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Ein Autokran hob die U-Bahn aufs richtige Gleis.

© Jörn Hasselmann

Kommt die U-Bahn geflogen: Neue Exponate schweben per Kran ins Berliner Technikmuseum

Das Deutsche Technikmuseum gestaltet seine Ausstellung neu. Am Dienstag schwebten neue Ausstellungsstücke hinein, darunter ein West-Berliner U-Bahn-Wagen von 1980.

Wer seine U-Bahn liebt, der schiebt. Die letzten 100 Meter Fahrt auf ein Abstellgleis am Deutschen Technikmuseum (DTM) in Berlin-Kreuzberg absolvierten die beiden Waggons am Dienstag mit Muskelkraft – Mitarbeiter schoben sie ans Ziel. Zuvor hatte ein riesiger Autokran die Wagen hoch durch die Luft gehoben – denn das Gleis am Güterschuppen hat keinen Anschluss mehr an die Museumsgleise.

Der Doppeltriebwagen 2700/2701 hatte schon einmal eine ganz besondere Rolle: Mit genau diesem Fahrzeug wurde am 1. Oktober 1980 die Linie U7 nach Rohrdamm eröffnet (Spandau folgte erst einige Jahre später). Beide Waggons hatten schon vorher auf dem Museumsgelände gestanden, konnten aber nicht besichtigt werden.

Auch ein Reisezugwagen kam am Dienstag auf dem Luftweg, er war zuvor vom Großmarkt in Moabit aus auf Schienen angereist. Am Mittwoch wird noch eine sehr alte S-Bahn der Baureihe 169 auf das Ladegleis gehoben. Die Fahrzeuge werden künftig von der Güterrampe im Freigelände aus zu besichtigen sein.

Der Reisezugwagen („Silberling“ im Eisenbahnersprech) stand in den letzten zwölf Jahren als „KIMBAexpress“ auf dem Großmarkt. Dort bekam er eine Kinderküche und ein Versuchslabor für Lebensmittelexperimente. Mehr als 14.000 Kinder haben dort gesundes Kochen und gesunde Ernährung gelernt. Die „Berliner Tafel“ wird diese Kurse künftig in Kreuzberg anbieten, im Güterschuppen des Technikmuseums befindet sich dessen Jugendabteilung „Spektrum“. „Wir sind sehr glücklich mit dem neuen Zuhause“, sagte Sabine Werth, die Chefin der Tafel.

Ein halbes Jahr logistische Vorbereitungen

Die umgesetzte U-Bahn vom Typ „F79“ bekommt dagegen eine neue Rolle: Die BVG will dort künftig Nachwuchs werben und Kindern das sichere U-Bahn-Fahren zeigen. „Das passt sehr gut zu unserem Familienmuseum“, sagte DTM-Direktor Joachim Breuninger dem Tagesspiegel. In den letzten Jahren standen die Wagen im Freien neben dem Lokschuppen des Museums und wurden von Ehrenamtlichen der Arbeitsgemeinschaft U-Bahn in den Zustand von 1980 zurückversetzt. „Wir freuen uns über die Intensivierung der Zusammenarbeit mit der BVG“, sagte DTM-Direktor Joachim Breuninger.

Für das Museum war der Transport durch die Luft auch finanziell ein Kraftakt. Etwa 60.000 Euro hat alles zusammen gekostet, ein halbes Jahr hatte Depotleiter Dietmar Ruppert die Logistik für diese beiden Tage vorbereitet, einige Bäume mussten gestutzt werden, die U-Bahnen erhielten eigens konstruierte Untergestelle, damit die Höhe zur Laderampe passt. Bei der Gestaltung des Gleisdreieckparks vor etwa 15 Jahren hatte man den Anschluss dieses Gleises gekappt. Um dieses wieder als Ausstellungsfläche zu nutzen, musste der 500-Tonnen-Autokran kommen.

Wer seine U-Bahn liebt, der schiebt.
Wer seine U-Bahn liebt, der schiebt.

© Jörn Hasselmann

Im Sommer soll die neue Ausstellung in den beiden Rundlokschuppen eröffnet werden, die sich viel stärker als bislang dem Berliner Nahverkehr widmen wird. Wie berichtet, hat sich das Museum im Dezember dafür von anderen Exponaten getrennt, unter anderem von einer großen Dampflok.

Lars Quadejacob, der für Eisenbahnen zuständige Sammlungsleiter, nennt es eine „Neubewertung“. Als das Museum vor 40 Jahren Jahren im ehemaligen West-Berlin als Verkehrsmuseum gegründet wurde, war vieles von Zufällen geprägt. Man füllte die beiden Lokschuppen mit dem, was da war: Dampfloks.

Anstelle der weggegebenen Dampflok kamen eine Berliner und eine Hamburger S-Bahn in den Lokschuppen. Da der Doppeltriebwagen der BVG nicht hineinpasste, musste er ins Freie auf das ehemalige Güterschuppengleis.

Zuletzt kamen 600.000 Besucher pro Jahr ins DTM nach Kreuzberg. Im Sommer soll der 40. Geburtstag gefeiert werden.

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