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 Ute Bonde (CDU, l-r), Berliner Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Kai Wegner (CDU), Regierender Bürgermeister von Berlin, Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), und Franziska Giffey (SPD), Berliner Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe, stehen vor einer Spundwand beim Start der Bauarbeiten für die Verlängerung der U-Bahn-Linie U3 im Berliner Südwesten.

© dpa/Hannes P Albert

Große Feier für die Berliner U-Bahn: Bis Ende 2030 soll die U3 bis Mexikoplatz fahren

Senat und BVG versprechen, die U3 zu verlängern. Am Montag wurde Baubeginn für die Erneuerung einer alten Abstellanlage gefeiert. Doch für den Weiterbau gibt es noch kein Baurecht.

Stand:

Die BVG erneuert eine Abstellanlage für ihre U-Bahn. Der Tunnel hinter dem heutigen Endbahnhof Krumme Lanke stammt aus dem Eröffnungsjahr der U3 – 1929. Er ist so baufällig, dass er neu gebaut werden muss. Dazu kamen am Montag der Regierende Bürgermeister Kai Wegner, Verkehrssenatorin Ute Bonde (beide CDU), Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) und die BVG-Spitze.

Für eine Abstellanlage? Nein, für ein Versprechen. Denn nach dem Tunnel kommt die Verlängerung: 1929 war die Dahlemer U-Bahn bis Krumme Lanke fertig. Schon damals war die Verknüpfung mit der S-Bahn an der Lindenthaler Allee (heute: „Mexikoplatz“) vorgesehen. Es sind ja nur 800 Meter.

Die BVG prognostiziert 12.000 Fahrgäste und spricht von „einem wichtigen Beitrag zur Verkehrswende“. Bisher steigen etwa 6000 Fahrgäste zwischen S- und U-Bahn für die 800 Meter in den Bus. Die U-Bahn würde die Zahl der Fahrgäste also verdoppeln.

1987 hieß der S-Bahnhof noch Lindenthaler Allee. In Höhe der Warnbaken soll einmal der U-Bahnhof sein.

© Jörn Hasselmann

Im besten Fall, wenn wirklich alles gut geht, könnten die Züge Ende 2030 rollen, also 101 Jahre später. Franziska Giffey versprach am Montag, den Zeitplan einzuhalten. Und Kai Wegner versprach „zu machen“. Den vorherigen Senaten warf er vor: „Es wurde diskutiert, nichts ist passiert.“

Beobachter halten 2030 für ausgeschlossen. Denn während auf der abgesperrten Baustelle gefeiert wurde, protestierten Mitglieder der Bürgerinitiative „Rettet den Mexikoplatz“ gegen den „Wahnsinn“. Sie kündigten erneut an, zu klagen. Auf Nachfrage sagte ein BVG-Sprecher, dass bislang 820 Einwendungen gegen die Verlängerung eingegangen seien. Diese müssen alle abgearbeitet werden.

Eine Klage würde den Zeitplan der BVG (2026 echter Baubeginn, 2030/31 Fertigstellung) endgültig kippen. Dies hatten Vertreter der BVG-Projektgesellschaft schon bei der Vorstellung der Pläne für die Nachbarschaft im Dezember offen eingeräumt. Den eigenen Zeitplan nannten sie damals „ambitioniert“.

Die Bürgerinitiative hat ein eigenes Gutachten in Auftrag gegeben, das den Berechnungen und Angaben widerspricht. Die vor einem Jahr genannten Baukosten von 103 Millionen seien schön gerechnet, einiges wie die Abstellanlage werde gar nicht berücksichtigt.

Dem wiederum widerspricht die BVG: Das BI-Gutachten „bringe einige Zusammenhänge durcheinander und vergleiche Aspekte miteinander, die nicht vergleichbar sind“, die BI vermenge „Hypothesen und Vorwürfe“. Selbstverständlich seien die eigenen Berechnungen korrekt. Aktuelle Angaben zu den Kosten machte die BVG weder in ihrer Mitteilung noch auf Nachfrage. Angesichts der Baupreisentwicklung gelten die 103 Millionen als überholt.

Es geht ums Geld. Nur, wenn das Projekt wirtschaftlich ist, übernimmt der Bund einen Großteil der Kosten. Dies nennt sich Nutzen-Kosten-Untersuchung. Diese NKU ist eine standardisierte Bewertung von Infrastrukturprojekten im ÖPNV nach einheitlichen, vom Bund vorgegebenen Kriterien. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob der gesamtgesellschaftliche Nutzen eines Projekts die damit verbundenen Aufwendungen übersteigt.

Die Kosten haben sich bereits verdoppelt, weil die BVG vor Jahren den Anwohnern entgegenkam. Diese fürchteten eine Zerstörung des Gartendenkmals Mexikoplatz.

Ein Architekturmodell des Bahnhofs Mexikoplatz

© Jörn Hasselmann

Nun liegen die beiden Seitenbahnsteige hinter der S-Bahn-Trasse. Im Dezember hatte die BVG Modelle gezeigt, wie der Bahnhof aussehen soll. Dominierend werde ein „erdiges Altrosa“ sein, die Seitenwände werden einheitlich in dieser Farbe sein. Man habe sich an typisch bunten Straßen in Mexiko orientiert, so das von der BVG beauftragte Architekturbüro.

Die Bauzäune stehen bereits, der Autoverkehr wird jeweils einspurig auf der westlichen Fahrbahnseite geführt. Radfahrer haben Richtung Norden eine eigene Spur, auf der anderen Seite nur den alten Hochbordradweg.

Für die eigentliche Verlängerung der U3 werden die Sperrungen deutlich intensiver. Der Straßenzug Lindenthaler und Argentinische Allee wird über fünf Jahre zur Baustelle, die Durchfahrt unter der S-Bahn-Brücke soll 18 Monate gesperrt werden.

Verkehrssenatorin Bonde sprach sich „perspektivisch“ für eine weitere Verlängerung der U3 bis Düppel-Kleinmachnow aus, um eine Verknüpfung mit Regionalzügen auf der Stammbahn zu schaffen. Auch bei diesem DB-Projekt ist unklar, wann die ersten Züge fahren.

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