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Margot Friedländer (2.v.l) übergibt Schülerinnen der Schülerzeitung „josefine“ den Margot Friedländer Schulpreis 2024, während Moderatorin Alev Doğan (l) ihre Hand hält.

© dpa/Annette Riedl

Update

„Ich bitte euch alle: seid Menschen!“: Margot-Friedländer-Preis in Berlin vergeben

Margot Friedländer hat als einzige ihrer Familie die Mordmaschinerie der Nationalsozialisten überlebt. Im Alter von 103 Jahren ehrt sie Mitstreiter im Kampf gegen Hass, Antisemitismus – und gegen das Vergessen.

Stand:

Ein Hamburger Lehrer, ein Thüringer Behindertenprojekt, Workshops gegen Fake News: Insgesamt sechs Mal ist im Humboldt-Forum am Mittwochabend der Margot-Friedländer-Preis vergeben worden.

Benannt ist er nach der 103-jährigen Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer, vergeben wurde er in diesem Jahr erstmals von ihrer eigenen Stiftung – und auf der Bühne von ihr selbst.

In ihrer Eröffnungsrede dankte Friedländer den vielen Ehrenamtlichen und Engagierten, die ihre Arbeit unterstützen und weitertragen: „Meine Stiftung wird mein Lebenswerk fortführen, wenn ich eines Tages nicht mehr selber da bin und sprechen kann“.

Für ihre Botschaft brauche sie nicht viele Worte: „Es gibt kein christliches, kein jüdisches, kein muslimisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut. Wir sind alle gleich“. Sie zeichne Menschen und Organisationen aus, die sich dieses einfache Prinzip zu eigen gemacht haben. Ihre Rede schloss sie mit den eindringlichen Worten: „Ich bitte euch alle: seid Menschen!“.

300 Bewerbungen habe es gegeben, von denen die Jury unter dem Vorsitz von Elke Büdenbender, der Frau des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, die sechs Gewinner kürte. Insgesamt ist der Preis auf 29.000 Euro dotiert.

Die Preisträgerinnen und Preisträger

Gleich zwei Schulprojekte erhielten den Margot-Friedländer-Schulpreis: Die „Interessensgemeinschaft Friedenstaube“ des Otto Nagel Gymnasiums in Berlin-Marzahn und die Schülerzeitung „josefine“ der Mädchenrealschule St. Josef in Hanau.

Außerdem ausgezeichnet: Das Zentrum „Barrierefrei erinnern“ der Thüringer Lebenshilfe bietet Informationen über die Zeit des Nationalsozialismus in einfacher und leichter Sprache, auch für Menschen mit Behinderungen. Organisiert werden unter anderem Führungen in Erfurt und Weimar.

Der Verein „Zweitzeugen aus Bünde“ in Nordrhein-Westfalen versucht, die Erinnerung an den Holocaust lebendig zu halten. Jährlich werden 7000 junge Leute erreicht, die die Lebensgeschichten von Überlebenden des NS-Massenmords weitertragen.

Margot Friedländer übergibt dem Hamburger Lehrer Hédi Bouden den Margot Friedländer Persönlichkeitspreis 2024 für sein Engagement in der Antisemitismusprävention.

© dpa/Annette Riedl

Der Hamburger Lehrer Hédi Bouden bekam den Margot-Friedländer-Persönlichkeitspreis für sein „außergewöhnliches Engagement in der Antisemitismusprävention“: Er organisiert Begegnungsreisen, Theater- und Ausstellungsprojekte für deutsche, israelische und arabische Schüler.

Mit dem Hauptpreis wurde der Verein „apropolis“ aus Burgwedel in Niedersachsen geehrt. In Workshops schult er junge Menschen, Vorurteile und Fake News zu erkennen, gegen Diskriminierung einzutreten und konstruktiv zu streiten.

Durch den Abend – und Friedländer von ihrem Platz zum Fotomoment mit den Preisträgern und wieder zurück – führte die Journalistin Alev Doğan. Die Laudationen wurden von Jury-Mitgliedern gehalten. Darunter der ehemalige Fußball-Nationalspieler Arne Friedrich, die Schauspielerin Natalie Wörner oder der in Begleitung von Berlins Regierendem Kai Wegner deutlich zu spät gekommene Kultursenator Joe Chialo. Unter den Gästen waren unter anderen Georg Friedrich Prinz von Preußen, Iris Berben oder Monika Grütters. (mit dpa)

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