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„Vollgut“-Areal im Neuköllner Rollbergkiez: Pachtvertrag für gemeinnütziges Kreativ- und Kulturzentrum unterzeichnet
Aus dem Getränkelager der Kindl-Brauerei soll ein gemeinnütziges Gewerbegebiet werden. Nach langem Bangen um die Finanzierung hat die Genossenschaft jetzt den Pachtvertrag unterzeichnet.
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In das alte Getränkelager auf dem Kindl-Areal im Rollbergkiez kommt Bewegung: Nach monatelangen Planungen und Bangen um die Finanzierung hat die Vollgut-Genossenschaft am Mittwoch den Erbpachtvertrag für die kommenden 99 Jahre unterzeichnet. Vergangenen Freitag hat das Team schon einmal vorgefeiert, mit einem gut besuchten Wintermarkt in den noch leeren Hallen des riesigen Areals.
Wie berichtet, soll in dem rund 40.000 Quadratmeter umfassenden, fünfstöckigen Lager ein gemeinnütziger Gewerbeort entstehen: Künftig sollen die Mieter:innen ihre Räume über die Genossenschaft selbst verwalten, dafür sind die günstigen Mietpreise dauerhaft gesichert. Parallel will die Genossenschaft über einen Nachbarschaftsverein, den Vollgute Nachbarschaft eV, auch Projekte im Kiez anstoßen.
Auf den Erbpachtvertrag hat die Genossenschaft drei Jahre hingearbeitet, erzählt Vorstand Simon Lee. Das Gelände gehört der gemeinnützigen Edith Maryon-Stiftung. „Ohne deren Unterstützung wären wir noch nicht so weit, weil die das Projekt unbedingt möglich machen wollen“, sagt Lee.

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Dabei profitiert das Projekt neben einem Bankkredit in Millionenhöhe vor allem auch von einer Förderung des Bundestags. Zudem würden auch Land und Bezirk unterstützen – in dem sie etwa schnelle Baugenehmigungen ermöglichen.
Langfristige Sicherheit für 99 Jahre
In die früheren Lagerräume, viele davon unterirdisch und ohne Fenster, sollen eine ganze Reihe Projekte einziehen: die gemeinnützige Filmschule Filmarche, eine Kita, eine koreanische Markthalle, die Werkstätten einer humanitären Hilfsorganisation, eine Boulderhalle und ein Cateringunternehmen.
Der Club Schwuz ist ebenso Teil des Projekts wie die queeren Archive FFBIZ, Spinnboden und die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft. Die zukünftigen Mieter:innen werden durch eine eigene Einlage Teil der Genossenschaft. Dabei hätten auch Kleinstkredite aus der Nachbarschaft geholfen, erzählt Lee.

© Madlen Haarbach
„Es ist eine verrückte Situation: Überall wird gekürzt, alle haben Angst um ihre Zukunft, und wir eröffnen hier ein gemeinnütziges Zentrum mit langfristiger Perspektive“, sagt Lee. Seine Mitstreiterin Asli Varol erzählt, dass sich in den vergangenen Monaten viele weitere Projekte und Vereine auf Räume beworben hätten. Ein paar wenige Flächen sind noch frei und sollen in den kommenden Wochen vergeben werden.
Und wie geht es weiter? Im neuen Jahr starten die Bauplanungen, im März will die Genossenschaft den Bauantrag einreichen. Wenn alles glattgeht, sollen in der zweiten Jahreshälfte die Arbeiten starten. 2027 sollen die Projekte einziehen.
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