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Christian Gaebler (SPD), Berliner Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, spricht während einer Pressekonferenz nach der Sitzung des Berliner Senats.

© dpa/Sebastian Gollnow

Immobilienmesse Expo Real in München: Was gibt es da zu feiern für die Berliner?

Dutzende öffentliche und private Unternehmen aus der Hauptstadt präsentieren sich in München, sogar mit Party-DJ. Das Dilemma: Berlin will zeigen, was es hat – darf aber nicht protzen.

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Wenn es um Tourismus, Ernährung, Unterhaltungselektronik geht, haben Berlins Unternehmen Heimspiel: Sie können ihre Stände bequem unterm heimischen Funkturm aufbauen und sich auf den weltweiten Leitmessen ITB, Grüne Woche oder IFA 100.000 bis über 300.000 Besuchern präsentieren. In der Immobilienbranche geht das nicht. Da müssen Berlins führende Akteure einmal im Jahr nach München reisen.

Seit Montag steigt auf dem dortigen Messegelände die Expo Real, neben der MIPIM in Cannes eine der weltweit wichtigsten Fachmessen für Immobilien und deren Investoren. Und jedes Jahr müssen sich die Aussteller aus dem Großraum Berlin fragen, wie sie sich präsentieren wollen: gemeinsam oder jeder für sich, groß oder klein, laut oder lieber vornehm zurückhaltend.

Am Ende gibt es immer eine Kompromisslösung, und die heißt in diesem Jahr: „DJ Size“. Der ist nicht bekannt wie Paul Kalkbrenner oder DJ Motte, soll trotzdem hauptstadtmäßige Partystimmung verbreiten am Dienstagabend am Stand von Berlin und Brandenburg (B2.420), „mit freundlicher Unterstützung“ der Stadtentwicklungsverwaltung und der Wirtschaftskanzlei GSK Stockmann, die ihn dafür bezahlen.

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Insgesamt 31 Partner haben sich in diesem Jahr zusammengeschlossen, um gemeinsam in München einen Stand zu bespielen. Die Spanne reicht vom milliardenschweren Gewerbeimmobilieninvestor Aroundtown, der operativ in Berlin-Tegel geführt wird, aber in Luxemburg Steuern zahlt, bis zur mittelständischen Z-Geschossbau GmbH, die ein Büro in Königs-Wusterhausen am südlichen Stadtrand betreibt.

Das Ziel: Investoren für Berlin begeistern

Dabei sind auch halbstaatliche Institutionen wie die Berlin Partner, die landeseigene Investitionsbank Berlin (IBB) und besagte Senatsverwaltung. Allein letztere investiert 69.000 Euro in die Beteiligung auf dem Gemeinschaftsstand.

69.000
Euro investiert Berlins Senat in den Messe-Auftritt.

„Ziel unserer Beteiligung an der Expo Real ist es, mit Vertreterinnen und Vertretern aus Institutionen, Unternehmen und Verwaltungen unterschiedlicher Regionen in Deutschland und Europa – und auch darüber hinaus – in Kontakt zu treten, den Austausch zu suchen, für Berlin zu werben und die Rahmenbedingungen für den Wohnungsneubau und weitere Investitionen in Berlin zu präsentieren“, schreibt Verwaltungssprecher Martin Pallgen auf Nachfrage.

Der Gemeinschaftsstand sei ein idealer Ort, auswärtigen Unternehmen die Berliner Bedingungen und Bedarfe beim Wohnungsneubau, der Sanierung der Wohnungsbestände, der Gewerbeansiedlung und der Schaffung der notwendigen Infrastrukturen zu erläutern.

Die Verwaltung hat zudem ein Fachprogramm mit Paneldiskussionen organisiert. Dort stellt Bausenator Christian Gaebler (SPD) gemeinsam mit IBB-Chef Hinrich Holm die aktuellen Trends des Berliner Wohnungsmarkts vor. Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt (parteilos, für SPD) spricht mit Birgit Möhring, Geschäftsführerin der Berliner Immobilien Management (BIM) und Nikolai Wolter von Aroundtown über den Wandel bei Gewerbeimmobilien – mutmaßlich auch über die Frage der Nachnutzung von leeren Hotel- und Büroflächen.

