
© obs/Bernd Brundert
Zum Schuljahresbeginn in Berlin: Bücher statt Bildschirm!
Unsere Kolumnistin wünscht sich mehr Druckerschwärze an den Fingern von Schulkindern. Denn: Wer nur auf dem Bildschirm liest, bleibt häufiger an der Oberfläche.

Stand:
Die Sommerferien sind vorüber, ab Montag sind Berlins Kinder und Jugendliche wieder zurück in ihren Klassen. Zum Start des neuen Schuljahres werden sich die Pausenhöfe wieder mit Smartphones und anderen digitalen Gadgets füllen.
Auch in den Lehrerzimmern und Schulämtern dürfte viel über Tablets, Lern-Apps und möglicherweise die Einbindung von KI in den Unterricht diskutiert werden. Fortschritt, so scheint es, funktioniert nur noch digital. Bei aller Technik-Euphorie geraten dabei bisweilen die Grundlagen erfolgreichen Lernens aus dem Blick: Dazu gehören eine ausreichende Zahl an qualifizierten Lehrkräften, dazu gehören funktionierende Schulgebäude – und dazu gehören vor allem: Bücher.
Ein Blick nach Skandinavien zeigt, dass die Debatte dort bereits weiter ist. Schweden und Dänemark erforschen intensiv die Wirkung digitaler Medien im Unterricht. Ein zentrales Ergebnis: Beim Lesenlernen schneiden Kinder mit Büchern deutlich besser ab als mit Tablets. Wer nur auf dem Bildschirm liest, bleibt häufiger an der Oberfläche, Konzentration und Textverständnis leiden.
Das heißt nicht, dass wir kulturpessimistisch ins andere Extrem fallen und digitale Medien komplett aus dem Unterricht verbannen sollten. Sie sind wichtig – für Recherche, für die Vorbereitung auf die Arbeitswelt von morgen, für innovative Lernmethoden. Aber sie können keine Wunder vollbringen. Gerade in einer Stadt wie Berlin, die mit einem massiven Lehrkräftemangel kämpft, dürfen wir uns nicht der Illusion hingeben, Technik könne sogar fehlende Pädagoginnen und Pädagogen ersetzen.
Bei den Berliner Lesepaten des VBKI erleben wir jeden Tag, was wirklich zählt: Kinder, die mit einer Patin oder einem Paten gemeinsam in ein Buch eintauchen, lernen Sprache tiefer zu verstehen, trainieren ihre Konzentration und entdecken Lesefreude.
Dieses gemeinsame Erleben ist durch kein Tablet zu ersetzen. Bildungsgerechtigkeit heißt deshalb auch: Zugang zu Büchern und die Möglichkeit, mit Menschen zu lesen, die Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Wenn wir ernsthaft gleiche Chancen für alle Kinder schaffen wollen, müssen wir in Lehrkräfte investieren – und in die analogen Grundlagen des Lernens. Denn: Bücher, das ist die Botschaft aus Skandinavien, sind eine unverzichtbare Grundlage für Entwicklung und Lernerfolg unserer Kinder.
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