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„Hat sich um unser Berlin verdient gemacht“: Verlegerin Friede Springer wird Ehrenbürgerin der Stadt
In einer Reihe mit Marlene Dietrich und Willy Brandt: Die Unternehmerin Friede Springer bekommt die Ehrenbürgerwürde Berlins verliehen.
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Berlin bekommt eine neue Ehrenbürgerin. Am Mittwoch wird der Regierende Bürgermeister Kai Wegner der Verlegerin Friede Springer diese Würde im Roten Rathaus verleihen. An der Zeremonie wird auch die Präsidentin des Abgeordnetenhauses, Cornelia Seibeld, teilnehmen.
Mehr sein als scheinen. Das Credo des Unterstatements passt gut zu Friede Springer. Wer sie im gesellschaftlichen Leben der Stadt erlebt, sieht eine feine freundliche Frau, bescheiden im Auftreten, zugewandt im Umgang.
Ein Außenstehender käme wohl nie auf die Idee, dass da eine große, vielfach ausgezeichnete Philanthropin vor ihm steht, Milliardärin, laut Forbes, die das Erbe ihres verstorbenen Mannes Axel Springer höchst erfolgreich fortgeführt hat.
Großzügige Unterstützung für Stadt und Land
Das Bekenntnis zu Berlin, zu Freiheit und Demokratie habe immer im Zentrum des Engagements von Friede Springer gestanden, begründet Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner die Entscheidung. Als stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende begleite sie die Axel Springer SE auf dem Weg der Transformation zu einem digitalen Unternehmen, das vom Standort Berlin aus im internationalen Wettbewerb bestehen müsse.
Beispiele für die „großzügige Unterstützung, die Friede Springer in unserer Stadt und unserem Land, aber auch international leistet“, nennt er ebenfalls, unter anderem die Friede Springer Stiftung und das „Cardiovascular Prevention Center at Charité“, dessen Aufbau mit einem Betrag von bis zu 70 Millionen Euro gefördert werde.
Leo-Baeck-Preis und Ehrendoktorwürde
Auch ihren Einsatz für die Stärkung der Beziehungen zwischen Deutschland und Israel führt Wegner auf, die Vielzahl der von ihr unterstützten Projekte, um die Geschichte der Shoah wachzuhalten.
Der Leo-Baeck-Preis, die Ehrendoktorwürde der Hebräischen Universität Jerusalem und das Große Verdienstkreuz gehören zu den früheren Auszeichnungen der neuen Ehrenbürgerin. Mit dieser Würde steht sie dann in einer Reihe mit Persönlichkeiten wie Marlene Dietrich, Willy Brandt, Siegmund Jähn, Michail Gorbatschow, Ronald Reagan und Paul Lincke.
Porträt im Abgeordnetenhaus
Ihr Portrait wird künftig auch im Abgeordnetenhaus zu sehen sein. Als Friede Springer im August 2022 ihren 80. Geburtstag feierte, fühlte sich der Publizist Stephan Russ-Mohl im Tagesspiegel angesichts ihres „Lebens im Ausnahmezustand“ an „ Märchen aus 1001 Nacht“ erinnert. Auf Föhr aufgewachsen, eroberte sie als Kindermädchen das Herz des Verlegers Axel Springer.
An dessen Seite durchlebte sie schwierige Zeiten, als er nach den Schüssen auf Rudi Dutschke zum Feindbild wurde. Nach dem Tod des Ehemannes musste sie gegen Intrigen kämpfen, konnte das Erbe aber schließlich retten. Eher abseits des Rampenlichts entwickelte sie das Unternehmen weiter. Im Vergleich zu ihrem Mann hat sie sich für einen unaufwändigen Lebensstil entschieden.
Die bedeutendste Auszeichnung der Stadt bekommen nur Persönlichkeiten, die sich in hervorragender Weise um die Stadt verdient gemacht haben. Vorgeschlagen werden sie vom Abgeordnetenhaus, von Mitgliedern des Senats, den Bezirksämtern und den Bezirksverordnetenversammlungen.
Bei einer der reichsten Frauen des Landes steht zwar nicht zu befürchten, dass sie jemals bedürftig wird. Die Ehrenversorgung, die ihr in dem Fall zustünde, ist also eher symbolisch als zusätzliche Absicherung zu betrachten. Wohl auch mit protokollarischem Bedacht wird die Urkunde in einer feierlichen Zeremonie der einflussreichen Verlegerin erst nach den Wahlen im Festsaal überreicht.
Dazu gibt es noch weitere Gaben. Die Grabstätten von Ehrenbürgern werden ohne zeitliche Begrenzung als Ehrengrabstätten des Landes anerkannt. Zu Lebzeiten wird Friede Springer künftig an allen Feierlichkeiten und Bekanntmachungen des Senats als Ehrengast teilnehmen dürfen. Gut möglich, dass sie dabei gelegentlich auch auf Margot Friedländer, Frank-Walter Steinmeier, Joachim Gauck, Daniel Barenboim und Wolf Biermann trifft, die ebenfalls Ehrenbürger der Stadt sind.
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