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Startschuss für Stadtquartier in Berlin-Treptow: Neues Leben in den Ruinen der deutschen Luftfahrtgeschichte
Auf dem Gelände der ehemaligen Flugzeugfabrik von Arthur Müller sollen 1800 Wohnungen, eine Schule und Gewerbeflächen entstehen. Jetzt gewährten die Entwickler einen tieferen Einblick in die Pläne.
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Der Startschuss erfolgte per Glockenschlag: Senat, Technologiepark Adlershof, Immobilienentwickler Bauwert und das städtische Wohnungsunternehmen Degewo haben am Mittwoch gemeinsam das Mammutprojekt „Segelflieger Quartier“ am Landschaftspark Johannisthal in Treptow-Köpenick aus der Taufe gehoben.
Es firmiert als eines der 24 „neuen Stadtquartiere“ Berlins. Das Quartiers-Logo, ein Papierflieger, prangt seit Dienstag auf dem ehemaligen Kühlturm des VEB Kühlautomat, der in der DDR auf dem Gelände produzierte.
Die älteren Industriehallen reichen bis in den Ersten Weltkrieg zurück, als der jüdische Fabrikant Arthur Müller dort Flugzeuge für die Reichswehr produzierte.
Entstehen sollen in den nächsten Jahren 1800 Wohnungen, 153.000 Quadratmeter Gewerbeflächen, ein neues Stadtteilzentrum, eine Grundschule und zwei Kitas. Die Abrissarbeiten auf dem Industriegelände sind fast abgeschlossen, nun kann mit der Sanierung denkmalgeschützter Gebäude begonnen werden. Ende des nächsten Jahres sollen die ersten Neubauten folgen.

© BAUWERT AG und Maren Schulz
Ein genauer Fahrplan, wo und was zuerst gebaut wird, existiert noch nicht. Klar ist nur, es wird mindestens bis ins Jahr 2030 dauern, bis alles fertig ist.
Investitionen von einer halben Milliarde Euro
Bausenator Christian Gaebler (SPD) veranschlagte die Gesamtinvestitionen auf „locker über eine halbe Milliarde Euro“, das meiste davon übernimmt die Bauwert AG, die das rund 21 Hektar große Grundstück von den Nachfahren Arthur Müllers und dem israelischen Weizmann-Institut gekauft hat.
„Das für die Bauwert AG bisher größte Bauvorhaben in der über 40-jährigen Geschichte hat enormes Wachstumspotenzial auch für die in der Nähe liegenden Gewerbeflächen und damit die wirtschaftliche Entwicklung Berlins“, sagte Bauwert-Vorstand Jürgen Leibfried.
In langjährigen Verhandlungen wurde ein Bebauungsplan samt städtebaulichem Vertrag entworfen, demzufolge die Bauwert rund die Hälfte der Baufelder ans Land Berlin weiterreicht.
Das Land verkauft wiederum Bauflächen an die Degewo, die 450 geförderte Sozialwohnungen errichten will. Vor allem Einzimmerwohnungen für junge Wissenschaftler, die im Idealfall nebenan im Technologiepark Adlershof einen Job gefunden haben.
Motivierte Leute, die im Technologiepark arbeiten, brauchen auch Wohnraum. Die Entwicklung hier ist großartig für uns.
Roland Sillmann, Geschäftsführer Wista Adlershof
Um den Rest der landeseigenen Flächen kümmert sich die Wista, die Betreibergesellschaft des Technologieparks. Wista-Chef Roland Sillmann ließ keinen Zweifel daran, dass die Gewerbeflächen des Quartiers als Teil des Technologieparks Adlershof vermarktet werden sollen, auch wenn sie zum benachbarten Ortsteil Johannisthal gehören.
„Motivierte Leute, die im Technologiepark arbeiten, brauchen auch Wohnraum. Die Entwicklung hier ist großartig für uns“, sagte Sillmann.
Handwerksbetriebe sollen sich ansiedeln
Gaebler wünscht sich dort kleinere Unternehmen und Handwerksbetriebe, die wegen steigender Mieten und Konflikten mit der Nachbarschaft aus der Innenstadt verdrängt werden.
Die Wista übernimmt auch die Altlastensanierung, die Erschließung des Quartiers und die Anlage von Grünflächen. Das Schicksal des Kühlturms, der zu den städtischen Gewerbeflächen gehört, ist noch ungewiss. Von einer „Freizeitnutzung“ ist die Rede.

© Thomas Loy
3500 Menschen sollen nach Angaben von Bauwert-Chef Jürgen Leibfried künftig im neuen Quartier wohnen. Die Bauwert will Miet-und Eigentumswohnungen errichten, zu den üblichen Marktpreisen. Den vertraglich festgelegten Anteil von 25 Prozent Sozialwohnungen übernimmt komplett die Degewo.
Nach den aktuellen Förderregeln soll ein Drittel der Sozialwohnungen zu einer Miete von sieben Euro angeboten werden, der Rest zu 9,50 und 11,50 Euro. „Wir setzen damit die Planungen von 2016 endlich um“, sagte Degewo-Vorständin Sandra Wehrmann. Sie rechnet mit dem Beginn der Bauarbeiten im Jahr 2026.

© Bauwert
Autos sollen im Degewo-Quartier eher selten anzutreffen sein. Geplant ist eine „Quartiersgarage“ mit 180 Parkplätzen, die Innenhöfe der Gebäude sollen autofrei bleiben. In den frei finanzierten Gebäuden sind allerdings auch Tiefgaragen vorgesehen. 3600 Fahrradstellplätze und Lademöglichkeiten für E-Bikes sollen gebaut werden.
Die denkmalgeschützte, aber stark verfallene Industriehalle vier, um die lange gerungen wurde, werde größtenteils abgerissen, bestätigte Gaebler, allerdings in ähnlicher Kubatur und Außenwirkung neu aufgebaut. „Es gibt jetzt die Diskussion, welche Teile erhalten werden können.“
Die Halle soll künftig als Stadtteilzentrum dienen, mit Gastronomie, Marktständen und einer Ausstellung zur Geschichte des Quartiers.
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