Neue Stadtquartiere als Antwort auf die Wohnungsnot

Fürs Thema Beschäftigtenwohnen diskutierten der Berliner Finanzsenator Stefan Evers (CDU) und Berlin-Partner-Chef Stefan Franzke, Simon Markgraf von der IHK sowie Susanne Klabe vom Wohnungsunternehmerverband BFW.

Nicht fehlen darf die Vorstellung der 24 neuen Stadtquartiere, in denen das Land Berlin gegen die Wohnungsnot anbauen will: Hierzu spricht der zuständige Referatsleiter aus der Stadtentwicklungsverwaltung Lars Loebner mit Eva Weiß, Vorständin der Vonovia-Tochter Buwog, Markus Terboven, Vorstand der landeseigenen Wohnungsgesellschaft Gewobag, und Jürgen Leibfried, Kopf der Bauwert AG, die vor wenigen Tagen den ersten Spatenstich für das neue Stadtquartier am Segelfliegerdamm auf dem ehemaligen Flughafengelände in Johannisthal gefeiert hat.

Am Dienstag werden alle dort Beteiligten auch den Start der Grundstücksvermarktung am ehemaligen Flughafen Tegel vorstellen. Es geht um zunächst nur 0,34 Prozent der für Gewerbe ausgewiesenen Flächen, aber die Tegel Projekt GmbH wird in München ein Gefühl dafür bekommen, wie das Angebot von Investoren gesehen wird.

Und dann geht es noch um die Frage, wie mit dem Entschlacken der Baustandards das Bauen deutlich billiger werden könnte. Die Stadt Hamburg hat Anfang des Jahres mit ihrem „Hamburg-Standard“ bereits Maßstäbe gesetzt, jetzt will Berlin nachziehen.

Dazu spricht der Baustaatssekretär Alexander Slotty (SPD) mit Agnes Petra Müller, Projektentwicklungs-Chefin von Periskop, die in Berlin die Urbane Mitte im Gleisdreieck planen; außerdem mit Lars Dormeyer, dem Geschäftsführer der landeseigenen Wohnungsgesellschaft WBM, und Maren Kern, Vorständin des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen BBU.

Revival der Idee vom Wohnungsbau für die Mitarbeiter

Die Standortförderagentur Berlin Partner investiert rund 23.000 Euro in Standpartnerschaft, Technik, Reisekosten und Akkreditierung bei der Expo Real. „Es ist für uns als Wirtschaftsförderer wichtig zu wissen, wie sich der Markt für Produktions- und Gewerbeflächen entwickelt, was die Herausforderungen sind und auch, wo es zum Beispiel Gewerbeangebote für Unternehmen oder Wohnungen für Beschäftigte gibt“, sagt Unternehmenssprecherin Carolin Meltendorf.

Auch bei Berlins Investitionsbank IBB, die traditionell dabei ist, schätzt man das Klassentreffen in München. Deren Vertreterinnen und Vertreter träfen dort „primär regional, bundesweit und international tätige Geschäftspartner wie Wohnungsunternehmen, Immobilieninvestoren und Geschäftsbanken“, schreibt IBB-Sprecher Jens Holtkamp.

„Die IBB nimmt dabei wahr, dass alle Geschäftspartner es sehr schätzen und begrüßen, mit höchsten Entscheidungsträger:innen des Landes Berlin wie zum Beispiel Senatoren und Staatssekretären oder Vorständen/Geschäftsführern in direkten Kontakt treten zu können, um Projekte und Trends zu besprechen“.

Am Ende wird sich kaum messen lassen, inwieweit die Standmiete in München auch für die Berliner gut angelegt ist. „Der Messebesuch ist ein Erfolg, wenn es gelingt, Werbung für Berlin zu machen und eine positive Grundstimmung für Investitionen in den Wohnungsbau und für Gewerbeansiedlungen zu erzeugen“, meint Pallgen von der Senatsverwaltung.

Hinweis: In einer früheren Fassung dieses Artikels hieß es, die Senatsverwaltung habe für den Messeauftritt 96.000 Euro investiert. Ein Zahlendreher! Es waren rund 69.000 Euro.

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