
© dpa/Jörg Carstensen
Der prominente Wochenrückblick: Unrepräsentative Shitstorms und andere Gruseleien
In der vergangenen Woche wurde die Bundestagsabgeordnete Tessa Ganserer transphob auf ihr Äußeres reduziert, Arnold Schwarzenegger zum Doktor und Kai Pflaume bestohlen.
Stand:
Auch wenn das Thermometer anderes behauptet, müssen wir uns mit der Tatsache anfreunden, dass der Sommer sich endgültig verabschiedet hat. Aus einseitigen Boulevardredaktionen jedenfalls weht ein eisiger Wind, der – entfacht durch digitalen Hass – zum Schlagzeilen-rechtfertigenden Shitstorm geadelt wird. Wie sonst ist es zu erklären, dass der Grünen-Politikerin Tessa Ganserer aktuell ein solcher beträfe? Aber von vorne: Unterschiedliche Medien behaupteten, dass die Bundestagsabgeordnete mit einem Foto provoziere, auf dem sie am Rande eines Berliner Fetisch-Festivals in freizügigem Outfit posiert.
Natürlich ist die vielleicht etwas engstirnige Frage, wie ein Mitglied des Bundestags sich angemessen zu kleiden und in der Öffentlichkeit aufzutreten hat, in gewisser Form berechtigt – immerhin wird hier ja etwas repräsentiert.
Die eigentliche Motivation derjenigen, die sich von Ganserers Bild offenbar nicht repräsentiert fühlen, wird bei genauerer Betrachtung des so bezeichneten Shitstorms dann aber doch recht deutlich: Sie haben etwas dagegen, dass Ganserer eine trans Frau ist. Die Zahl der Argumente, warum dieses oder jenes Kleidungsstück und diese oder jene Pose unangemessen sei, sind derer an plumper, transphober Beleidigungen gegenübergestellt, jedenfalls verschwindend gering.
Es ist also ratsam, sich warm anzuziehen und konstruktiv zu bleiben: Schaut man sich dann das Thema Repräsentation genauer an, kommt man zu der überraschenden Erkenntnis, dass sich das Bedürfnis nach selbiger nämlich gar nicht subjektiv befriedigen lässt. Das hätte man wissen müssen, Promis leben das tagtäglich vor. Wie sonst ist es zu erklären, dass der US-Präsidentschaftsanwärter Donald Trump die doch eigentlich allseits beliebte Taylor Swift hasst? Das schrieb er vergangene Woche auf X. Offenbar fühlt er sich von ihr nicht repräsentiert.
Weitere Hauptstadt-Repräsentanzen
Aber zurück nach Berlin, denn hier passierten die Tage auch vergnüglichere Repräsentanzen: Eine Berliner Hochschule erklärte Ex-Terminator Arnold Schwarzenegger zum Ehrendoktor. Man würdigte damit seine Arbeit, bei der er über Parteigrenzen hinweg den Schwerpunkt auf politische Teilhabe und evidenzbasierte Entscheidungsfindung gelegt habe. Was auch immer das bedeutet. Recht repräsentativ jedenfalls hielt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die Laudatio bei der Verleihung der Ehrung.
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Neben Schwarzenegger außerdem in der Stadt Hollywood-mäßig (re)präsent: Schauspieler Kevin Costner als neues Werbegesicht für die BVG und sein Kollege David Hasselhoff als das selbige für einen Lieferdienst. Während die Costner-Kampagne in der Öffentlichkeit gar nicht gut ankam, weil die Berliner Verkehrsbetriebe dafür 47.000 Euro hinblätterten, könnte die Hasselhoff Geschichte nicht unspektakulärer sein: Wieder einmal wurde mit Wortspielen rund um seine Mauerfall-Hymne „Looking For Freedom“ gearbeitet.
Apropos „Looking for Freedom“: Der US-Sänger Justin Timberlake muss nicht in den Knast. Weil er in New York betrunken Auto fuhr, drohte ihm eine Gefängnisstrafe von bis zu 12 Monaten. Laut Klatsch-Insidern entging er der wohl, weil er einen Deal mit der Staatsanwalt einging. Er soll wohl einfach Geld bezahlt haben.
Auto nicht gleich Freiheit
Wer sich jetzt fragt, warum es eine solch unbedeutsame Information in diesen Text geschafft hat, dem sei gesagt: Sie eignete sich schlicht als thematischer Übergang von Freiheit zu Auto – was tatsächlich nicht dasselbe ist. Zumindest in Berlin.
Es könnte zum Beispiel gut sein, dass Kai Pflaume aktuell bereut, nicht mit dem Zug angereist zu sein; sein Wagen wurde geknackt. Das berichte die „Bild“ und berief sich auf die Berliner Polizei. Der Fernsehmoderator war wegen Dreharbeiten in der Stadt und hatte dafür offenbar an der Yorckstraße geparkt. Dort sollen dann die Scheiben eingeschlagen und ein Handy, Unterlagen und weitere persönliche Gegenstände gestohlen worden sein. Bei einem polizeilichen Gespräch hätte Pflaume seltsamerweise ernst gewirkt, außerdem hätten Anwohner ihn dabei beobachtet, wie er die Gegend rund um den Tatort suchend abgelaufen habe. Weiteres ist nicht bekannt.
Und was ist sonst noch passiert? Richtig: Heidi Klum: Auf ihrem Instagram-Kanal lud sie ein Video hoch, in dem sie ein hautenges, braunes Kostüm und die Haare hochgesteckt trägt, während zwei Männer sie vermessen. Laut Untertitelung handle es sich dabei um die Anprobe für ihr Halloween-Kostüm.
Klum ist ja als Fan des Gruselfests bekannt und beeindruckt alljährlich mit besonders ausgefallenen Verkleidungen. Das große Rätselraten, als was sie dieses Jahr bei ihrer eigenen Party aufschlagen wird, ist eröffnet. Es sei denn, man hat Besseres zu tun.
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