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Landesbibliothek am Alex: Dieses Berliner Märchen muss wahr werden
Die Stadt hat zwei marode Bibliotheken. Sie kann daraus endlich einen Wissensort der Zukunft machen – und dabei dem steinernen Alex wieder einen Sinn geben.

Stand:
Diese Idee ist zu toll, um sie nicht Wirklichkeit werden zu lassen: Ausgerechnet am Alexanderplatz, bisher mehr Stein als Sein und mit seinen Jahrmarkt-Bretterbuden höchstens Fluchtpunkt in die nächste Bahn, könnte aus dem alten Berlin etwas wirklich Neues entstehen.
Galeria Kaufhof, das letzte Kaufhaus im Osten der Stadt, will sich hier auf kleinerer Fläche neu erfinden. Und im gleichen Haus könnte die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) sich selbst und dem von Hochhaus-Baustellen gesäumten Platz einen neuen Sinn geben. Klingt wie in einem Berliner Märchenbuch. Sollte aber wahr werden.
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Der Kommentar von Robert Ide zum Nachhören:
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Was im geschlossenen Galeries Lafayette an der öden Friedrichstraße nicht klappte, kann am ollen Alex gelingen. Die ZLB, bisher zusammengezwängt in der morschen, viel zu kleinen Amerika-Gedenkbibliothek in Kreuzberg sowie in der maroden, nicht mal wasserdichten Landesbibliothek in Mitte könnten endlich an einem neuen Ort zusammenfinden. Eine Grundsanierung beider Häuser würde rund 600 Millionen Euro kosten; ein Umzug macht sowieso Sinn.
Eine neue Bibliothek würde ein gemischtes, wissbegieriges Publikum anziehen, das dem Alex schon lange fehlt. Und wenn man schon träumen darf: Warum entsteht hier nicht gleich eine Bibliothek der Zukunft? Man muss nur nach Skandinavien schauen, um zu sehen, welche neuen Seiten moderne Bücherhäuser aufblättern können.

© imago/Jürgen Ritter
Bibliotheken sollten Lernorte und Treffpunkte des Wissens und Wissenwollens sein, ohne Konsumzwang, offen für alle. In Oslo und Helsinki gibt es nicht nur Leseräume, sondern Musikzimmer, IT-Labore, 3-D-Drucker, Küchen zum Ausprobieren. Genau davon träumt auch der neue ZLB-Direktor Jonas Fansa.
Und es gibt erste Ansätze: Hinter der Amerika-Gedenkbibliothek finden in einem luftigen Pop-up-Bereich Seminare und Lesungen statt, in Pankow kann man sich Geräte in einer Bibliothek der Dinge ausleihen. Vom Lesen ins Lernen ins Leben – das sollte der Zukunftsweg auch der wichtigsten Berliner Bibliothek werden.
Erst einmal muss natürlich der Umzug klappen. Daran wird hinter den Bücherregalen heftig gewerkelt, erstmals zusammen von Wirtschafts-, Finanz- und Kulturverwaltung. Kaufhaus-Eigentümer Commerz Real sowie Vertreter von Galeria Kaufhof und der ZLB sitzen auch am Tisch.
Aus Senatskreisen heißt es, dass in diesen Tagen der Mietvertrag für das Kaufhaus zunächst bis zum Sommer verlängert werden soll. Damit gäbe es genug Zeit, alles neu aufzustellen und auszuhandeln. Und die Finanzverwaltung kann prüfen, ob Geld aus dem neuen Infrastruktur-Sondervermögen genutzt werden kann für dieses so wichtige, so richtige Projekt.
Die Entwicklungen am Alex bleiben spannend wie ein gutes Buch. Hoffentlich mit Happy End: für ein erneuertes Kaufhaus und eine neue Bibliothek mittendrin in einer Stadt, die sich irgendwann wieder gerne am ollen Alex trifft.
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Jeden Donnerstag ab 6 Uhr kommentiert Robert Ide stadtpolitische Themen bei Simone Panteleit und Team im Berliner Rundfunk 91.4. Im Tagesspiegel finden Sie den Kommentar zum Nachlesen und Nachhören.
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