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Die Bahn behandelt in der Werkstatt Berlin-Lichtenberg die Fenster von Regionalzügen mit Laser für besseren Handy-Empfang.

© Stefan Jacobs

Für besseren Handy-Empfang im Zug: Bahn ritzt Fenster in Berliner Regios an

Der schlechte Mobilfunkempfang in der Bahn liegt auch an einer Beschichtung auf den Zugfenstern. Für mehrere Linien schafft die DB jetzt Abhilfe.

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Auf mehreren Regionallinien der Bahn in Berlin und Brandenburg gibt es demnächst Handy- und Ruhezonen. Allerdings nicht offiziell wie im ICE, sondern je nach Beschaffenheit der Wagen: In ihrer Werkstatt in Lichtenberg lässt die Bahntochter DB Regio Nordost zurzeit die 21 dreiteiligen Einheiten des Bombardier-Modells „Talent 2“ aufarbeiten und bei dieser Gelegenheit die Scheiben mit einem Laser durchlässiger für Mobilfunkwellen machen.

Bisher ist der Handy-Empfang in Zügen vor allem wegen einer hauchdünnen Metallschicht schlecht, die auf die Scheiben aufgedampft ist und die Hitzeeinstrahlung verhindert. Sie blockt aber auch einen Großteil der Mobilfunkwellen ab. Die Abschirmung der nachbehandelten Scheiben soll 90 Prozent geringer sein als zuvor.

Bei einem Werkstatttermin am Freitag wurde gerade das sechste Fahrzeug bearbeitet: Ein mobiler Laser brennt ein Gittermuster aus etwa zwei mal zwei Millimeter großen Kästchen in die Wärmeschutzschicht. Weil die Scheiben dazu nicht ausgebaut werden müssen, ist die Sache während einer Arbeitsschicht erledigt und mit etwa 10.000 Euro pro Dreiteiler relativ günstig. Die Finanzierung läuft nach Auskunft von Thomas Dill, Bereichsleiter Nahverkehrsmananagement beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), über ein „Innovationsbudget“, das die Bahn dem VBB bei ihrer Bewerbung um den Regionalverkehr auf mehreren Strecken angeboten habe.

Im Licht einer starken Taschenlampe wird das in die Scheiben gelaserte Gittermuster sichtbar.

© Stefan Jacobs

Bis Weihnachten soll fast täglich ein Zug bearbeitet werden. Eingesetzt werden die Dreiteiler werktags zur Verstärkung des RE7 (Dessau–Berlin–Senftenberg) sowie als RB20 (Oranienburg–Berlin–Potsdam) und RB23 (Flughafen BER–Berlin–Golm). Die fünfteiligen Einheiten desselben Modells auf diesen Linien werden allerdings zunächst nicht nachgerüstet. Auch für die Doppelstockwagen, die einen Großteil der DB-Regio-Flotte ausmachen, gibt es mangels Budgets noch keinen Zeitplan. Allerdings haben viele Züge inzwischen Wlan an Bord, das über Antennen außen am Zug unabhängig vom abgeschirmten Handyempfang funktioniert.

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DB-Regio-Nordost-Chef Carsten Moll geht davon aus, dass sich der Tipp, für besseren Empfang in den dreiteiligen Zugteil zu steigen, bei den Fahrgästen schnell herumsprechen werde. Auf den Linien RE10 (Frankfurt Oder–Leipzig) und RE11 (Leipzig–Hoyerswerda) gebe es das Problem dank serienmäßig funkdurchlässiger Scheiben ohnehin nicht. Das gilt auch auf dem von der Odeg betriebenen RE1, der mit Abstand meistgenutzten Regionallinie in Berlin und Brandenburg: Die Ende 2022 in Betrieb genommenen Siemens-Züge haben ebenfalls ab Werk durchlässige Fenster; bei genauem Hinschauen an einem eingravierten Wabenmuster erkennbar.

In den nächsten Monaten werden nach Auskunft von VBB-Mann Dill auch viele Kunden der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) von besserem Handyempfang profitieren, weil die NEB viele ihrer relativ alten Triebwagen durch neue Siemens-Batteriezüge ersetzen werde. Für die DB stellt Moll zumindest Wlan für die RE-Linien 3, 4 und 5 in Aussicht, wo ab Ende 2025 neue oder generalüberholte Wagen eingesetzt werden sollen. Und im Fernverkehr investiert die DB nach eigenen Angaben rund 50 Millionen Euro, um mehr als 70.000 Fensterscheiben per Laserbehandlung durchlässiger zu machen.

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