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Gilt so ein stattlicher Pokal eigentlich als Handgepäck? Der FC Sevilla und sein Pokal.

© dpa

Europapokalsieger in Brandenburg: Der FC Sevilla trainiert in Neuruppin

Training in den Alpen? Das machen viele Fußballteams. Den Europapokalsieger aus Spanien zieht's hingegen nach Brandenburg. In Köpenick spielt er gegen den 1. FC Union. Aber wie kam eigentlich der Kontakt zustande?

Die Gerüchte machten in Neuruppin schon länger die Runde, doch erst jetzt meldete sich die prominente Reisegruppe aus Spanien zu Wort. Ja, wir werden unser Trainingslager in Neuruppin beziehen, meldete der FC Sevilla, immerhin amtierender Fußball-Europapokalsieger. Am 25. Juli wird der Klub im „Resort Mark Brandenburg“ direkt am Ruppiner See erwartet, 70 Kilometer nordwestlich Berlins gelegen. Eine Woche lang werden die Spanier in der Fontanestadt leben.

Aber wie kam eigentlich der große Klub auf Neuruppin? Denn eigentlich zieht es viele Fußballvereine im Hochsommer eher in die Berge. Hertha BSC etwa wird in Österreich campieren, Borussia Dortmund trainiert in Kitzbühel. Und die deutsche Nationalmannschaft hat sich vor der WM in Brasilien auch in den Alpen vorbereitet.

Nun, die Vermittlung eines solchen Trainingslagers liegt in den Händen von internationalen Sportagenturen. Im Fall des FC Sevilla war dafür das in Hamburg ansässige Unternehmen Match IQ GmbH zuständig. Dessen Geschäftsführer Nicolas Mac Gowan von Holstein ist voll des Lobes über die Bedingungen in der Hotelanlage und im Volksparkstadion des Märkischen Sportvereins, kurz: MSV Neuruppin. Und er kennt die Stadt. „Ich war hier schon einmal mit dem Hamburger Sportverein zu einer Trainingswoche zu Gast und war begeistert“, sagt von Holstein. „Da fiel es mir nicht schwer, den FC Sevilla zu begeistern.“

Sevilla spielt am 27. Juli in der Alten Försterei

Zumal die Spanier in der Region auch interessante Gegner anträfen, Erstliga-Absteiger Braunschweig etwa oder der 1. FC Union. Sevilla wird am 27. Juli um 15.30 Uhr zur Saisoneröffnung des Stadion an der Alten Försterei in Köpenick erwartet. Eine Begegnung gegen den MSV Neuruppin ist bislang nicht vorgesehen. „Wir stehen als Sparringspartner aber jederzeit bereit“, heißt es aus der Geschäftsstelle.

Im Hotelresort ist alles auf die Gäste vorbereitet, versichert Direktorin Martina Jeschke. „Wir haben fast schon Routine mit Fußballmannschaften“, sagt sie. Gerade sei RB Leipzig zufrieden abgereist. Der Aufsteiger in die Zweite Liga hielt sich längst nicht nur im Hotel oder im angeschlossenen Wellnessbereich auf. Man traf die Spieler ebenso beim Waldlauf, beim Radfahren oder beim Spazierengehen. „Auch der FC Sevilla wird sich nicht abschotten“, sagt von Holstein, dessen Unternehmen auch den FC Chelsea und die Bundesligateams aus Stuttgart, Wolfsburg, Bremen und Hamburg bei Freundschaftsspielen und Trainingslagern berät. „Es gibt lediglich einen separaten Speiseraum, aber ansonsten sind es normale Hotelgäste.“ Natürlich werde man das Team auch bei einem Stadtbummel durch Neuruppin oder auch mal beim Schwimmen im Ruppiner See sehen können. Fans dürften also viele Gelegenheiten zum Sammeln von Autogrammen des FC Sevilla erhalten, in dessen Reihen einst Stars wie Diego Armando Maradona oder Dani Alves Tore schossen.

Der MSV Neuruppin wollte nach oben und stürzte tief

Für Neuruppin sind Gastspiele bekannter Mannschaften ein wenig Trost für so manche Enttäuschung durch den einheimischen MSV. Während das Team aus dem gar nicht weit entfernten Neustrelitz vor einigen Wochen den Aufstieg in die dritte Liga erst in den Relegationsspielen knapp verpasste, landete der MSV nur im Mittelfeld der Brandenburgliga. Dabei sah es vor fast zehn Jahren noch ganz anders aus. Der MSV hatte 2005 den Brandenburgpokal gewonnen und in der ersten Runde des DFB-Pokals Bayern München zugelost bekommen. Wegen des großen Interesses wurde die Partie vor 33.300 Zuschauern im Berliner Olympiastadion ausgetragen. Das Spiel ging zwar 0:4 verloren, aber nun sollte der Durchmarsch bis ganz nach oben beginnen.

Bayern München trainierte mal im Spreewald

Von den Stadtwerken gab es eine halbe Million Euro für den Kader und den Stadionausbau, dazu kamen hohe Kredite. Doch der Erfolg blieb aus, so dass der Verein 2007 Insolvenz anmelden musste. MSV-Vizepräsident Dietmar Lenz wurde zwei Jahre später wegen schwerer Untreue und Vorteilsannahme zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Er starb Ende 2009 durch Suizid. Nach diesem Schock konnte der Klub nie wieder an alte Erfolge anknüpfen.

Brandenburg selbst beherbergte schon mehrfach große Mannschaften. Bayern München macht in den 1990er Jahren in Burg im Spreewald den Anfang. Hertha bereitete sich einst jahrelang in Sommerfeld am nördlichen Berliner Ring auf seine Heimspiele vor. Zur WM 2006 nahm nur eine Mannschaft Quartier in Ostdeutschland. Die Ukraine gastierte im Seminarishotel in Potsdam.

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