
© Teresa Roelcke
Kein Überflieger-Tempo: Aber immerhin Ideen bewegen sich am ehemaligen Flughafen Tegel
Bis 2030 soll einiges entstehen auf dem ehemaligen Flughafen Tegel im Berliner Nordwesten: Wohnungen, Start-ups, eine Hochschule soll es geben. Vielleicht sogar eine Tram? Fürs erste soll ein Bus genügen.
Stand:
Was kann aus einem ehemaligen Flughafen werden? Während der Berliner Senat die Bürgerinnen und Bürger dafür zu gewinnen versucht, den Rand der Flächen des ehemaligen Flughafens Tempelhof zu bebauen, wird es langsam, sehr langsam konkret mit dem Wohnungsbau auf dem ebenfalls riesigen früheren Flugfeld in Tegel.
Das sogenannte Schumacher Quartier soll hier entstehen, für einen ersten Bauabschnitt wurde Ende vergangenen Jahres der Bebauungsplan festgesetzt. Baustart für erste Wohnungen könnte im September 2026 sein, Wohnungen, die dann 2028 fertiggestellt werden können. Diesen Zeitplan präsentierte Simon Wimmer von der Tegel Projekt GmbH am Montag vor einer Sitzung des „Baukollegiums“.
Wichtiger Baustoff soll der Wohngebäude soll Holz sein, auch aus Berliner Forsten. Bauherren dieser ersten Wohnungen im Schumacher Quartier sind die beiden landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften Degewo und Gesobau, die inzwischen auch schon entsprechende Grundstücke in ihre Fachvermögen übertragen bekommen haben. Allerdings: Damit konkretisieren sich erstmal nur die Pläne für knapp 800 Wohnungen. Beide Wohnungsbaugesellschaften sollen in diesem Bauabschnitt knapp 400 Wohnungen bauen.
Angekündigt sind für das gesamte Schumacher Quartier allerdings insgesamt 5000 Wohnungen. Weitere Bauherren sollen eigentlich auch Berliner Baugenossenschaften sein. Auf welchen Flächen des Schumacherquartiers sie bauen sollen, blieb aber auch auf Nachfrage hin sehr vage.

© Tegel Projekt GmbH
Zögerlich blieben auch die Antworten auf die Frage, wie man das Quartier denn erreichen können soll, nachdem dort Wohnungen gebaut sind. Angekündigt war die Anbindung über eine neue Tram-Linie. Allerdings klang Simon Wimmer von der Tegel Projekt auch am Montag eher zögerlich: „Der Stand, den wir kennen, ist: Bis 2030 soll die Tram angebunden sein. Das wirkt aber sehr ambitioniert.“ Und wenn tatsächlich ab 2028 Wohnungen bezogen werden? „Dann erfolgt die Erschließung zunächst über den Kurt-Schumacher-Damm.“
Sollte die Tram 2030 fertig werden, passt das immerhin ganz gut zu den Zeitplänen für die Urban Tech Republic, einem anderen Großvorhaben, das seinen Platz in den ehemaligen Terminal-Räumlichkeiten finden soll. Bis zu 1000 große und kleinere Unternehmen aus dem Bereich Forschung und Produktion sollen sich hier ansiedeln, mit Schwerpunkten unter anderem bei Energie-, Wasser-, IT- und Werkstoff-Themen. Zum Jahreswechsel 2030/31 soll der erste Bauabschnitt fertig sein und ein erster Schwung an Projekten eröffnen, sagt Nicolas Novotny, Bereichsleiter in der Tegel Projekt.
Verzahnung von Forschung und Wirtschaft
Wann die weiteren Bauabschnitte starten, hängt davon ab, wie schnell Nutzer für die Flächen gefunden sind: „Wenn der Standort sehr schnell sich fühlt und es gelingt, Unternehmen an diesen Standort zu holen, dann werden wir den zweiten Bauabschnitt schneller starten. Wenn es eines längeren Entwicklungsprozesses bedarf, dann entsprechend später.“ Schon jetzt gebe es Zwischennutzer in einigen der Räumlichkeiten aus den anvisierten Zukunftstechnologien Bereichen, etwa aus dem Bereich autonomes Fahren.
Wichtig für die Idee der Urban Tech Republic ist die enge Verzahnung von Forschung und Wirtschaft. In Terminal B sollen Gründungs- und Innovationszentren entstehen. Terminal A wird außerdem die Berliner Hochschule für Technik beherbergen. Für die denkmalgerechten Umbauarbeiten ist ebenfalls ein Abschluss im Jahr 2030 anvisiert.
„Aus einem verkehrlichen Infrastrukturgebäude wird eine kleinteilige Hochschule“, beschreibt der Architekt Elmar Rottkamp die Herausforderung, das Gebäude einer komplett neuen Nutzung zuzuführen und trotzdem als das ikonische Hexagon zu erhalten. Rottkamp berichtet von 32 Treffen mit dem Denkmalamt zu dieser Frage. Auch das Architekturbüro gmp der Architekten Meinhard von Gerkan und Volkwin Marg, die den 1974 eröffneten Flughafen entworfen haben, habe man eingebunden.

© agn Niederberghaus & Partner
Die dreieckige, offene Deckenstruktur soll erhalten bleiben, auch wenn in die weitläufigen Flughafenräume zum Beispiel Professorenbüros kommen sollen. Die werden in die ehemaligen Airlinebüros einziehen, ihre Büros sollen nicht bis zur Decke hochgezogen werden.
Die Seminarräume werden in den ehemaligen Wartebereichen vor den Gates platziert. Sie sollen mit opaken Glaswänden getrennt werden, die aber oben durchsichtig sind, damit die dreieckige Deckenstruktur sichtbar bleibt. Im ehemaligen Transitgang werden studentische Arbeitsplätze eingerichtet.

© agn Niederberghaus & Partner
Von den ehemaligen vierzehn Fluggastbrücken bleiben allerdings nur vier erhalten. An die Stelle der anderen werden Treppen gebaut, die sich optisch aber an die Fluggastbrücken anähneln sollen.

© Kai-Uwe Heinrich TSP
In dem Bereich, wo früher die Taxis gehalten haben, wird eine Mensa neu gebaut. Das Vordach allerdings, das die Taxi-besteigenden Reisenden früher vor Regen bewahrt hat, ist abgebaut und verstaut. Wer Vorschläge für eine künftige Verwendung irgendwo in Berlin hat, solle sich an die Tegel Projekt Gmbh wenden. Den Einstiegsbereich der Taxis vor Regen bewahrt hat, hat keinerlei Verwendung mehr.
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