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Cannabispflanzen in einer professionellen Produktionsanlage.

© Foto: dpa/Abir Sultan

Geschäfte mit Cannabis: Unternehmen sind neue Regeln zu unkonkret

Legale Verkaufsstellen wie in den Niederlanden wird es in Deutschland nicht flächendeckend geben. Findige Cannabis-Unternehmer haben aber bereits andere Ideen.

Die Bundesregierung will den kontrollierten Anbau und Verkauf von Cannabis als Genussmittel erlauben. Schon jetzt stellen Spezialfirmen legale Cannabisprodukte her – für medizinische Zwecke. Einige hatten auf eine weitergehende Legalisierung gehofft. Doch auch die nun geplante Regelung bietet Raum für Geschäftsmodelle.

Das Berliner Cannabis-Unternehmen Sanity Group entwickelt seit 2018 medizinische Produkte auf Cannabisbasis und stellt unter anderem Cannabisblüten und -extrakte her, aber auch Kosmetik und andere Produkte.

„Wir begrüßen das Bestreben, Cannabis für den Besitz und Eigenanbau zu entkriminalisieren und Pilotprojekte umzusetzen“, sagt der Gründer und Geschäftsführer Finn Hänsel. Die Reformpläne seien „ein Schritt in die richtige Richtung“. Dass es keine flächendeckende Verkaufsstellenstruktur geben wird, habe ihn nicht überrascht: „Von dem Szenario haben wir uns recht früh verabschiedet.“

Das Problem sei ein anderes: Für die Unternehmen der Branche seien die am Mittwoch vorgestellten Regelungen noch viel zu unkonkret. Es fehle an Planbarkeit. Die sei aber wichtig, um professionelle Investoren davon zu überzeugen, dass der deutsche Markt das Potenzial für zukünftige Gewinne hat.

Interessierte Geldgeber

Hinter der Sanity Group stehen schon jetzt internationale Geldgeber. Bei einer Finanzierungsrunde im September konnte das Unternehmen zuletzt insgesamt 37,6 Millionen Euro einsammeln. Der Tabakkonzern British American Tobacco gehörte zu den Investoren, außerdem die Wagniskapitalgeber Redalpine und Casa Verde Capital.

Die Bundesregierung will den kontrollierten Anbau und Verkauf von Cannabis als Genussmittel erlauben. Schon jetzt stellen Spezialfirmen legale Cannabisprodukte her – für medizinische Zwecke.
Die Bundesregierung will den kontrollierten Anbau und Verkauf von Cannabis als Genussmittel erlauben. Schon jetzt stellen Spezialfirmen legale Cannabisprodukte her – für medizinische Zwecke.

© rawpixel.com / McKinsey/freepik

Hänsel gibt noch nicht auf: Pilotprojekte müssten nicht nur in Modellregionen eingeführt werden, sondern flächendeckend, „um eine vergleichbare Datengrundlage zur Überprüfung der Auswirkungen des legalen Verkaufs unter verschiedenen Bedingungen zu schaffen.“

Den aktuellen Regierungsplänen zufolge sollen nicht-kommerzielle Vereine, sogenannte „Social Clubs“ mit bis zu 500 Mitgliedern, Cannabis anbauen und an ihre Mitglieder abgeben dürfen. Hänsel kann sich vorstellen, diese Vereine mit Know-how und Ausrüstung für den Anbau der Pflanzen zu versorgen. Auch ein Anbau als Dienstleistung wäre möglich. Doch die Gesetzeslage müsse das eindeutig zulassen, sagt Hänsel.

Lieferketten überwachen

In diese Richtung gehen inzwischen auch die Überlegungen von Jörg Sellmann, Geschäftsführer des Cannabisproduzenten Demecan: „Die Social Clubs brauchen kompetente Begleitung.“

Jörg Sellmann ist der Geschäftsführer von Demecan.
Jörg Sellmann ist der Geschäftsführer von Demecan.

© Demecan

Am Produktionsstandort in Ebersbach bei Dresden stellt sein Unternehmen Cannabisblüten für den medizinischen Gebrauch her. Diese Blüten werden über Apotheken an Patient:innen vertrieben, die ein ärztliches Rezept vorweisen können.

Im medizinischen Bereich sind die Standards für Qualität und Reinheit besonders hoch, deshalb sieht sich Sellmann als fachkundigen Berater. Der Unternehmer warnt, der Gesetzgeber dürfe mit den geplanten Konsumentenvereinen „kein Outlet schaffen für den Schwarzmarkt“.

Damit meint er, dass illegale Ware in den Verkauf kommen könnte, wenn die Lieferketten nicht ausreichend kontrolliert würden. Das illegal hergestellte Cannabis sei jedoch aufgrund von Verunreinigungen in der Regel schädlicher für die Gesundheit.

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