
© Jörn Hasselmann
BVG zeigte den ersten „Urbanliner“: Die superlange Straßenbahn hat einen neuen Namen
Nun fährt sie: Am Mittwoch stellte die BVG die erste superlange Straßenbahn vor. Alstom nennt das Modell Flexity, die BVG taufte sie „Urbanliner“. Der Zug ist 51 Meter lang und hat Platz für 312 Fahrgäste. 92 davon dürfen sitzen.
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Die BVG präsentierte am Mittwoch die Straßenbahn der Zukunft – einen der längsten Züge der Welt. Sie sind 50,9 Meter lang, elf Meter länger als die bisherigen Berliner Modelle. Am Mittwoch stellte die BVG den ersten fertigen Zug auf dem Betriebshof in Lichtenberg vor. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) durfte schon mal auf dem Fahrersitz Platz nehmen, Fahrgäste dürfen erst ab dem ersten Quartal 2025 einsteigen. Geplant ist der Einsatz auf der Linie M4 (Hohenschönhausen - Hackescher Markt).
Alstom-Chef Müslüm Yakisan versprach den Fahrgästen eine ruhigere Fahrt, das Fahrgestell sei völlig neu konstruiert und reduziere Erschütterungen merklich. Laut Yakisan bekommt die BVG „eine der längsten Straßenbahnen weltweit“, sie bestehen aus neun Teilen. Neu ist auch der Name: Die BVG taufte den Superlang-Zug gestern überraschend auf den Namen „Urbanliner“. Der Hersteller Alstom nennt das Modell bekanntlich „Flexity“, diesen Namen hatte die BVG für die erste Generation der Züge auch benutzt. Laut BVG-Straßenbahn-Chef Rico Gast ist der Name bei einer Umfrage unter den Fahrern entstanden.

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2020 hatte die BVG einen Rahmenvertrag über maximal 117 Züge bei Bombardier unterschrieben. Bis 2026 werden jedoch nur die 20 Züge (50 Meter) des ersten Loses geliefert. Wann es weitergeht, wollte die BVG auf Nachfrage nicht sagen. Letztlich ist das eine Entscheidung des Landes Berlin – und eine Geldfrage. Weitere Bestellungen muss der BVG-Aufsichtsrat genehmigen. Bombardier wurde mittlerweile vom französischen Konzern Alstom übernommen. Gebaut werden die Fahrzeuge im Werk Bautzen.
Die Politik war bei der Feier gut vertreten: Außer Wegner kamen Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD), die auch BVG-Aufsichtsratsvorsitzende ist, sowie die neue Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU). Die aktuellen Probleme der BVG mit defekten U-Bahn-Zügen ignorierte Bonde. Berlin könne froh sein über eine U-Bahn, die alle drei, vier Minuten fahre, so Bonde. In anderen Hauptstädten gäbe es einen Zehn-Minuten-Takt. Welche Hauptstädte das sind, sagte sie nicht. In Berlin gab es auf der hoch frequentierten U9 am Vormittag teilweise einen 10-Minuten-Takt. Wie berichtet, stehen viele Züge wegen neuer Probleme mit den Rädern in der Werkstatt.
Züge für die Linie M4
Die Linie M4 ist mit 100.000 Fahrgästen am Tag besonders stark frequentiert. Derzeit fahren dort 18 Bahnen pro Stunde und Richtung, laut BVG ein „Rekord im größten Straßenbahnnetz Deutschlands.“ Heute fahren dort teilweise ältere Wagen vom Typ GT6 in Doppeltraktion. Diese gekoppelten Züge sind zwar 60 Meter lang, können aber nur 300 Fahrgäste aufnehmen. Die GT6-Züge sollen ab 2025 ausgemustert werden. Mit 2,40 Meter Breite ist die zweite Flexity-Generation breiter als die anderen Züge.

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Der erste Zug hat eine Verspätung von eineinhalb Jahren, die Lieferung sollte eigentlich Ende 2022 beginnen. Seit Monaten machte die BVG ein Geheimnis daraus, wann der erste Zug tatsächlich kommt. Der Tagesspiegel hatte bereits vor zwei Wochen ein Foto der neuen Bahn gezeigt. Aktuell besteht die Straßenbahnflotte der BVG aus 150 Fahrzeugen vom Typ GT6, beschafft ab 1994, sowie 231 Fahrzeugen von der ersten Generation „Flexity“, beschafft ab 2008 bei Bombardier (heute Alstom). Die ersten Flexity gibt es in zwei Längen: Fünfteiler mit 31 Metern und Siebenteiler mit 40 Meter.
Länger als die Berliner Neunteiler sind nur die neuen Skoda-Züge vom Typ „ForCity Smart 38T“ mit 58,7 Meter Länge. Vor wenigen Tagen hat der tschechische Hersteller das erste Modell nach Deutschland geliefert, und zwar für den Verkehrsbetrieb RNV (Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg). Nach Angaben von Fachmagazinen ist das die längste Tram der Welt. Auf Platz 2 folgen die 55,9 Meter langen Urbos-Züge vom spanischen Hersteller CAF.
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