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Mein guter Rat: Deutsche Bahn sollte Wahlfreiheit statt Digitalzwang bieten
Der Weg zu einem Zugticket der DB führt fast zwingend über das Internet. Auch beim Kauf von Sparpreistickets am Schalter muss man private Daten angeben. Das muss sich ändern, meint untere Kolumnistin.

Stand:
Wenn ich in Berlin unterwegs bin, fallen mir oft Kritzeleien oder auch Transparente an Hausfassaden auf. Eine häufige Botschaft wirbt für Solidarität mit Flüchtlingen und mahnt mit den eindringlichen Worten „Leave no one behind“ dafür, niemanden zurückzulassen.
Ich denke bei diesem Satz in letzter Zeit auch oft spontan an die Deutsche Bahn AG, die meiner Ansicht nach nicht mehr alle Menschen mitnimmt, so, wie es eigentlich sein sollte. Die Digitalisierungspläne im Vertrieb von Bus- und Bahnreisen gehen nämlich mittlerweile so weit, dass der Verkauf preisreduzierter Fahrkarten an die Herausgabe von Daten geknüpft ist.
Die BahnCard wird seit Juni 2024 nur noch digital ausgegeben. Auch für das angebotene PDF mit QR-Code ist ein Kundenkonto Voraussetzung. Fahrkarten zu Sparpreisen sind schon seit vergangenem Jahr nur noch unter Angabe einer Handynummer oder E-Mail-Adresse erhältlich, selbst wenn Sie einen Schalter aufsuchen.
Ich bin der Ansicht, dass die Deutsche Bahn AG analoge Alternativen anbieten muss, ohne dafür verpflichtend Daten von Ihnen zu verlangen. Nur dann ist auch wirklich sichergestellt, dass alle Verbraucherinnen und Verbraucher die Angebote im öffentlichen Verkehr nutzen können.
Niemanden auszuschließen und zurückzulassen, das dürfte eigentlich gerade einem Transportunternehmen dieser Größe besonders wichtig sein. Eine Digitalisierungsstrategie zu entwickeln, die alle potenziellen Kundinnen und Kunden mitnimmt, sollte für die Deutsche Bahn AG also eine Selbstverständlichkeit darstellen.
Ich hoffe, dass sich die Bundesregierung und der Vorstand der Deutschen Bahn AG hierzu bald zusammensetzen, denn sonst ist der Zug gerade für diejenigen, die ihn am dringendsten benötigen, womöglich abgefahren.
Die Kolumne „Mein guter Rat“ erscheint online mittwochs.
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