
© dpa/Friso Gentsch
Verdächtige Fälle in Berliner Apotheken: AOK warnt vor gefälschten Rezepten für Krebsmedikament
Mit gefälschten Rezepten versuchen Unbekannte an teure Arzneimittel zu gelangen. In Berlin fielen Apothekern zweifelhafte Formulierungen auf Verschreibungen auf.
Stand:
Die AOK warnt vor gefälschten Papierrezepten für das Krebsmedikament „Lonsurf“ – zuletzt seien in Berlin derartige Fälle bekannt geworden. So hätten mehrere Apotheken „mit begründetem Verdacht“ auf gefälschte Rezepte hingewiesen, teilte die Krankenkasse am Montag mit.
Die für die Region zuständige AOK Nordost bittet alle Apotheken, entsprechende Verordnungen besonders sorgfältig zu prüfen. Bei grober Fahrlässigkeit drohe eine „Retaxierung“ – damit ist gemeint, dass die Kasse das Arzneimittel nicht erstattet, wenn die Apotheke es aufgrund eines zweifelhaften Rezepts an den Patienten abgegeben hat. Je nach Packungsgröße kostet „Lonsurf“ mehrere Tausend Euro.
Der AOK zufolge fielen die meisten Fälschungen dadurch auf, dass die Diagnose explizit genannt werde, obwohl dies bei Arzneimittelverordnungen nicht vorgesehen sei: „Zudem wird sie in Laiensprache angegeben. So wurde ein Rezept für ‚Magenkrebs‘ ausgestellt.“ Weitere Indizien für eine Fälschung seien, dass die Dosierung fehle und der Arztstempel unecht sei.
„Vermuten Apotheken eine Fälschung, sollten sie sich bei der Arztpraxis rückversichern, ob der Patient bekannt ist“, schreibt die AOK. „Ist das nicht der Fall, sollten sie direkt die Polizei informieren und sich auf jeden Fall mit der zuständigen Krankenkasse in Verbindung setzen.“ Arztpraxen würden gebeten, die sicheren E-Rezepte auszustellen.
Die AOK, eine der größten gesetzliche Krankenversicherungen, arbeitet in solchen Fällen mit Staatsanwaltschaften und Polizei zusammen. Alle Kassen sind verpflichtet, Betrug und Korruption auch durch eigene Stellen verfolgen zu lassen.
Immer wieder werden Rezepte gefälscht, um an teure Medikamente zu gelangen, die dann auf dem Schwarzmarkt und im Ausland verkauft werden. Allein 2024 hätten Falschrezepte über das Hepatitis-Präparat „Pegasys“ zu einem sechsstelligen Schaden nur bei der AOK Nordost geführt, zudem lösten die Taten einen Lieferengpass des Mittels aus.
Je nachdem, wen man schätzen lässt, versickern im Jahr 20, 30 oder 40 Milliarden Euro im deutschen Gesundheitswesen. Allerdings ist die Branche mit mindestens 435 Milliarden Euro Jahresumsatz auch die größte des Landes.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: