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Zuversichtskirche in Staaken.

© Carsten Engelbrecht

Ein Gotteshaus wird abgerissen: Die letzten Bilder einer Kirche am Berliner Stadtrand

Nur der Turm steht noch: Die Zuversichtskirche in Staaken entstand kurz nach dem Bau der DDR-Mauer. Haben Sie noch alte Fotos? Hier sammeln wir Bilder.

Stand:

Ach ja, die Zuversichtskirche in Staaken. Jetzt ist auch dieses Bauwerk ein Stück Berliner Geschichte. Machen Sie also noch ein letztes Foto, bevor es zu spät ist.

„Ich bin heute in Staaken an der Zuversichtskirche vorbeigekommen. Gerade mal der Turm steht noch“, schrieb ein Tagesspiegel-Leser und zeigt oben das Foto vom einsamen Turm auf der Brache am Brunsbütteler Damm Ecke Stieglakeweg. Und nicht nur er hat letzte Bilder gemacht und dem Spandau-Newsletter des Tagesspiegels geschickt.

2021 fand der letzte Gottesdienst in der Kirche statt, 2023 kam die Orgel nach Polen. Und vor einem Jahr wurden die Kirchenglocken ausgebaut und nach Tansania verschifft, wohin die Kirchengemeinde eine lange Beziehung pflegt.

Tagesspiegel-Frage: Haben Sie noch Fotos vom Bau?

An den Abrissplänen gab es immer wieder Kritik, wie so oft, wenn ein vertrautes Gotteshaus im Berliner Kiez abgerissen wird, wo Taufen, Hochzeiten, Trauerfeiern stattgefunden haben und die eine sichtbare Konstante in einem Kiez waren. „Als jemand, der erlebt hat, wie die Kirche aufgebaut wurde, schmerzt es schon sehr, wenn eine Kirche abgerissen wird“, hatte der bekannte Historiker und Tagesspiegel-Leser Andreas Kalesse gesagt. „So etwas tut man einfach nicht.“

Doch die 60 Jahre alte Kirche war nach Angaben der Kirche nicht mehr zu retten. Die Sanierung wäre zu teuer für die evangelische Kirche geworden.

Dort soll in den kommenden Jahren ein neues Kiez-Zentrum rund um die Louise-Schroeder-Siedlung entstehen, mit Kita (90 Plätze), Saal für 150 Leute, Andachtsraum (ohne Glockenturm) und Stadtteil-Café.

2024
wurden die Kirchenglocken zu einer befreundeten Gemeinde in Tansania verschifft.

Die alte Zufluchtskirche war 1966 gar nicht weit entfernt von der damaligen Mauer entstanden, die die DDR um West-Berlin gezogen hatte. Gut 500 Meter waren es nur bis zur DDR-Mauer am Nennhauser Damm, doch es war das Ende der nachbarschaftlichen Welt.

„Den West-Berliner Gemeindemitgliedern ist seit langem der Weg in ihre alte Dorfkirche, die im Ostteil Staakens liegt, versperrt. Die Gemeinde war 1951 infolge der Grenzziehung nach dem Kriege gespalten worden“, schreib der Tagesspiegels anlässlich der Grundsteinlegung 1964.

Die westlichen Alliierten hatten nämlich Teile Staakens mit den Sowjets getauscht und erhielten dafür andere Brandenburger Gebiete, die plötzlich zu Kladow und Gatow gehörten. Die Menschen, die dort lebten, wurden einfach mit in einen anderen Staat verschoben. „Schicksal von 5000 Berlinern ungewiss“, titelte der Tagesspiegel damals.

Juli 1964. Die erste Notiz von der neuen Zuversichtskirche im Tagesspiegel.

© André Görke

Der Neubau, der den Namen „Zuversichtskirche“ erhielt, entstand weiter östlich im Bereich der Spandauer Louise-Schroeder-Siedlung, also in West-Berlin. „Der Entwurf des Architektenehepaares Vogt aus Kiel sieht eine kleine Kirche mit 250 Sitzplätzen, ein Wohngebäude sowie eine Kindertagesstätte vor“, schrieb der Tagesspiegel. Kosten: 1,3 Millionen D-Mark, also grob umgerechnet rund 650.000 Euro. Zum Pfingstfest 1966 wurde die Kirche dann eingeweiht, schrieb der Tagesspiegel.

Es ist nicht die einzige Kirche, die in Berlin-Spandau abgerissen worden ist. Da sind zum Beispiel:

  • Die Zufluchtskirche wurde 2023 abgerissen. Auch sie war nicht zu retten. Dort soll in einigen Jahren ein neues Kiez-Zentrum entstehen.
  • Die Garnisonkirche hatte einen 70 Meter hohen Turm und stand gegenüber dem heutigen „Brauhaus“ am Falkenseer Platz. Nach einem Kriegstreffer wurde sie 1950 abgerissen.
  • Die Moritzkirche in der Altstadt wurde 1920 abgerissen. An sie erinnert die Moritzstraße. Seit 2024 sind die Umrisse als Kunstwerk im Hof der Musikschule zu sehen.
  • St. Raphael in Gatow wurde 1965 gebaut und musste 2005 Platz machen für einen Billig-Discounter mit Großparkplatz im Dorfkern.
  • St. Franziskus von Assisi lag im DDR-Grenzstreifen von Staaken und wurde 1987 gesprengt. Eine kleine Gedenkstätte am Finkenkruger Weg 27 erinnert an diesen Ort.

Haben Sie noch Fotos von der Zuversichtskirche? Vielleicht vom Bau? Dann würde ich diese Bilder sammeln und als Fotostrecke im Tagesspiegel zusammenbauen. Mail mit kurzer Info, was auf Ihrem Bild zu sehen ist und wann es etwa entstand, bitte an den Spandau-Newsletter des Tagesspiegels: spandau@tagesspiegel.de


Fotos von der Zuversichtskirche

Die Eröffnung 1966, entdeckt im Tagesspiegel. Die Bäume: noch ganz klein.

© Tsp

Sommer 2025. Die Reste der Zuversichtskirche.

© Carsten Albrecht

So soll das neue Kiezzentrum am Brunsbütteler Damm aussehen.

© promo/Senat

Nur der Turm steht noch im Juli 2025.

© Carsten Engelbrecht

2021 sah’s vor Ort beim Tagesspiegel-Besuch noch so aus.

© André Görke

Die Zuversichtskirche mit dem bunten Glas von Außen...

© promo/Kirche

...und von Innen.

© Andreas Kalesse

Das ist nicht die Zuversichtskirche, sondern die alte Dorfkirche von Staaken. Doch die war aus West-Berlin nicht mehr zu erreichen, deshalb wurde die Zuversichtskirche errichtet. Unten am Bildrand ist der Mauerverlauf eingezeichnet.

© André Görke

Und so sah das bis 1989 aus: Die Turmspitze der alten Dorfkirche war aus West-Berlin zu sehen.

© Imago

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