstraße in das Lux-Areal umzieht. Die Firma, bekannt für Spiele wie „Rainbow Six Siege“, soll dabei in den oberen der insgesamt fünf Stockwerke residieren, die für das „House of Games“ reserviert sind.
Insgesamt bis zu 15.000 Quadratmeter Büro- und Veranstaltungsfläche sind für das „House of Games“ vorgesehen. Die Berliner Senatskanzlei unterstützt das Projekt, das auch schon im Koalitionsvertrag festgeschrieben wurde, mit immerhin 4,6 Millionen Euro; das Geld dient als Investitionsförderung zum Ausbau der Immobilie.
Zu den Mietern wird eine ganze Reihe von Organisationen gehören: Der Bundesverband game, die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK), die Stiftung Digitale Spielekultur und der Medien-Verband medianet berlinbrandenburg gehören – genauso wie die landeseigene Wista Management, die Betreiberin der Immobilie.
Damit aus dem Zentrum ein „einzigartiger Leuchtturm für das gesamte Games-Ökosystem“ (Selbstbeschreibung) werden kann, braucht es aber auch noch andere Mieter: Große und mittelgroße Entwicklerstudios, kleine Independent-Startups („Indies“), Technologieanbieter und Agenturen, E-Sport-Organisationen, Forschungseinrichtungen und mehr.
Dem Projektkoordinator medianet zufolge haben sich bereits rund 25 Firmen und Organisationen für die Anmietung vormerken lassen. Ob auch das Computerspielemuseum aus der Karl-Marx-Allee ins „House of Games“ ziehen wird, ist derzeit noch offen. Dafür muss zunächst die Finanzierung geklärt werden, genau wie für einen möglichen Umzug der Internationalen Computerspielesammlung (ICS).
Politik rechtfertigt Investition von Steuergeld
„Berlin wird mit dem House of Games zur ersten Adresse für die Games-Branche in Deutschland“, prophezeite Wirtschaftssenatorin Giffey. Die Games-Branche sei „längst ein wichtiger Motor für Innovation, Digitalisierung und wirtschaftliches Wachstum in Berlin“, sagte die Senatorin. „Deshalb ist es erklärtes Ziel unserer Wirtschaftspolitik, diesen dynamischen Sektor in unserer Stadt kontinuierlich auszubauen.“ Dass die Senatskanzlei dafür so viel Geld in die Hand nimmt, ist aus ihrer Sicht gerechtfertigt: Neu angesiedelte und wachsende Spielefirmen würden mittelfristig für höhere Steuereinnahmen sorgen.

© Achim Fehrenbach
Zum jetzigen Zeitpunkt wird am „House of Games“ noch kräftig gewerkelt. Bei einer Begehung konnten sich die Gäste am Dienstag ein erstes Bild von den Räumlichkeiten machen. Die weitläufigen Büroräume befinden sich noch im Rohbau-Stadium; vielerorts hängen Kabel von der Decke, Raumteiler und dergleichen gibt es noch nicht.
Den Betreibern zufolge sollen in den unteren Etagen vor allem repräsentative und gemeinsam genutzte Areale entstehen. Zu diesen „Shared Spaces“ werden Meeting- und Workshop-Räume, Studios für Podcast-Aufnahmen, Lounge-Zonen und Veranstaltungsflächen gehören. Gerade für kleinere und mittelgroße Firmen, die in den Stockwerken 1 und 2 sitzen, könnten die „Shared Spaces“ ein willkommener Standortvorteil sein. Oder wie es medianet-Geschäftsführerin Jeannine Koch nennt: „Ein lebendiger, kreativer Ort für Kollaborationen und Innovationen.“
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid:
- false