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Ein Neuer für den BER? Im Juli 2014 musste Michael Clausecker als Deutschlandchef beim Bahnkonzern Bombardier gehen.

© dpa

Nachfolge für Hartmut Mehdorn am BER: Letzter Aufruf für …

… ja, für wen eigentlich? Die BER-Eigentümer machen es spannend, wer Mehdorn beerbt: Beim Spitzentreffen fiel keine Entscheidung. Zwei Kandidaten gibt es.

Der Poker um die Nachfolge von Hartmut Mehdorn als BER-Chef geht doch weiter: Bei einem Spitzentreffen am Freitag im Roten Rathaus haben Berlins Regierender Michael Müller, Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (beide SPD) und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) noch keine Entscheidung getroffen, wer die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) künftig führen und auch die für 2017 angekündigte Eröffnung des BER-Airports verantworten soll.

Zwar gilt, wie berichtet, der bisherige Rolls-Royce-Manager Karsten Mühlenfeld weiterhin als Favorit für den Posten, den Mehdorn spätestens Ende Juni 2015 räumen will. Doch gab es bei den Eigentümern des Flughafens einige Irritationen, dass die Personalie vorab publik wurde. Der Vorschlag kam aus Brandenburg; Berlin und der Bund haben offen reagiert. Nach Tagesspiegel-Informationen ist noch ein weiterer Industriekapitän für den Flughafenjob im Rennen – nämlich der frühere Bombardier-Manager Michael Clausecker.

Ein Kandidat ist der frühere Bombardier-Manager Michael Clausecker

Das Treffen der BER-Eigentümer hatte zweieinhalb Stunden gedauert, eine Stunde länger als geplant. Dann rauschten Bundesverkehrsminister Dobrindt in seinem Elektromobil und Woidke mit der schwarzen Potsdamer Regierungslimousine aus dem Roten Rathaus davon. Es gab keine Statements, auch keins des Berliner Regierenden. Stattdessen wurde eine dürre Erklärung des amtierenden Aufsichtsratschefs Rainer Bretschneider – Brandenburgs Flughafenstaatssekretär – an die Journalisten verteilt: Es seien „ausgesprochen gute und konstruktive Gespräche“ gewesen, hieß es darin. „Personalentscheidungen wurden nicht getroffen“, erklärte Bretschneider. „Weitere Gespräche dazu werden stattfinden.“ Ziel sei nach wie vor eine Entscheidung so schnell wie möglich, hieß es danach aus Teilnehmerkreisen.

Beim Bahnhersteller Bombardier in Hennigsdorf wiederum schlug die Meldung, dass Mühlenfeld womöglich Flughafenchef wird, hohe Wellen. Denn der 51-Jährige hat gerade dort angeheuert, er soll als Leiter Engineering anfangen. „Wir erwarten Herrn Mühlenfeld am 1. Februar 2015 bei uns“, sagte ein Bombardier-Sprecher. So war es in einem Rundschreiben Anfang Januar der Belegschaft verkündet worden. Mühlenfeld selbst war in einem Newsletter mit dem Satz zitiert worden, dass er nach 20 Jahren in der Luftfahrtindustrie eine neue Herausforderung brauche. Clausecker wiederum war bis Sommer des vergangenen Jahres Deutschlandchef beim Bahnhersteller Bombardier, der seinen Sitz in Berlin hat. Der Konzern hatte die Trennung damals damit begründet, dass der Deutschland-Bereich, den Clausecker geleitet hatte, in einen neuen Zentral-Europa-Bereich eingegliedert worden sei. Clauseckers Aufgaben seien damit entfallen. Anders als Mühlenfeld hat Clausecker bisher keinen neuen Arbeitsvertrag unterschrieben. Eine Stellungnahme lehnte er am Freitag auf Tagesspiegel-Anfrage ab. Zu Spekulationen äußere er sich nicht, sagte Clausecker, der seit Dezember 2011 Mitglied und seit März 2012 Vorsitzender der Geschäftsführung der Bombardier Transportation GmbH ist. Zuvor hatte er unter anderem bei Daimler-Benz, bei der Treuhandanstalt und bei der Deutsche Waggonbau AG gearbeitet. 1999 war er zu Siemens gewechselt und dort für den Bereich Lokomotiven zuständig.

Rolls-Royce-Manager Karsten Mühlenfeld war für die Entwicklung von Triebwerken zuständig

Clausecker gilt in der Branche als Topmanager. Geschätzt werde vor allem seine Fähigkeit, bei Auseinandersetzungen zu vermitteln. Er wisse, wie man Botschaften übermittele. Clausecker sei „das Gegenteil“ von Mehdorn.

Mühlenfeld hat seit 1993 bei Rolls-Royce gearbeitet, wo der 52-Jährige auch seine berufliche Laufbahn begann. Ehe er die Geschäftsleitung von Rolls-Royce Deutschland übernahm, war er für die Entwicklung von Triebwerken und den Ausbau des Standorts Dahlewitz zuständig. Anders als der manchmal etwas poltrige Hartmut Mehdorn, der gerne auch mit den Politikern auf Kollisionskurs geht und auch durch kernige Sprüche auffiel, gilt Mühlenfeld als Mann der eher leisen Töne. Er diskutiert kontroverse Themen nicht in der Öffentlichkeit, sondern versucht Dinge im sachlichen Gespräch hinter den Kulissen zu klären.

In der Berliner und Brandenburger Politik und Wirtschaft ist Mühlenfeld – wie auch Clausecker – bestens vernetzt und wird als ebenso erfolgreicher wie kompetenter Spitzenmanager geschätzt. Schließlich hat der 51-jährige Berliner den beständig wachsenden Standort von Rolls-Royce im brandenburgischen Dahlewitz – ein Vorzeigebetrieb der Region – von Anfang an mit aufgebaut. Nach seinem Maschinenbaustudium an der TU Berlin hatte er bei der BMW Rolls-Royce Aero Engines GmbH angefangen, die damals gerade ihr neues Werk in Dahlewitz aufbaute. Dort machte er eine beispielhafte Karriere. Seit November 2012 fungiert er als Geschäftsführer Engineering und Operations von Rolls-Royce in Deutschland und verantwortete zudem den Bereich der kleinen und mittleren Ziviltriebwerke des Gesamtkonzerns.

Einer von uns beiden muss bald gehen. Beim BER sind zwei Kandidaten ganz eng in der Auswahl. Dieses Bild zeigt Karsten Mühlenfeld im Gespräch mit Angela Merkel und Matthias Platzeck.
Einer von uns beiden muss bald gehen. Beim BER sind zwei Kandidaten ganz eng in der Auswahl. Dieses Bild zeigt Karsten Mühlenfeld im Gespräch mit Angela Merkel und Matthias Platzeck.

© picture alliance / dpa

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