
© Steffi Bey
50 Jahre Imkern am Stadtrand: Was Bienen glücklich macht
Ein Hobbyimker aus Mahlsdorf teilt seine 50-jährige Erfahrung mit Bienen in einem Lehrgarten. Der entstand in Hellersdorf als Lernort und Naturparadies für alle Altersgruppen.
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Erst neulich hat sich Uwe Meyer wieder einen Stuhl direkt vor einen Bienenstock gestellt. Ganz ruhig saß er mehrere Minuten einfach nur da. Er lauschte dem Summen der Honigbienen, das er beruhigend findet, und beobachtete, wie sie mit prall gefüllten Pollenhöschen am Flugloch landeten. „Das sind für mich immer wieder faszinierende Momente“, sagt Meyer und lächelt.
Auch nach mehr als 50 Jahren, in denen sich der Mahlsdorfer Hobbyimker aktiv mit diesen Insekten beschäftigt, ist seine Bewunderung für die Bienen groß. „Ich erlebe die Umwelt viel bewusster“, sagt er, „weil Imkern das Auge für die Abläufe in der Natur schult.“
Schon sein Vater hat sich um Bienen gekümmert. Er war es, der bei ihm schon als Kind die Neugier dafür weckte. Mitte der 1970er Jahre trat Meyer dem Imkerverein „Wuhletal 1864“ bei und eignete sich jede Menge theoretisches und praktisches Wissen an. Doch noch heute lernt er dazu.
Gemeinsam mit anderen Aktiven des Vereins gibt er seine Erfahrungen weiter. Mit dem Bienenlehrgarten an der Lichtenhainer Straße 14, den er initiierte, entstand 2011 ein besonderer Hellersdorfer Lernort: eine Oase mitten in der Großstadt. Das rund 3000 Quadratmeter große Gelände war früher ein Schulgarten. Jetzt ist es nicht nur ein Paradies für Bienen, sondern ein Areal zum Entspannen, Spazierengehen, Naturbeobachten und für Bildungsangebote. Der Schau- und Lehrgarten wird als Gemeinschaftsprojekt des Imkervereins „Wuhletal 1864“ und des Freilandlabors Marzahn betrieben.
Zwischen März und September kommt Uwe Meyer mindestens einmal pro Woche dorthin. In den 16 Jahren als Vereinsvorsitzender war er viel öfter dort, aber er gab den Vorsitz ab, um etwas kürzerzutreten.
Durch das Beobachten der Flugaktivitäten, ist es möglich, etwa Rückschlüsse auf Krankheiten, den Bienenstand und auf die Volksstärke ziehen.
Uwe Meyer, Hobbyimker im Hellersdorfer Bienenlehrgarten.
Doch schon in dem Moment, wo er wieder durch das Tor geht, das angenehme Klima der naturnahen Umgebung spürt und die Bienen fliegen sieht, weiß er, dass er das Richtige tut. Meistens schaut er sich zuerst auf dem Gelände um. Er sieht nach den sieben Bienenvölkern, beobachtet eine Weile die Einfluglöcher der Magazine und macht sich so ein genaues Bild vom Zustand der Insekten. „Durch das Beobachten der Flugaktivitäten, der Anzahl der ein- und ausfliegenden Bienen und des Verhaltens der Bienen am Flugloch ist es möglich, beispielsweise Rückschlüsse auf Krankheiten, den Bienenstand und auf die Volksstärke ziehen“, erklärt er.

© Steffi Bey
Imkern ist ein zeitaufwendiges Hobby, doch es trägt wesentlich zur Artenvielfalt bei, weil die Bienen ein wichtiger Bestandteil des ökologischen Gleichgewichts sind. Das befriedigt ihn. Aber es zeige auch, sagt Meyer, wie wichtig es sei, das den Menschen immer wieder zu erklären. „Das machen wir mit unseren Angeboten für alle Altersgruppen.“
Es gibt Bienenlehrstunden für Kitas, Schulen und Erwachsene sowie Führungen. Im Lehrgarten steht unter anderem ein Schaukasten mit zwei Waben. Besucher können das arbeitssame Treiben beobachten und versuchen, die Königin zu finden, die gerade mit einem blauen Punkt gekennzeichnet ist. Außerdem gibt es unter anderem eine Streuobstwiese, einige Insektenhotels und mehrere Beispiele für die Bienenhaltung vergangener Zeiten wie eine Klotzbeute und einen Bienenkorb.
Nicht zu vergessen ist die AG Junge Imker, die sich im Garten trifft und in der Kinder und Jugendliche aus der Kolibri-Grundschule sowie dem Melanchthon-Gymnasium mitmachen.
Wenn Uwe Meyer von den vielen Aktivitäten im Lehrgarten berichtet, wird deutlich, wie glücklich er mit dem Projekt ist. „Es hat sich so entwickelt, wie ich es mir gewünscht habe“, sagt der 81-Jährige, der deutlich jünger wirkt. Sogar eine Zuchtgruppe wurde gegründet. „Sie kümmert sich um die Vermehrung von Bienenvölkern und die Auswahl von Königinnen mit besonders erwünschten Eigenschaften“, erklärt er. Ziel sei es, Völker zu haben, die widerstandsfähiger gegen Krankheiten sind, gute Honigerträge bringen dazu sanft und nicht stechfreudig sind.
Und was macht Bienen glücklich? „Ein ausreichendes Nahrungsangebot in Form von Blüten – heimische Wildblumenarten wie Salbei, Malven, Akelei, Kartäusernelke, Majoran oder Johanniskraut sind ein wichtiger Beitrag für die Artenvielfalt im eigenen Garten sowie auf Balkon und Terrasse.“
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