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Einsatzstelle in Britz

© Berliner Feuerwehr

Brandanschlag auf Amazon-Transporter: Wer erfolgreich ist, wird abgestraft

Die linke Szene hat wieder mal bewiesen, dass sie nichts gelernt hat. Ein paar Transporter anzuzünden, hilft allenfalls der globalen Autoindustrie.

Thomas Loy
Ein Kommentar von Thomas Loy

Stand:

Wer sich in Berlin nicht an tradierte Regeln hält, bekommt es mit der linken Szene zu tun. Die wichtigsten Regeln lauten: Kapitalismus verdammen, Globalisierung ablehnen, den eigen Aufstieg verhindern, Wachstumsprozesse vermeiden, Führungspersönlichkeiten abstrafen.

Besserverdienende wissen, was das im Alltag bedeutet: Den Porsche (oder Tesla) in einer schäbigen Garage verstecken, Immobilienbesitz verschleiern, seine politischen Meinungen besser für sich behalten.

Jetzt hat es mal wieder die großen Konzerne erwischt. 36 Transporter von Telekom und Amazon gingen in Flammen auf, weil anonyme „Antimilitarist*innen“ derartige „Sabotage“ für richtig halten, wie sie in einem Schreiben der Weltöffentlichkeit mitteilen.

Telekom und Amazon profitieren von den Kriegen in der Ukraine und im Gazastreifen, weil ihre Technik in militärischer Infrastruktur steckt, sagen die Brandstifter. Aber eigentlich reicht es auch, „alle anderen Machenschaften des Tech-Giganten“ Amazon blöd zu finden.

Amazon hat das Versandmodell perfektioniert

Es gibt ja viele, die Amazon-Gründer Jeff Bezos für den Untergang europäischer Innenstadtkultur verantwortlich machen. Dabei hat er nur perfektioniert, was bräsige deutsche Versandhauskonzerne (Quelle/Schöpflin/Bader) längst vorgemacht hatten.

Man kann Amazon boykottieren und dafür werben, dass andere dem Beispiel folgen. Transporter anzuzünden fördert nur den Absatz global agierender Autokonzerne, die wahrscheinlich auch in militärische Infrastrukturen verstrickt sind.

Am blödesten finden die politischen Brandstifter den Amazon-Tower, also das neue Hochhaus an der Warschauer Brücke, in das die Berliner Amazon-Belegschaft einzieht – Tech-Entwickler, Marketingstrategen, Wirtschaftsjuristen. Immerhin 2500 gut bezahlte Fachkräfte, die auch woanders ihre Steuern bezahlen könnten.

Bei der Eröffnung des Towers haben Demonstranten am Montag vor der „Amazonisierung Berlins“ gewarnt. Was soll das denn sein? Wird unsere Hauptstadt demnächst schön verpackt in alle Welt verschickt? Egal, klingt halt gut, der Slogan. Und linke Demos gehören inzwischen zur Stadtfolklore. Manche haben ja auch ein berechtigtes Anliegen.

Der neue Turm an der Warschauer Brücke wird von Amazon genutzt.

© dpa/Fabian Sommer

Google wurde auch schon weggemobbt

Vor einigen Jahren haben Kreuzberger (Links)-Patrioten schon Google aus dem Kiez gemobbt. Scheint dem Konzern nicht wirklich geschadet zu haben. Dafür aber Berlin.

Da lassen sich gewisse Parallelen zwischen dem Zollaktionismus eines Donald Trump und den protektionistischen Anschlägen Berliner Aktivisten erkennen.

Thomas Loy, Redakteur Berliner Wirtschaft

Amazon steht wie Google oder Meta für den US-Tech-Imperialismus, wobei die Invasoren recht freiwillig ins Land gelassen wurden und ihre Dienstleistungen von einer großen Mehrheit genutzt werden. Genau wie die USA bislang freiwillig eine Invasion deutscher Autofabrikate duldete.

Da lassen sich gewisse Parallelen zwischen dem Zollaktionismus eines Donald Trump und den protektionistischen Anschlägen Berliner Aktivisten erkennen. Beide geben nicht viel auf demokratische Regeln und Entscheidungsprozesse.

Sehr zuvorkommend, dass die Aktivisten die Medien mit einem honorarfreien Foto vom Tatort versorgen. Sollen ja möglichst viele Menschen erfahren, wer hier mit angsteinflößender Militanz gegen die „Militärkollaborateure“ zu Felde zieht.

Die schiere Menge an brennenden Fahrzeugen ist relativ ungewöhnlich. Offenbar rechnen die Anti-Militarist*innen mit einem Publikum, das durch die Bilderflut von den Kriegsschauplätzen dieser Welt schon reichlich abgestumpft ist. Viele tun sich wegen der Psychohygiene Filmbeiträge aus Gaza und der Ukraine grundsätzlich nicht mehr an.

Könnte sein, dass dieser überflüssige Brandanschlag im täglichen Überangebot an zerstörten Autowracks, zerbombten Häusern, brennenden Tanklagern und verzweifelten Menschen einfach unbeachtet untergeht.

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