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Sea-Watch-Aktion

© Sea Watch Tobias Koenig

„Die Warnzeichen sind klar“ : Prominente unterstützen Sea-Watch-Aktion am Brandenburger Tor

Für einen Tag versperrte ein Schilderwald auf dem Pariser Platz die freie Sicht aufs Brandenburger Tor. Der Berliner Verein „Sea Watch“ warb am Sonnabend mit prominenter Unterstützung für seine Sache.

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Nein, das ist keine neue Baustelle – zumindest nicht im Sinne der Sache – und nein, auch um Kunst soll es ausnahmsweise nicht gehen. 250 Verkehrsschilder wurden am Sonnabend vor dem Brandenburger Tor aufgestellt und nahmen fast ein Drittel des Pariser Platzes ein.

Dass es sich hier auch um kein neues Verkehrsschild-Endlager handelte, zeigte ihr einheitliches Design: Schwarze Schrift auf orangem Grund. Passanten standen davor oder wandelten hindurch. Auf den Schildern stand „Gefahr“ oder „Warnung, Gewalt an Grenzen“ geschrieben. Einige zeigten Symbole von geballten Fäusten, Stacheldraht oder Totenköpfe. Neben einer kleinen Bühne war ein weiteres, etwas größeres Schild aufgebaut, das Auskunft geben sollte, worum es hier ging: „Die Warnzeichen sind klar. Unterstütze Sea-Watch und hilf Leben im Mittelmeer zu retten“.

Die EU redet von Frieden, während sie an Weihnachten weiter Gräber schaufelt.

Giulia Messmer, „Sea-Watch“-Sprecherin

Für einen Tag hatte sich der Berliner Verein hier in Position gebracht und wollte wieder auf seine Arbeit, die Rettung flüchtender Menschen im Mittelmeer, aufmerksam machen – auch, um neue Spender werben. Das kreative Konzept steuerte die Werbeagentur „Mother“ bei.

Seit 2015 engagiert sich „Sea-Watch“ für die Rettung von Menschen im Mittelmeer, die oft auf Schlauchboten, aus Nordafrika, der Türkei oder Syrien kommend, das europäische Festland erreichen wollen. Der Berliner Unternehmer Harald Höppner hatte vor bald zehn Jahren die Idee. Mithilfe einer großzügigen Spende kaufte er einen alten Kutter, baute ihn um und stach in See. Inzwischen zählt die Flotte auch kleinere Flugzeuge, die Ausschau nach in Seenot geratenen Flüchtlingsbooten halten.

Prominente Unterstützung auch digital

Über die Jahre konnte der Verein viele prominente Unterstützer für sich gewinnen, von denen einige am Sonnabend auch das Brandenburger Tor besuchten, darunter der Babylon-Berlin Schauspieler Julius Feldmeier oder der politische Influencer Simon David Dressler. Weitere bekannte Gesichter teilten ihren Support via soziale Medien.

Moderator Klaas Heufer-Umlauf zum Beispiel postete auf Instagram einen düsteren Film des Regisseurs Harun Güler, der das Schilder-Motiv aufgreift und ebenfalls Aufmerksamkeit für das Leid der Menschen im Mittelmeer sorgen soll. Unter seinen Beitrag schrieb Heufer-Umlauf eindrücklich: „Seit 2014 haben mehr als 30.000 Menschen bei dem Versuch, die europäische Küste zu erreichen, ihr Leben verloren. Und dennoch wird nichts unternommen, um das Ertrinken zu verhindern, obwohl die Warnzeichen, die auf die tödliche Situation hinweisen, seit einem Jahrzehnt allgegenwärtig sind“. Die Zahl deckt sich mit Schätzungen der UN.

Tatsächlich seien es eben jene Warnzeichen – Warnschilder, die auf Risiken hinweisen – gewesen, die ideengebend für den Schilderwald waren, schrieb „Sea-Watch“ in einer Pressemitteilung: „Wir nutzten dieses alltägliche Medium, um auf eindringliche Weise über die vergessenen Gefahren im Mittelmeer zu sprechen.“ 

Die EU redet von Frieden, während sie an Weihnachten weiter Gräber schaufelt“, kommentierte „Sea-Watch“-Sprecherin Giulia Messmer die Aktion: „Mit unserer Kampagne fordern wir ein Ende europäischer Ignoranz und sichere Fluchtwege für jeden.“

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