zum Hauptinhalt
Der ehemalige Obachlose Björn.

© Debora Ruppert

Ausstellung „Stimmen der Straße“ in Kreuzberg: Fotografin dokumentiert Wege aus der Obdachlosigkeit

Die Fotografin Debora Ruppert hat bereits im Bundestag ausgestellt. Für ihr neues Projekt hat sie obdachlose Menschen mit Einwegkameras ausgestattet. Eröffnung ist im Willy-Brandt-Haus.

Stand:

Die Wege in die Obdachlosigkeit sind vielfältig. Manchmal lang, manchmal kurz. Die Fotografin Debora Ruppert zeigt in ihrer Ausstellung „Stimmen der Straße – Perspektiven von obdach- und wohnungslosen Menschen“ deren Geschichten – und wie die Personen einen Ausweg gefunden haben.

Wie zum Beispiel die von Lexi, die nach der Trennung von ihrem aggressiven Ex-Freund kurzerhand in ihrem Auto auf einem Parkplatz im Wald übernachtete. Daraus wurde mehr als ein halbes Jahr. Einen ganzen Winter lang war Lexi obdachlos. Keine Notunterkunft wollte sie mit ihren drei Hunden aufnehmen. „Meine Hunde sind mein Leben, wie meine Kinder“, sagt Lexi. Ein Freund half ihr schließlich, eine Unterkunft in einem Frauenhaus zu finden.

Am 11. September eröffnet die Ausstellung um 19 Uhr mit einer Podiumsdiskussion im Willy-Brandt-Haus, dem Hauptquartier der SPD in der Stresemannstraße 28. Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe wird sprechen, Caritasdirektorin Ulrike Kostka sowie natürlich Ruppert selbst und eine ehemals obdachlose Frau. Die Fotoausstellung wird dann bis zum 10. November geöffnet sein, von Dienstag bis Sonntag, 12:00 bis 18:00 Uhr.

Ruppert hat ihr Projekt gemeinsam mit Menschen, die von Obdach- und Wohnungslosigkeit betroffen sind, entwickelt. Menschen ohne Obdach dokumentierten hier ihren Alltag mit Einwegkameras und machen ihre Perspektive auf die Welt sichtbar. In Videointerviews geben sie Einblick in ihre Lebenswelt.

„Lexi“ und einer ihrer Hunde.

© Debora Ruppert

„Die multimediale Ausstellung nähert sich auf künstlerischem Weg einem gesellschaftlichen Problem von hoher Relevanz – der Obdachlosigkeit und der damit verbundenen Ausgrenzung vieler Menschen“, sagt Ruppert. „Die Bilder und die damit verbundenen Aussagen sollen das Bewusstsein für die Notlage derjenigen schärfen, die tausendfach auf der Straße leben und kein Dach über dem Kopf haben.“

Sie wollen nicht auffallen und suchen sich möglichst unbeachtete Nischen für ihr karges Leben

Fotografin Debora Ruppert über das Leben auf der Straße.

Obdachlose seien oftmals darum bemüht, sich unsichtbar zu machen. „Sie wollen nicht auffallen und suchen sich möglichst unbeachtete Nischen für ihr karges Leben“, weiß die Fotografin, die die Personen an verborgenen Orten im urbanen Raum aufsucht – unter Brücken, in Parks und Zeltstädten. „Meine Bilder stellen eine Beziehung her, sind nie voyeuristisch, sondern lassen etwas von der einzigartigen Würde erahnen, die jedem Menschen innewohnt.“

Ruppert erzählt die Geschichte von Björn, der seine Wohnung aufgegeben hat, weil er die Treppen aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr hochsteigen konnte. Zuerst kam Björn bei seiner Schwester unter. Als es zu Unstimmigkeiten zwischen den beiden kam, verließ er die Wohnung und übernachtete auf der Straße. Im Dezember 2023 kam er in einer Holz-Lodge auf dem Gelände der St. Pius Kirche in Friedrichshain unter.

Dies ist ein Text aus dem Newsletter für Friedrichshain-Kreuzberg, der ab jetzt zu unserem digitalen Angebot Tagesspiegel Plus (T+) gehört. Weitere Themen aus dem heute gesendeten und für Sie hier sofort bestellbaren Newsletter:

  • „Sozialgipfel“ im Görlitzer Park: „Uns Anwohnenden in Kreuzberg hilft der Zaun nicht“
  • Warum eine Görli-Anwohnende nicht mehr „die Bullen“ ruft
  • Welche sozialen Maßnahmen vom Bezirk für den Görlitzer Park umgesetzt werden
  • Lexi wohnt im Frauenhaus: Fotoausstellung über Wege aus der Obdachlosigkeit
  • Ist das legitim? Wie aus einer Galerie am Waterloo-Ufer eine Eisdiele wurde
  • Um „Menschen von der Flucht nach Europa abzuhalten“: Solarbrunnen für Partnerstadt in Syrien
  • Aus „Haubentaucher“ wird „Maaya“: Auf dem Berliner RAW-Gelände gibt es jetzt einen Ort für afrikanische Kultur
  • Diskussionsabend: Frauen im Sozialismus – Frauen in der DDR
  • Von der lebendigen Stadtgärtnerei bis zu „Ton Steine Gärten“: Karte mit mehr als 600 grünen Lernorten
  • Fotos gesucht: die sich permanent verändernde Wand
  • Welche Kieze mehr Geld bringen: Die Schlossallee bei Monopoly ist nicht mehr die teuerste Straße

Zwölf Bezirke, zwölf Newsletter - jetzt Bestandteil des Abonnements Tagesspiegel Plus (T+). Bitte hier entlang zum Spezialangebot.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })