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Der Pfad der Visionäre Richtung Mehringplatz. Auf 27 Steintafeln sind die Zitate „herausragender Persönlichkeiten“ zu lesen. Vertreten sind aber nur vier Frauen – und 23 Männer.

© Corinna von Bodisco

Pfad der Visionäre: Kreuzberger „Omas gegen Rechts“ fordern Umbenennung

Vertreterinnen der Initiative „Omas gegen Rechts“ kritisieren den Namen des Kunstprojektes am Beginn der Friedrichstraße als respektlos gegenüber Frauen und Visionärinnen.

Respekt für Frauen und Visionärinnen forderten die „Kreuzberger Omas gegen Rechts“ in der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg. Ob es möglich sei, den Pfad der Visionäre am Mehringplatz „in Pfad der Visionäre und Visionärinnen oder Pfad der Visionen umzubenennen“, fragte eine Vertreterin der Initiative. Der Name Pfad der Visionäre sei respektlos gegenüber Frauen und Visionärinnen.

Der Pfad der Visionäre ist ein Kunstprojekt. Am Anfang der Friedrichstraße stehen auf 27 Steinplatten auf dem Boden Zitate von „herausragenden Persönlichkeiten“ – als „Zeichen für Europa, für Freiheit, Vielfalt, Frieden und Völkerverständigung“. Die sogenannten „Tafeln der Nationen“ sind auch online einsehbar.

Vertreten sind nur vier Frauen – und 23 Männer

23 der 27 Zitate stammen von alten, weißen Männern, zum Beispiel von Julius Caesar. Die vier Frauen sind die Dichterin Nuala Ni Dhomnhnaill (Irland), die Journalistin Karen Blixen (Dänemark), die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann (Österreich) und die Autorin Sylvi Kekkonen (Finnland). 

Laut Projektwebseite pfaddervisionaere.de haben die Botschaften der EU-Mitgliedsstaaten Zitate von drei Autor:innen als Repräsentant:in für ihr Land einer Jury vorgeschlagen. Die Jury habe „auf eine Ausgewogenheit der Personenwahl und der Zitate“ geachtet.

Ich teile Ihre Einschätzung zum Namen und finde es für 2023 befremdlich, dass dort kaum visionäre Europäer:innen zu finden sind.

Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann, Grüne

Die Geschichte zum Pfad laufe schon etwas länger – mindestens seit 2006, sagte Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne). Es ist ein Projekt des Vereins Kunstwelt. e.V., der auch für Pflege und Unterhalt des Denkmals zuständig sei. Die damalige Kommission „Kunst im öffentlichen Raum“, die es immer noch im Bezirk gebe, habe damals gegen dieses Projekt votiert. Immerhin teile Friedrichshain-Kreuzberg das „Zeichen für friedliches und geeintes Europa“.

Doch Herrmann fügte hinzu: „Ich teile Ihre Einschätzung zum Namen und füge hinzu, dass ich es für 2023 befremdlich finde, dass dort kaum visionäre Europäer:innen zu finden sind. Besonders divers sind die Zitatgeber auch nicht“. Für die Umbenennung des Pfades müsse mit dem Verein und dem Sanierungsbeirat gesprochen werden. „Wenn das von der BVV gewünscht wird, würde ich gern ihr Anliegen unterstützen“, so das Zugeständnis der Bezirksbürgermeisterin.


Aus Friedrichshain-Kreuzberg berichtet Corinna von Bodisco in dieser Woche außerdem über folgende Themen:

  • Zoff in der BVV zur Eröffnung des Modellprojekts Safe Place am Ostbahnhof
  • Aktueller Stand zum Dialog mit Gewerbetreibenden bei Ausweitung des Straßenmarktes vor der Markthalle Neun
  •  „Nieder mit Hitler“: Historiker:innen twittern neue Informationen zur Tochter der mutigen Widerstandskämpferin Eva Mamlok
  • Mahnwache: Zwei Jahre Rodung am Mehringdamm
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  • Wer wird Berlin regieren? Jetzt bei unserer Umfrage mitmachen
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  • Queeres Kabarett: Kai Wegner zu Gast im BKA-Theater
  •  Initiativen fordern mehr Tempo bei Verkehrswende - mit ausrangierten Weihnachtsbäumen als Modalfilter

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