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Selbstheilung? Diebstahl? Wo ist der Bauzaun plötzlich hin?

© Karsten Früh

Bauzaun nach 12 Jahren weg: Das Wunder von der Berliner Stößenseebrücke

Seit 2008 stand ein Bauzaun an der Heerstraße. Kosten: 34.000 Euro. Aber nichts geschah. Jetzt die Überraschung – die einen Haken hat.

Stand:

Zwölf Jahre lang stand ein Bauzaun auf der Berliner Stößenseebrücke, ohne dass irgendetwas geschah. Seit 1. Januar 2021 ist der Berliner Senat nicht mehr zuständig, sondern die Autobahn GmbH und – zack! – passiert etwas: Nein, keine Reparatur. Der Bauzaun wurde nach zwölf Jahren plötzlich abgebaut, das Gerümpel ist weg. Der Fuß- und Radweg ist erstmals seit 2008 wieder frei. Darüber berichtet jetzt der aktuelle Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau in seiner neuesten Ausgabe

Leser waren ganz baff und scherzten: „Gab es eine spontane Selbstheilung im Geländer oder sogar Altmetalldiebstahl?“

Über diese kleine Posse, über dieses große Nichtstun an der Heerstraße berichtet der Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel seit Jahren immer wieder. Die Zäune waren ja nicht zu übersehen hier an der Bezirksgrenze zwischen Berlin-Westend und dem Spandauer Ortsteil Wilhelmstadt.

50.000 Autofahrer und zig BVG-Busse fahren täglich daran vorbei. Erst war Senator Andreas Geisel, SPD, zuständig, seit 2016 ist es Verkehrssenatorin Regine Günther, Grüne. 

[Den kompletten Spandau-Newsletter gibt es hier: leute.tagesspiegel.de]

Immer wieder war der Zaun, der zuletzt selbst ein Sanierungsfall war, Thema im "Tagesspiegel Checkpoint". Und im Herbst 2020 griff schließlich die Satire-Sendung „Extra3“ den bizarren Fall auf und zog die Baustelle des Senats durch den Kakao.

März 2021: Der alte Bauzaun ist weg - dafür steht plötzlich ein besonders dominantes Exemplar hier. Kurz danach wurde der "Mini-Guard" am Fahrbahnrand installiert.

© André Görke

Die Begründung habe ich nie so ganz verstanden: Ohne Zaun würden Autofahrer auf den Bürgersteig rumpeln und am kilometerlangen Stau vorbeifahren, hieß es. Allerdings habe ich so ein Überholverhalten dort noch nie beobachtet - weder zu Fuß, noch auf dem Rad, im Bus oder im Auto im Stau sitzend.

März 2021. Die Reinigungsspur auf dem Gehweg lässt ihn noch erkennen - aber der Zaun ist weg!

© André Görke

Kaputt ist eigentlich das Geländer dahinter. Böse verrostet soll es sein und so morsch, dass man 20 Meter in die Tiefe zu stürzen drohte, wenn man sich nur energisch dagegen… aber jetzt ist der Bauzaun ja weg. War wohl doch nicht so schlimm. Mietkosten für den Zaun: 34.000 Euro für nichts.

Schönes Bauwerk - und ganz schön wichtig: 50.000 Autos und zig BVG-Busse rollen hier lang.

© André Görke

Doch der neue Zaun kommt schon bald. Denn die „Autobahn GmbH“ hat sich beim Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau gemeldet. Die ist offenbar in diesem Fall zuständig, weil es sich hier um eine Bundesstraße ohne Randbebauung handelt (und hat sich nicht wirklich über die Zaunposse gefreut, aber das nur am Rande). Diese staatliche Autobahn-Einheit redet in der Begründung für den Zaunbau nicht von Autofahrern, die am Stau vorbeifahren, sondern vom Schutz der Statik.

Kennen die meisten ja gar nicht. Aber schön ist die Brücke sogar von unten.

© André Görke

Liebesschlösser sind für das Geländer offenbar kein Problem.

© André Görke

„In den kommenden 14 Tagen wird eine neue Schutzeinrichtung („Miniguard“) aufgestellt“, sagte eine Autobahn-Sprecherin dem Spandau-Newsletter. „Dieser ‚Miniguard‘ soll das Abkommen der Fahrzeuge vom Fahrstreifen auf den Geh- und Radweg verhindern und die Nutzer des Wegs schützen.“ Was ein Mini-Guard ist, sehen Sie hier. Der Clou: „Diese Maßnahme ist als dauerhafte Lösung gedacht.“ Aber dauerhaft heißt nicht für immer.

Zerbröselt, schief, verrostet. Der Zaun selbst war auch ein Sanierunsfall.

© André Görke

Denn im Jahr 2026 soll hier ein neuer Radschnellweg an der Heerstraße entstehen. Bis Sommer 2023 prüft die Senatsverwaltung die Pläne und Ideen - hier sind sie. Der aktuelle Radweg ist eine holprige Zumutung an der wichtigsten Pendlerpiste im Berliner Westen. Diskutiert wird unter anderem, ob eine Fahrbahn weggenommen werden kann. Dann könnte da eine Radspur hin. Allerdings hat auch die BVG Interesse an Busspuren auf der Heerstraße.

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Ein Zeitdokument! 2008 machte das "Google Streetview"-Auto dieses erste Bild vom Zaun.

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Zum Abschied noch ein kleiner Nachruf auf den Bauzaun. Mach’s gut, Langer. Warst all die Jahre ein treuer Begleiter auf den Wegen zu den Hertha-Heimspielen, beim Radfahren, im Stau und aus dem Busfenster. Keiner hat dich ernst genommen, wurdest nur veralbert, warst keine Schönheit. Kurzum: Du hast super zu uns nach Spandau gepasst.
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